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Hinterfotzing

Hinterfotzinger Bote

Brexit

Groß Britannien stimmt für den Austritt aus der EU und die gefühlte Mehrheit der Briten ist entsetzt über die eigene Entscheidung. Schottland braucht nun eine William Wallace oder Mel Gibson und macht gemeinsam mit Nordirland aus Groß ein Klein Britannien, das sich weiterhin vor Überfremdung fürchtet, während es im letzten Jahrhundert einen Großteil der Welt als sein Eigentum betrachtete und nach Gutdünken ausbeutete. Aber Klein Britannien wird niemand mehr interessieren, denn der europäische Finanzmarkt wird wider allen Unkenrufen von London nach Frankfurt und damit ins Zentrum der europäischen Wirtschaftsmacht wechseln. Und die uninstallierte europäische Premierministerin Angie wird zur Supersuperangie. Jetzt muss nur noch Donald Trump Amerikanischer Präsident werden und Erdogan den Wiener Sängerknaben beitreten. Ja, es ist tatsächlich schlimm, wenn Satire Realität wird. Nein ehrlich: Etwas, wie die Europäische Union aufzugeben, das ist an Wahnsinn nicht zu überbieten. Reisefreiheit, wohin man will, Niederlassungsfreiheit, Frieden so weit das Auge reicht, einen Standard an Sicherheit und Rechtssicherheit, von dem viele Länder auf der Welt nur träumen. Anerkannte Bildungsabschlüsse innerhalb von 28 Staaten und und und. Aber den Briten war das scheinbar zuviel des Guten. Man müsste die Bauherren (jaaaa auch die Frauen) der Europäischen Union eigentlich zu Internationalhelden erklären, zu Euroheiligen.

O du fröööhhöliche Faschingszeit

Wenn die Weihnachtszeit den Christbaum verliert, dann kommt der Fasching. Wann genau, das entscheidet der Mond, wenn er wieder einmal sternhagelvoll ist. Dabei sind die Vollzustände des Mondes dermaßen verlässlich zu berechnen, wie bei einem Quartalsäufer. So richtet sich der Fasching nicht etwa am ersten vollen Mond aus, sondern am ersten vollen Mond im Frühling, so verlässlich lässt sich der alte Mann in seinen Gewohnheiten berechnen. Nach der fröööhölichen Weihnachtszeit kommt also die feuchtfröhliche Faschingszeit. Mit Vollmond in den Vollrausch. 
Obwohl wir die rheinischen Preußen nicht mögen, machen wir ihnen fein säuberlich alles nach. Wir bauen Karnevalswägen, die bei uns ein bisschen russischer ausschauen und Faschingswägen heißen, aber die Besatzung ist zumindest mehr besoffen als am Rhein, das können wir besser. Wir haben einen Elferrat, der sich mangels eigener Ideen die rheinischen Narrenkappen aufsetzt und so was ähnliches wie hellau schreit. Erst am Aschermittwoch werden wir wieder bayerisch und die rheinischen Utensilien verschwinden für ein Jahr in den Truhen.  

Die gelogene Glocke

Da hat neulich an einem hohen Feiertag in Hinterfotzing der Pfarrer, aber nicht der echte, sondern der andere, vermutlich aus Brescello, der hat die versammelte Vereinskompetenz, die an diesem Tag wegen des anschließenden Geschützdonners fahnenumweht und dennoch unfähig die Kirchenbänke zu füllen in einem predigtersetzenden, der Länge nach absolut predigtwürdigem Vorwort, diesen zapfenstreichübernächtigen, blassgesichtigen Uniformierten erklärt, dass jeden Donnerstag und nur am Donnerstag in Erinnerung an Jesu Abendmahl beim Gebetläuten anstelle der üblichen zwei drei Glocken erklingen. In vollster Überzeugung der dogmentifizierten unumstößlichen Wahrheit aus geweihtem, katholischen Mund, saß ich dann des gleichen und zufällig donnerstäglichen Abends im Freigehege einer Hinterfotzinger Schänke und wartete frommen Ohres und gespannt auf diese neue Erfahrung, auf das nächtliche Erzittern der mächtigen Bronzeglocken im Turm. Auf die erste folgte die zweite und tatsächlich erschallte nach einer zehnstündigen Pause die dritte. Aber wer hätte gedacht, dass die auch noch zum Gebetläuten gehört. Der Vollständigkeit halber hätte er, der Stellvertreter des Stellvertreters des Herrn halt sagen müssen, dass am darauffolgenden Freitag das Tagläuten ausfällt. Aber das sind die Details, die nur dem aufmerksamen Gottesdienstbesucher unverschlossen bleiben. Jeder andere hätte gesagt, die dritte Glocke war gelogen.

