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Hinterfotzing

Absurdistan

Eine wahre Geschichte

Es lebte ein Bergvolk in am Fuße eines Gebirges, eines wirklich sehr großen Gebirges. Es war kein friedliches Volk, weil es nämlich ein stolzes Volk war, ein wirklich stolzes Volk und Stolz geht meist einher mit Siegen, auf Siege kann man stolz sein. Das es zum Siegen auch Verlierer braucht, das weiß jedes Kind. Aber wenn die Konflikte territorial begrenzt sind und mal die einen, dann wieder die anderen siegen, muss man das Siegen und Verlieren wohl als unumgängliche Vorgänge hinnehmen, die der Stolz verlangt. Das Volk wurde lange Zeit von Stammesfürsten beherrscht und hatte keine Demokratie. Den Menschen war es egal, ob sie von Stammesfürsten oder einer Demokratie ausgeraubt werden, denn beide nehmen, was sie bekommen können und scheren sich wenig um die Bevölkerung, solange sie zahlt.

Eines längst vergangenen Tages entdeckten die Menschen Erdöl und Erdgas und wussten sehr bald unheimlich viel damit anzufangen. Nun hatte es aber Mutter Erde so eingerichtet, dass die meisten Erdöl- und Gasvorkommen nicht dort sind, wo die Menschen sie haben wollen, was sich als fatal erwies. Zum einen wurden die Länder mit fossilen Vorkommen unanständig reich, zum anderen suchten die Bedürftigen Ländern Mittel und Wege, um an die Quellen zu kommen.
Ein leichtes Spiel hatte Iwanistan, sie saßen praktisch an den Quellen. Nur einmal wurde es sehr brenzlich, als Heere aus Germanistan über Iwanistan herfielen, um die Quellen zu erobern. Aber da half die halbe Welt zusammen und Germanistan wurde besiegt. Aber ein anderer Feind machte Iwanistan zu schaffen, es war Väterchen Frost, der die Quellen ein halbes Jahr lang unbrauchbar machte. Man sollte halt das schwarze Gold nach Süden leiten können, dachten sich die Iwanistani und schauten auf der Karte nach, was denn da auf dem Weg liege. Und da fanden sie das Bergvolk am Fuße des sehr großen Gebirges.

Da auch die Iwanistani ein sehr stolzes Volk sind, beschlossen sie, gegen das Bergvolk in den Krieg zu ziehen, um den Weg nach Süden frei zu machen. Eine leichte Sache, dachten die meisten Iwanistani, weil ihre Armee unendlich viel größer war, als die des Bergvolkes, die es eigentlich gar nicht gab. Aber das Bergvolk setzte sich zur Wehr und bat die Feinde der Iwanistani um Unterstützung. Das waren die Amiban, sie halfen dem Bergvolk und organisierte es. Die Krieger des Bergvolkes nannten sich Mudschahedin und sie wehrten sich sehr erfolgreich gegen die Iwanistani, so dass diese bald mit einer ziemlich blutigen Nase heim fuhren und ihre südlichen Träume begruben.
Die Amiban klopften sich und den Mudschahedin auf die Schultern und fuhren wieder heim. Die Mudschahedin aber saßen da, strotzten voller Waffen und hatten keinen Gegner mehr. So ein Vakuum gebiert oft die schrecklichsten Dinge, so auch bei den Mudschahedin. Religiöse Fanatiker füllten das Vakuum und richteten die Gewalt der Mudschahedin gegen das eigene Volk, um es für einen Gottesstaat gefügig zu machen. Die neuen Gotteskrieger nannten sich Taliban. Weil sie den Amibani ihren Abzug nicht verziehen hatten, beschlossen sie einen verheerenden Anschlag im Herz der Amiban. Die gerieten in planlose Raserei und drohten das Land der Taliban zu pulverisieren, was sie auch eine ganze Weile taten.

Als die Raserei abklang, überlegten die Amiban, welcher Nutzen aus dem Land der Taliban zu ziehen sei und auch sie richteten ihren Blick auf die Öl- und Gasfelder nördlich des Landes, wie seinerzeit der germanistanische Gröfaz. Aber auch die Amiban machten die Rechnung ohne des talibanischen Wirt, der die Amistan nun mit ihren eigenen Waffen verdreschen konnte, von denen er noch jede Menge auf Lager hatte. So schlichen die Amibani heim wie die Iwanistani.
Doch mittlerweile hatten die Amiban erkannt, welch gewaltige Waffe Öl und Gas in der immer mehr davon abhängigen Welt sind. Sie beschlossen selber so viel Öl und Gas zu erschließen, dass sie zum einen nicht mehr von ausländischen Lieferungen abhängig sind, zum anderen den Weltmarkt für diese Stoffe kontrollieren können. Denn Öl- und Gaspreis unterliegen den Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage. Sie destabilisierten ganz Arabistan, wo es sehr viel Öl zu holen gibt und sicherten sich einen Großteil der Ölquellen. Für die Weltherrschaft auf dem Energiesektor opferten sie sogar einen Großteil des eigenen Landes, das sie mit Ölsandabbau und Fracking vergifteten und für viele Generationen ruinierten. Aber sie erreichten ihr Ziel. Wenn die Amiban es wollen, fällt der Ölpreis ins Bodenlose und kann jeden Staat ruinieren, der vom Ölverkauf abhängig ist. Ein erstes Exempel statuierten sie am Erzfeind Iwanistan. Als der Oberiwanistani zu stolz werden wollte und sich Teile seines ehemaligen Reiches einverleibte, drehten die Amiban an der Ölpreisschraube und sorgten dafür, dass Wirtschaft und Währung von Iwanistan binnen weniger Monate abstürzten.

Die Amibani erklärten sich nach dem sehr großen Krieg gegen die Germanistani als Gutmenschen und jeder Feind der Amiban ist seither automatisch ein Schurke. Das ist sehr praktisch, denn als Gutmensch hat man Anspruch auf die Hilfe anderer, die dem Schurken selbstverständlich versagt bleibt. Deshalb dürfen die Amiban Dinge tun, die man dem Schurken sofort als Gräueltat anlasten würde. Die Amiban brauchen sich nicht an die Gesetzt halten, sie dürfen Menschen grundlos verhaften und foltern, sie dürfen Bomben auf Dörfer werfen und brauchen sich nicht zu rechtfertigen, wenn in diesem Dorf ausschließlich Zivilisten sterben. Dieses Recht haben sie sich als Gutmenschen erworben und wer das anzweifelt, ist automatisch ein Schurke und wird von den Amiban schnell zum Zielobjekt für einen stolzen Sieg, zumindest bekommt er die Daumenschrauben angezogen.

Die Amiban dürfen die ganze Welt belauschen und sich jedes Geheimnisses bemächtigen. Sie spionieren die Industriebetriebe weltweit aus und stehlen deren Forschung. Das Weltklima lassen sie die anderen retten, während sie die Erde nach Belieben schinden. Dabei scheinen sie ganz zu vergessen, dass sie auf der selben Erde und von ihren Früchten leben.
Aber man darf nicht hoffen, dass einmal einer kommt, der sich die Amiban erfolgreich vorknöpft, denn dann wäre dieser der Gutmensch und die Folgen würden sich von der heutigen Situation auch nicht positiv unterscheiden. Bleibt also nur die Hoffnung, dass die Menschheit doch aus der Geschichte lernt und sich endlich als Gemeinschaft begreift, die auf einer wundervollen Erde leben darf, welche sie den nachfolgenden Menschengenerationen sorgsam bewahren darf und muss.