Neuwahlen beim Abseiler- und Egiostenverein

Der Hinterfotzinger Abseiler- und Egiostenverein hielt am vergangenen Wochentag seine Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen ab. Vorstand Isidor Früheim legte seinen Rechenschaftsbericht vor, in dem er bedauerte, dass die Abseiler und Egoisten sich immer mehr von den Veranstaltungen des Vereins abseilen und selbst die Großveranstaltung nur mehr klein besucht wird. Freilich auch das Wetter! Aber das kann man sich halt nicht aussuchen. Der Kassier legte eine solide Finanzlage vor, die hauptsächlich der Unbeteiligung an Beerdigungen zu verdanken ist. Der Verein hatte nämlich schon länger beschlossen, den verblichenen Mitgliedern durch Unbeteiligung an der Beerdigung die letzte Ehre zu erweisen, was sich rein finanziell betrachtet als Erfolgsmodell heraus stellte. Bei den Neuwahlen zum ersten Vorstand musste sich der bisherige erste Vorstand in einer kampflosen Kampfabstimmung nur sich selbst stellen und obsiegte im ersten Wahlgang. Für den zweiten Vorstand gab es keine Freiwilligen, nur Vorschläge von Abseilern und Egoisten, welche die vorgeschlagenen Abseiler und Egoisten abwiesen. Schließlich fand sich doch noch ein dankbares Opfer, welches sich sogar noch über die einstimmige Wahl freute. Die Wahl des Kassiers ging schneller, da der Kandidat bereits vorverpflichtet war. Schwieriger die Wahl der Kassenprüfer, weil sich die bisherigen Kassenprüfer als echte Abseiler und Egoisten nicht mehr in der Lage sahen, die immerhin gut 20 Buchungen im Jahr zu überprüfen. Nach langem Ringen fanden sich zwei neue Kassenprüfer. Als Bürgermeister Sturbacher die Neuwahlen abgeschlossen hatte, richtete er sein Grußwort an die versammelten Vereinsmitglieder und sprach über die große Tradition des Abselier- und Egoistenvereins, was aber ein Tisch mit Egoisten gar nicht mehr hörte, weil der nach äußerst erfolgreichem Abseilen schon wieder in die eigene Egozentrik versunken war. Damit machte der Verein am gesamten Abend seinem Namen alle Ehre.

Sofi überlebt?

Ich sitze gerade während der dunkelsten Phase vor meinem notstromaggregatbetriebenen PC und somit unabhängig vom zusammenbrechenden Solarstromnetz inmitten vieler Lebensmittelpakete, die ich mit letzter Panik gerade noch aus dem gähnend leeren Geschäft mit einem Sack Bargeld ergattern konnte und warte nun auf die Apokalypse. Sie wird eintreffen, sie muss eintreffen, denn was so intensiv angekündigt wird, darf doch nicht ausbleiben. Dann stehe ich da mit meinem nagelneuen Zweizylinder-Stromagregat, das sogar 400V kann und das Haus am Laufen hält, natürlich Diesel, damit ich es mit Heizöl füllen kann. Der mit Schraubzwingen zugepresste Gefrierschrank vermittelt ein sicheres Gefühl und lässt alle Sorgen, dass die Sonne hinter dem Mond hängen bleiben könnte, einigermaßen verblassen. Aber ich hätte auch für Hansi Hinterseher und Florian Silbereisen vorsorgen sollen, denn was soll aus der Welt werden, wenn sie die Sofi nicht überleben? Früher brachte die Sofi meistens einen Krieg, was nicht so verwunderlich ist, weil man Kriege nahezu von jedem Zaun brechen kann, das scheint ihr diesmal nicht zu gelingen. Macht nichts! Muss es halt mal ohne gehen. War halt doch nur ein bisschen eine Sofi, ein Sofilein, eine Übungssonnenfinsternis mit unzureichendem Panikpotenial.

Ist Draghi auf Drogi?

Der oberste europäische Währungshüter Mario Draghi gab heute bekannt, dass er ab März monatlich für 60 Milliarden Euronen Anleihen aufkaufen wird. Im Klartext bedeutet das den Ankauf wertloser Papiere, für welche die Banken wieder saubere Euros bekommen. Wenn also Banken in der Vergangenheit marode Staatsanleihen gekauft haben und dafür risikobedingt sehr hohe Zinsen kassierten, können Sie diese Anleihen jetzt dem Herrn Draghi verkaufen. Ihre Zinsgewinne dürfen Sie natürlich behalten und das Ausfallrisiko ist weg. Nach diesem Draghideal geht es den Banken wieder viel besser und sie können dem nächsten Bankrottstaat hochverzinste Staatsanleihen abkaufen, weil Herr Draghi ja nächstes Monat wieder zum Einkaufen kommt. Natürlich kauft Herr Draghi keine griechischen Anleihen, zumindest nicht direkt, da muss er schon ein bisschen über die Bande spielen, aber das ist ja kein Neuland. Man darf ja auch keine Waffen in ein Kriesengebiet verkaufen, deshalb sucht man sich ein passendes Drittland. Praktisch betrachtet werden in nächster Zeit monatlich 60 Milliarden Euro in den europäischen Geldmarkt gepumpt. Das ist nichts anderes, als eine Erhöhung der Geldmenge. Geld ist der Gegenwert für Waren und Leistungen. Wenn nun das Geld mehr wird, die Waren und Leistungen nicht, dann steht also mehr Geld der unveränderten Gegenleistung gegenüber. So macht man Inflation. Der Gegenwert des Geldes bleibt gleich, wird die Gesamtmenge des Geldes erhöht, verliert der einzelne Euro an Wert. Jeder Bauspareuro, jeder Kapitalrenteneuro, jeder Sparbucheuro und natürlich auch jeder Schuldeneuro, denn der ist das eigentliche Ziel der Übung. Da die öffentliche Hand per se ziemlich überschuldet ist, bedeutet jeder Prozentpunkt Inflation Schuldenabbau, vorausgesetzt die Zinsen bleiben unten. Aber wer bestimmt das Zinsniveau? Natürlich auch die europäische Union und damit der Herr Draghi und der wird sich hüten, die Zinsen zu erhöhen. Wenn also nun immer mehr Geld da ist und dadurch das einzelne Geld immer weniger wert wird, wer zahlt dann die Zeche? Na klar: der Einzelne halt, der sich was gespart hat, der brav seinen Bausparer, seine Lebensversicherung, seine Riesterrente einzahlt. Warum wohl möchten die Versicherer gerne die Autobahnen gegen gute Verzinsung sanieren? Autobahnen haben keine Inflation. Wenn man sich heute für gut 1% Geld leihen kann und Draghi 2% Inflation (haha) initiieren will, dann braucht man nicht viel Hirn, um die Aussichtslosigkeit des Geschäftsmodells zu erkennen. Wer also sparen will, der verschulde sich! Vielleicht sollte man das Fazit ziehen, dass Geld weder gesund noch glücklich macht. Soll es also ruhig hingehen, wo der Pfeffer wächst. Der wächst im Süden.

Biergermeisterbier

Der Biergerservice hat sich in Hinterfotzing auf ein neues Niveau gehoben. Seit kurzem liefert der Biergermeister persönlich das Bier ins Haus. Dazu muss man nicht erst 75, 80 oder 100 Jahre alt werden, nein, Bierger jeglichen Alters bringt der Biergermeister jedes gewünschte Bier ins Haus. Freilich muss man es bezahlen, das ist ja klar. So ein Biergermeister muss schließlich auch leben und wer sich einmal die Mühe macht, den Haushalt von Hinterfotzing durchzusehen, der weiß schnell, dass Freibier so ziemlich das letzte ist, was von seiten des Rathauses zu erwarten ist. Deshalb ist es eventuell sogar angebracht, ein angemessenes Trinkgeld drauf zu legen, dafür schleppt dann der Biergermeister das Tragl sogar bis ins hinterste Kellergewölbe und bedankt sich auch noch artig. Noch nie war es so einfach, biergermeisterlichen Dank zu erhalten. Das allseits beliebte Freibier fehlt also leider unter den vielen Biersorten. Könnte aber gut sein, dass es vor der nächsten Kommunalwahl bestellt werden kann. Wenn auch Sie biergermeisterliches Bier haben wollen, dann senden Sie eine E-Mail ans Biero des Biergermeisters und schon kommt ganz unbierokratisch das biergermeisterliche Bierauto. Alternativ können Sie auch per Briefwahl bestellen. Probüren Sie es aus!

Starkbiersaufen in Hinterfotzing

Am zweiten Fastenmontag veranstaltete der Stammtisch "bis zur letzten Zelle" das traditionelle Starkbiersaufen im Vereinsheim von Hinterfotzing. Vorstand Georg Grestl assistierte Pfarrer Rauchbier beim Anstechen des ersten Fasses, das durch diesen klerikalen Akt auch gleich die Absolution seiner Trinker erhielt. Pfarrer Rauchbier wies in seinem Grußwort darauf hin, dass Dank der großen Zahl der Starkbierfeste in der Region mittlerweile an jedem Tag der Fastenzeit Komafasten möglich ist. Der volle Saal im Bürgersaal des Vereinsheims beweise eindrucksvoll, wie wichtig den Hinterfotzingern das Fasten sei. Die Darbietungen im Lauf des Abends wurden dem ursprünglichen Sinn der Fastenzeit mehr als gerecht.

Erlauchter Wanderbesuch

Am Wochenende erhielt Hinterfotzing die Ehre hoheitlichen Besuchs. Der Regent des Landkreises hochpersönlich nahm die beschwerliche Reise hinaus  aus seiner Hauptstadt, die gar nicht seine ist, in die weißbedeckte Provinz auf sich und ließ sich huldvollst am Marktplatz, den es als Ortsbezeichnung nicht gibt, von seinen jubelnden Untertanen empfangen. Die Hinterfotzinger Amtsträger verneigten sich, bis Ihre Nasen im Schnee blaugefroren waren. Nachdem der Regent ausreichend gehuldigt war, erlaubte er dem Magistrat, sich wieder zu erheben und mit ihm eine Bergtour auf den Ponzilaus zu unternehmen. Natürlich war dieses Ansinnen dem Magistrat von Hinterfotzing längst bekannt, deshalb hatte Oskar Brandmeister, seines Zeichens amtierender Stellvertreter des rekonvaleszierenden Bürgermeisters Anton Sturbacher, die Tour aller Eventualitäten - ausgenommen das Wetter - beraubt. Der Weg zum Gipfelplateau des Ponzilaus war so blitzblank geräumt, das jede Schneeflocke, die auch nur einen Funken Anstand in sich trug, sofort hinfortwehte. Die Hinterfotzinger Pistenwalze ebnete den Weiterweg über die Flanke des Ponzilaus bis zu einer Kapelle dermaßen platt, dass jeder Skater vor Neid erblassen musste. Es ist schon seltsam, dass solche Ideen nur bei drohender Anwesenheit exterritorialer Großköpfe entstehen. Ebenso würde den Hinterfotzingern ein regelmäßiger Glühweinstand bei der Kapelle, welcher für den Regenten extra aufgebaut war, recht gut gefallen. Hoffentlich dachte sich der Regent angesichts des vorgetäuschten Luxus nicht, dass man die Kreisumlage durchaus noch erhöhen könnte. Neben den Glühweinstand hatte Oskar Brandmeister einen Sanka in Bereitschaftsstellung befohlen. Unbestätigt ist, ob in der Kappelle zur Ausräumung des Restrisikos ein Difibrilator installiert wurde. Wohlbehütet erreichte die vielköpfige Wandergruppe den Marktplatz von Hinterfotzing und begab sich dehydriert in den Gasthof zum Silbernen Bock, um auf die gelungene Wanderung auch gehörig anzustoßen. Dorthin wurde auch der unamtierende erste Bürgermeister Anton Sturbacher herbeigeschafft. Dass die Politikerschar für diese Zwanzigminutenstrecke geschlagene zwei Stunden brauchte ist ein beredtes Zeugnis für die politische Arbeitsgeschwindigkeit.

Lächeln oder Todernst

Beim Gang durch das wichtige Haus am Wichtigplatz 1 fällt einem - bewusst oder unbewusst - auf, dass dort das Lächeln Einzug gehalten hat. Wie kann man in einem wichtigen Haus lächeln? Verträgt sich das mit der Wichtigkeit? Scheinbar schadet das Lächeln dem wichtigen Haus in keiner Weise, denn mit dem Lächeln kam auch die Unbeschwertheit und das Gefühl von "des pack ma scha". Das Lächeln kam nicht plötzlich, es schlich sich heimlich hinein und besiegte kampflos den Todernst und die Starrköpfigkeit, welche lange Zeit im großen Haus wie selbstverständlich wohnten. Nicht nur die Besucher merkten den Unterschied, auch das Haus und alle die darin viel Zeit mit wichtigen Arbeiten und Entscheidungen verbringen fühlten sich mehr und mehr erleichtert. Selbst die sehr wichtigen Leute, die sich alle Monate im wichtigen Haus treffen, beendeten ihren traditionellen Streit und fühlten sich plötzlich als Gemeinschaft. Sie interessierten sie auf einmal für die Meinung der Anderen und respektierten sie. Die sehr wichtigen Menschen entdeckten, dass sie gemeinsam viel stärker sind und sie trafen Entscheidungen, die sehr gut, aber früher undenkbar waren. Irgendwie war es so, als hätte jemand im wichtigen Haus eine Kerze entzündet, deren Licht warm und sanft das Haus langsam aber gewiss erfüllte. Wäre es so, dann müsste es wohl eine sehr gute Friedenskerze gewesen sein.
Aber, wie es im Leben halt ist, Todernst und Starrköpfigkeit sind Teil des Lebens, Manchen Menschen sind diese Eigenschaften sehr wichtig. Vielleicht brauchen sie den Ernst und etwas Starrsinn, um dahinter das Menschsein verstecken zu können, das sie als schwach empfinden. Freilich, mit Lächeln kann man nicht alles lösen, wie das Schicksal Mahatma Gandis zeigt, dessen Lächeln durch die Kugel eines Attentäters erstarb. Es war ein Fanatiker, einer der Sorte Todernst, ein starrköpfiger Narr, der sogar glaubte, mit seiner Bluttat Gutes zu tun.
Wenn man in die Welt hinausschaut, sie ist voll davon, voll von Starrköpfen und todernsten Fanatikern. Sie steigern  ihren Fanatismus zur Raserei, die ganze Städte blindwütig dahinmetzelt. Es scheint, als zögen diese Blutstürme immer heftigere Kreise um unser hoffentlich behütetes Abendland. Aber wer sind wir, dass wir mit dem Finger auf diese Bestien zeigen. Vor siebzig Jahren erst wurde unsere Mordlust gestoppt, die halb Europa hinweggefegt und den Völkermord mit diabolischer Perfektion industrialisiert hatte.
Ja, angesichts der Mörderbanden, die sich anmaßen, im Namen Gottes zu terrorisieren, ist Todernst höchst angebracht, auch Starrköpfigkeit in der Bewahrung unserer Werte. Diese beiden Charakterzüge haben also durchaus ihre Berechtigung, wenn es der Ernst der Lage erfordert. Wenn man dagegen die Unwichtigkeiten betrachtet, mit denen sich die wichtigen und sehr wichtigen Menschen im wichtigen Haus am Wichtigplatz 1 beschäftigen, müsste man über Todernst und Starrköpfigkeit in schallendes Gelächter ausbrechen. Aber wenn man keine großen Probleme lösen muss, wachsen unwillkürlich die kleinen und blasen sich zur Wichtigkeit auf, vor allem, wenn man sich ihnen mit Todernst und Starrsinn zuwendet. Eine Gefahr, die derzeit über dem wichtigen Haus wie ein Gewitter aufzieht und zwischen das Lächeln huscht manchmal ein Angstschleier, ob die Friedenskerze stark genug brennt, dass der Sturm sie nicht ausblasen kann.
Vielleicht brauchen wir den Starrsinn, wie das Licht die Dunkelheit. Und vielleicht ergeht es dem Starrsinn wie einem dunklen Raum, in dem eine Kerze entzündet wird. Wie gut, dass die Kerze schon brennt.

Vierschanzenkurzsprungtournee

Gebannt blicken die Hinterfotzinger Kanapeesportler dieser Tage auf die frisch vom Christkindl gesponserten XXL Breitbild-TVs, nur um fassungslos festzustellen, dass die Sprungweiten der bundesdeutschen Skispringer selbst auf dem alten Fernseher nicht die gesamte Bildbreite ausgefüllt hätten. Aber vermutlich liegt das alles an der Politik, die uns eintrichtert, dass die Zeit der großen Sprünge vorbei ist und wir kürzer treten müssen, ausgenommen bei der Lebensarbeitszeit. Vielleicht sollte man den Skispringern rechtzeitig vor der Vierschanzentournee ein absolutes Nachrichtenverbot auferlegen. Adäquat zur finanzpolitischen Weltlage wäre natürlich eine Vierschanzenkurzspringtournee eine passende Alternative und die deutschen Springer landeten mit einem gewohnten Kurzsprung auf der höchsten Stufe des Stockerls, insofern sie einen Seitensprung vermeiden können.

Was weg ist, ist weg

Die eventuellen Zukunftsaussichten eines Selbstmordattentäters

Es steht nicht im Koran, trotzdem ist es eine interessante These, dass Selbstmordattentäter nach der Explosion im Jenseits homosexuell ankommen. Ja, da werden sie eine Freude haben, wenn unzählige Jungfrauen auf sie warten. Und wenn sich unbefriedigte Jungfrauen zu verschmähten Jungfern entwickeln, dann wirft das ein ziemlich düsteres Licht auf den paradiesischen Wohlfühlfaktor eines explodierten Selbstmordattentäters. Der Koran ist ein völlig anderes Buch über den gleichen Gott, denn die Christen verehren und dafür eine Bibel geschrieben haben und der gleiche Gott, denn die Juden verehren und dazu die Thora verfasst haben. Aber die Muslime sind zur Zeit die einzigen, die im Namen dieses einen Gottes morden dürfen. Früher hatten die Christen diese Privileg. Mal sehen, wer als nächstes dran kommt und wer dran glaubt.

Ski heil!

Wenn es in Hinterfotzing schneit, dann schneibt es, das muss der Besucher wissen, sonst meint er noch, dass die Hinterfotzinger Logosteniker sind, also Menschen, die sich beim Sprechen praktisch verschreiben. Jetzt schneibt es in Hinterfotzing und die schneeabhängigen Betriebe wischen sich die angstvoll durchgeschwitzte Stirn trocken. Wie konnte er auch, dieser Abschaum von einem Winter. Spätestens zu Beginn der Weihnachtsferien muss der Schnee liegen und zwar in ausreichender Menge, das wusste er. Es war einfach grauslig, wie sie über das saftig grüne Sudelfeld mit dem frisch eingeweihten Sessellift schwebten, das von schweigenden Schneekanonen gesäumt wurde, weil es denen eher nach Sommer zu Mute war. Wo soll denn das enden, wenn selbst Millioneninvestitionen nicht mehr für eine sichere Schneelage sorgen können? Dass der Winter in letzter Zeit nicht mehr auf Befehl schneit, dem konnte man mit diesen Kunstschneespeiern ja abhelfen, obwohl sie es nicht mögen, die Pistenschickimickis, wenn die Landschaft sich mit tristem Graubraun ihrem Schneeglitzeridealbild entzieht. Aber sie kamen wenigstens und gaben ihr Geld in den Kassenhäuschen und Skihütten ab und das ist letztlich das einzige, was zählt. Aber nun ist er ein unsicherer Geschäftspartner geworden, dieser sogenannte Winter. Es scheint, dass er mit dem Klimawandel liebäugelt, als ginge ihn das auch nur ansatzweise etwas an. Der Klimawandel findet nicht bei uns statt. Es reicht doch, wenn wir ihn verursachen, sollen wir jetzt auch noch die Folgen tragen? Sollen wir wegen des Klimawandels etwa auf unsere Pistenpartys verzichten? Diesen Klimawandel, den kann man doch sicher mit ein bisschen Investitionen in andere Gegenden der Erde verlagern, vielleicht zusammen mit dem lästigen Atommüll. Eventuell auf eine Inselgruppe, die halt dann ein bisschen schneller absäuft. Am besten in eine Gegend, die man sowieso touristisch nicht nutzen kann. Es müsste halt eine unbewohnte Inselgruppe sein, sonst stehen da womöglich demnächst auch noch Insulaner bei uns auf der Matte und wollen Anteil an unserem schwerverdienten Luxus. Aber Gott sei Dank schneibt es jetzt und damit steigen die Chancen für ungebremsten Pistenspaß und der Rubel wird rollen, naja der vielleicht momentan nicht, aber wir sind da völlig währungsoffen, solange die Scheine einen Wert ausstrahlen. In diesem Sinne "Ski heil!"

Advent - eine närrische Zeit

Der Advent ist Christen und Nichtchristen eine besondere Zeit. Die Religiösen zünden sündenfürchtend bescheiden nach und nach vier Kerzen an, der unüberschaubare Rest hat auf elektrisch umgestellt und übertrumpft sich gegenseitig zur Freude der Energiekonzerne.
Der Mensch braucht Rituale und Götze sei Dank gibt es weltweit einen großen Vorrat. Im Salzburger Land hat der Tourismus das Perchtenlaufen mit so viel Hochdruck aufgeblasen, dass die unausweichliche Explosion die Geister bis zu uns riss. Nun irren sie vertraglich verdingt als Höllen- und Hörndlgeister vom spätsommerlichen Adventmarkt zum herbstlichen Christkindlmarkt. Was täten wir an Halloween, wenn nicht Süßes oder Saures an der Haustür gefordert würde? Wir wüssten ja nicht mal, dass Halloween ist. Und dem Krampus hat man als Ersatz für das vielfache Hausverbot eine eigene Nacht eingerichtet, wo er sich austoben darf. Bis Heiligabend geht die närrische Zeit, sie klingt mit der Anstattmettnparty aus, dann beginnt der Fasching.

Stromausfall beim Christkindlmarkt

Am Wochenende war auf dem Hinterfotzinger Dorfplatz ein Christkindlmarkt aufgebaut. Viele Stände boten allen möglichen Tand feil. Dinge, die man im Advent unbedingt braucht, nachher nicht mehr, außer wenn man sie an Heiligabend dem verdutzten Ehepartner schenken kann. Die männlichen Besucher scharten sich hauptsächlich um den Bratwürstl- und Glühweinstand. Es gibt nämlich auf dem Hinterfotzinger Christkindlmarkt die berühmte Siebenundvierzigzentimeterbratwurst. Damit eine Bratwurst brät, braucht es Energie, das gilt auch für den Glühwein, wenn er glühen soll. Der Strom kommt bekanntlich aus der Steckdose, genaugenommen aus einer, denn die meisten Hausbesitzer um den Hinterfotzinger Dorfplatz sind in Sachen Stromhinausleitung relativ widerständig. Tatsächlich stellte nur ein einziger Hausbesitzer seine Steckdose dem Christkindlmarkt zur Verfügung und die musste nun alle Stände beleuchten, was eine relativ einfache Aufgabe für eine Steckdose ist, sie musste aber auch Glühwein kochen und Siebenundvierzigzentimeterbratwürstl braten, das ist für zwei Steckdosen schon eine Leistung, für eine einzige aber eine extreme Herausforderung. Das Verlängerungskabel roch schon kräftig nach heißem Gummi und brannte sich in den noch nicht gefallenen Schnee, bis dieser weg gewesen wäre. Just zum Ende des Christkindlmaktes bekam Gemeinderat Georg Rechermacher einen unheimlichen Gusto auf eine Bratwurst und einen Glühwein, genau zur selben Zeit besannen sich auch Otto Krachlinger und Fritz Wagner auf den Genuss einer Siebenundvierzigzentimeterbratwurst in Glühweinsud und beide gaben eine Bestellung auf. Rasch wurden Glühweinkessel und Bratwurstgrill reanimiert und sie saugten den letzten Rest aus dem Verlängerungskabel. Für die Steckdose war es das Tüpferl auf dem I und sie ließ sich von der Sicherung mit einem Schnackler aus ihrer Verantwortung entbinden. Die drei Bratwurstaspiranten aber darbten einer Katastrophe entgegen. Im aufkeimenden Heißhunger steigerten sie sich in Verbalitäten, die sie der nun unsichtbaren Bratwürslbraterin in den stockfinsteren Verkaufswagen schleuderten. Aber es half nichts, die Steckdose hatte defintiv ein Burn-Out und konnte nicht wieder in Versorgungszustand versetzt werden. Da erschien wie aus dem Nichts Sigi Brampftl mit einem Haselnussstecken in der Hand, darauf spießte er eine Siebenundvierzigzentimeterbratwurst und hielt sie über die Glut der Feuertonne. In eine Blechdose füllte er schaurig kalten Glühwein und stellte ihn auf den Tonnenrand, worauf alsbald würzig duftender Glühweinduft verlockend entwich. Mit triefenden Lefzen rauften nun die drei enttäuschten Bratwurstaspiranten um den besten Platz in der Warteschlange vor Brampftls Haselnussstecken. Der Strom kam nicht mehr und ließ den Hinterfotzinger Christkindlmarkt in adventliche Dunkelheit versinken. Vereinzelt flackerte Kerzenschimmer durch die Stände und sorgte für unheimliche Reizunterflutung. Als der Wagner Fritz den Rest seiner halbverbrannten Siebenundvierzigzentimeterbratwurst zwischen die Zähne schob, erwachte sein Handy mit lauten Getöse. Fritz betrachtete es wie ein Ding aus einer anderen Welt  und schaltete es verdutzt aus. Zufrieden schlürfte er vorsichtig einen heißen Schluck aus der Glühweinblechdose, die von Brampftl nun schon zum dritten Mal gefüllt wurde. So klang der Christkindlmarkt von Hinterfotzing richtig adventlich aus.

Gelobt sei der Ablass

Es war das Hirtenwort unseres liebreichen Bischofs Pfingstl, das mir eine Pforte in die ewige Glückseligkeit geöffnet hat. Und da muss man schon dankbar sein, denn wenn es die eigenen Vorlieben, Termine oder Abneigungen gegen vorsintflutliche Gottesdienstriten reaktionärer Konvertiten nicht ermöglichen, die Sonntagspflicht zu erfüllen, ist doch der Ablass die Ideallösung zur ewigen Erlösung. Wer möchte denn den Tag des irdischen Endes nicht gerne ohne überzogenes Sündenkonto und damit mit Freifahrtschein erleben oder genauer gesagt ersterben. Da ist doch immer die unterschwellige erbbesündigte Unwürdigkeit, die dem Paradiesschlüssel im Wege steht. Wie sollte der Mensch unbefleckten Herzens in den Himmel fahren können, wenn nicht der handgeweihte Sündenvergeber am Totenlager steht und ein finales Mal auf Delete drückt? Aber der Priestermangel limitiert diese Finalchance. Deshalb ist die Entscheidung unseres Bischofs Pflingstl gar nicht hoch genug zu begrüßen. Das einmalige Durchschreiten der Pforte der Barmkerzigkeit im Dom zu Hirndübel reicht aus, um alle Verfehlungen zu löschen. Freilich, umsonst zu haben ist dieser Ablass nicht, man muss schon nach Hirndübel fahren. Aber dann steht dem unbefleckten Paradieseinzug nichts mehr im Wege. Aber der Aufwand mit Hirndübel in der so gestressten Zeit? Wäre es da nicht sinnvoll, ein Ablasskonto anstelle der Pforte einzurichten. Kleine Sünden 20 €, mittlere Sünden 50 € und große Sünden von 100 bis 50000 €, das wäre doch eine Verquickung, die auch in früheren Jahren funktioniert hat. Jetzt mal abgesehen davon, dass ein Luther sich seinerzeit darüber fürchterlich aufregte. Man wüsste endlich, was himmlische Gerechtigkeit kostet. Und dass man ohne Moneten halt mal nicht gerecht werden kann. Schließlich wird man ja ohne Zaster auch nicht reich. An irgendwelche Kriterien muss man so einen Ablass schließlich binden, soll er erfolgreich sein. Insofern ist Pfingstls Hirtenbrief auf der Strecke gebieben, denn ehrlicherweise hätte er die Ablassbedingungen in einer Ablasstabelle verbindlich festhalten können. Himmlische Gerechtigkeit sollte ja irgendwie auch bezahlbar sein.

Dreister Diebstahl

Wie erst jetzt bekannt wurde, ereignete sich am Freitag auf dem Hinterfotzinger Marktplatz ein dreister Diebstahl. Gemeinderat Otto Krachlinger verbrachte den außergewöhnlich warmen und sonnigen Spätherbstvormittag auf dem belebten Dorfplatz. Wie immer hatte er seine eigene Meinung dabei und tat diese weißbierunterlegt kund. Als sich das eingenommene Getränk rülpsend den Weg in den Unterleib bahnte, sah es sich einer vollen Blase gegenüber, die den Einlass verwehrte, woraufhin die Nieren cholikartig reagierten und mit Steinen nach der Blase warfen. Ein - wie jederMann weiß - durchaus schmerzhafter Angriff. In höchster Not suchte Krachlinger eine öffentliche Ablasseinrichtung auf und verrichtete eiligst die zur Not passende Durft. In seiner Eile ließ er seine Meinung auf dem Dorfplatz zurück und als er erleichtert zurückkam, musste er bestürzt feststellen, dass sie dreist entwendet wurde. Alles Suchen half nicht, seine Meinung war definitiv weg. So ist er zur Zeit ohne eigene Meinung, was im Gemeinderat, wenn man - wie Krachlinger - bei der richtigen Partei ist, eher von Vorteil ist. Während Krachlinger nach wie vor nach dem Dieb sucht, hofft die BDU, dass dieser nicht gefunden wird.

Der ganz normale Zinswahnsinn

In letzter Zeit sendet mir meine Bank sehr viele Informationen und wunderschöne Prospekte über neue und attraktive Kontenmodelle, die allesamt eines gemeinsam haben: Sie sind teurer. Und wenn ich meinen Dispokredit nicht ausschöpfe, dann muss ich für den nichtgenommenen Kredit Zinsen zahlen. Auch für den genommenen Kredit zahle ich Zinsen. Für Guthaben gibt's Zinsen wie Sauerstoff auf dem Mount Everest. Aber den Weltspartag, den gibt's immer noch. Da sieht man einmal, für wie dumm wir uns verkaufen lassen. Für ein paar Luftballons oder Farbstifte, vielleicht auch ein Malbuch tragen unsere Jüngsten ihr weniges Geburtstags- und Taschengeld brav in der Büchse gesammelt zur Bank, wo es im günstigsten Fall aufbewahrt wird und für das Aufbewahren zahlt man auch noch Kontoführungsgebühr. 
Als mir mein höchstverantwortlicher persönlicher Bankberater vor Jahren riet, doch regelmäßig in einen Fond einzuzahlen, weil das viel mehr Rendite bringt als normale Spareinlagen, da ist mir zum ersten mal aufgefallen, dass im System eine Schraube locker ist. Fonds sind Schwankungen unterworfen, welchen Sinn machen da regelmäßige Käufe in gleicher Höhe? Und überhaupt sind Fonds Aktien verschiedener Unternehmen bei denen ein Fondsmanager recht schön Geld verdient. Manche sogar dann noch, wenn der Fond den Bach runter geht. Aber weil der persönliche Bankberater eben höchstverantwortlich ist, habe ich mich zur Fondsanlage überreden lassen. 
Dann platzte die New-Economy-Blase und mein höchstverantwortlicher Bankberater erklärte mir das Desaster recht einleuchtend, dass man das nicht habe wissen können. Leider war mein Vertrauen in seine Höchstverantwortlichkeit dadurch elementar erschüttert und ich nahm mein finanzielles Schicksal selber in die Hand. Ich kaufte mir Aktien von Firmen, die ich kannte. Damit ich das tun durfte, musste ich bei meiner Bank unterschreiben, dass ich das Risiko selber tragen müsse und sie keinerlei Verantwortung übernehmen. Das tat ich gerne, denn die Verantwortung, welche sie bis dahin übernommen hatten, hatte mich viel Geld gekostet. Ich staunte, wie einfach man Aktien kaufen und verkaufen kann und freute mich, wenn zu den Kursgewinnen auch noch Dividenden hinzu kamen. Wenn ich mal Verluste einstecken musste, dann wusste ich wenigstens wofür. Und noch eines kam hinzu: Ich konnte mich frei entscheiden in welche Unternehmen ich mein Geld investieren wollte. Das weiß der achtjährige Sparbüchsenschlepper am Weltspartag nicht. Kann ja gut sein, dass die Bank Aktien einer Rüstungsfirma kauft, die justamend nach Saudi Arabien exportiert und dabei nur ein bisschen bei den Ausfuhranträgen mogelt. Oder dass genau mit den 18,70 € Munition für den IS produziert wird. 
Ja, es gab einmal eine Zeit, da konnte man sich auf Fachleute verlassen und auf Banken und auf die Höchstverantwortlichkeit des persönlichen Bankberaters. Da wusste man dass da einer in meinem Interesse handelte und sich dabei ehrlich seinen Anteil verdiente. Und das Interessante dabei ist, dass es damals, als es noch (altmodisches Wort:) seriös zuging deutlich besser lief. Da musste man Anstand und Würde nicht der Globalisierung zum Fraß vorwerfen, obwohl damals die Welt auch schon global war. Und wenn man sich mal die weltweiten Machenschaften und das gliobale Ausbeutungssystem genauer anschaut, dann stellt man schnell fest, dass genau jene, die mit dem Argument, dass man wegen der Globalisierung bla bla bla ... diejenigen waren, die mit diesem Weltvernichtungssystem begannen. Aber es ist nur ein kleiner Trost, wenn es dann und wann einmal einen von diesen Entsozialisierern und Entsolidarisierern so richtig auf die Schnauze haut, weil sie die Geister, die sie schufen nicht mehr unter Kontrolle haben.
Wenn es das Weltböse, dem die katholische Kirche neuerdings wieder so gerne das Wort redet, tatsächlich gibt, dann ist der ungezügelte und hemmungslose Kapitalismus ein aussichtsreicher Aspirant. 

Das Böse ist wieder da

Ich dachte, wir könnten das Böse abschütteln, einfach nicht mehr böse sein, aber wir haben keine Chance. Es ist da, the redisent evil, unabschüttelbar. Keine Chance unböse zu sein. Das Böse scheint unverzichtbarer Bestandteil der christlichen Religion, wird als obligatorisch vorausgesetzt, jeden Sonntag. "Ich bekenne dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe!" Du hast nicht die Freiheit unböse zu sein, sondern wirst zum kollektiven Bösen verdammt und zum kollektiven Bekenntnis deiner großen Schuld gezwungen. Ich bin kein Psychologe, kann mir aber gut vorstellen, dass das eine miserable Therapiemethode ist. Es sei denn, du hast das Monopol über die Vergebung, dann macht es Sinn.

Wir können so was

Ohne die Araber könnten wir nicht mal rechnen. Nur mit Hilfe der arabischen Ziffern ist es uns erst möglich auszurechnen, was uns die mehrheitlich arabischen Flüchtlinge eigentlich kosten. Schon interessant, dass wir die Bewältigung der Flüchtlingskrise hauptsächlich an deren Finanzierbarkeit orientieren. Was ist nur aus uns geworden? Mal ehrlich: Jesus stammt aus dieser Gegend, damals gab es den Begriff Araber noch nicht und auch keine Muslime, aber er ist einer von dort und auch Paulus und Petrus und Jakobus und all seine Apostel und Jünger. Das Bild vom blondgelockten Jesuskindlein in der Krippe: wir haben es erfunden, weil es uns besser gefällt. Was würde Jesus wohl von uns fordern? Vielleicht dass wir zumindest die Folgen unserer Taten tragen. Wir Europäer haben den nahen Osten so aufgeteilt, wie er ist, einfach mit dem Lineal. Und Amerika - letztlich auch nur ausgewanderte Europäer - hat die ganze Region destabilisiert und sich dezent zurückgezogen. Würdest du als braver patriotischer Syrer dafür deinen Kopf hinhalten, wohlwissend, dass du nur einen hast? Überdies jammerten uns bis vor kurzen die Rentenkassen die Ohren voll, wie sie die anstehende 60er Schwemme finanzieren sollen. Dass dieses Loch nur durch außerdeutsche Beitragszahler gestopft werden kann, dafür braucht es keinen VHS-Rechenkurs. Es scheint fast so, als ginge es ums Jammern und nicht um Lösungen. Denn die bieten sich an. Anstatt sich angesichts der Flüchtlinge in Angst und Schrecken zu hüllen, sollten wir überlegen, wie wir das am besten, schnellsten und integrativsten hin bekommen. Wir können doch so was. Und da gebe ich der Kanzlerin recht: Wir schaffen das auch. Und wir können dabei so viel gewinnen, so viel.

effektive Kirchenleerung

Nach jahrelanger schwerer aber erfolgreicher Arbeit an der sich allerdings nur ein Teil des Klerus beteiligt hatte, ist das Projekt der Kirchenleerung fast zum Abschluss gekommen. Lediglich an den Feiertagen müssen sich die Gottesmänner noch mit diesem unheiligen Pack herumschlagen, die Kirche sowieso nur als Feiertagszubehör sehen, wie die Würstl vor der Bescherung. Aber daran wird mit Nachdruck gearbeitet, wie wir von Hochwürden Ostborn erfahren haben. Dabei kommt der Verwendung der lateinischen Sprache wieder mehr Bedeutung zu, ebenso den Predigten, deren Inhalte möglichst wenig Bezug zur Realität haben sollen. Denn Realität hat nichts mit Gott zu tun, wie uns Hochwürden Ostborn erläutert. "Sehen Sie: Durch die Erbsünde ist der Mensch von Geburt an so schlecht, dass man ihn nicht in die Nähe Gottes lassen darf! Denn Gott ist der Inbegriff des Guten und damit für den verderbten Menschen nicht geeignet! Der Mensch ist leider Realität, aber dermaßen mit Erbsünde besudelt, wie ein total überzogenes Girokonto." Ja, vielleicht wird man sich demnächst wieder freikaufen können, und das Girokonto ausgleichen. Das wird aber nur denen gelingen, die auf ausreichend finanzielle Mittel zurückgreifen können. Der Ablass wurde mittlerweile wieder eingeführt. Er ist noch in der Testphase und momentan umsonst zu haben, aber man weiß ja aus der Geschichte, dass der Ablasshandel den Kirchen ziemlich große Kathedralen beschert hat. Gerade das Lutherjahr 2016 wäre doch ideal, den Ablass in voller Funktionalität wieder einzuführen. Endlich wieder mit Geld die Seele reinwaschen zum Segen der Kirche. Aber vorher muss das Projekt der Kirchenleerung zum Abschluss gebracht werden, denn dann müssen sie alle blechen, um sich von den Sünden gegen das Sonntagsgebot freizukaufen. Hochwürden Ostborn ist sehr von der Wirksamkeit seiner Methode überzeugt.