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Hinterfotzing

Bodensicht

Weitblick von ganz unten

Wer schon einmal im norddeutschen Flachland war, ein Land, flach wie ein Güllegrubendeckel, wo nichts in die Höhe ragt, das höher als ein Baum ist, der wird erstaunt feststellen, dass die Weite nicht sichtbar ist, denn weit sieht man nur aus erhöhter Position. Auf dem Ponzilaus zum Beispiel, da sieht man sehr, sehr weit. Wenn die Luft es erlaubt, bis zu 170 Kilometer weit. Nun ist der Ponzilaus kein wirklich großer Berg, aber er steht sehr günstig und die weit entfernten Berge am Horizont stehen auch so günstig, dass man sie sehr gut sehen kann. Für Weitblick ist es wirklich gut, einen sehr hohen Blickpunkt zu wählen. Je näher der Blickpunkt dem Boden ist, umso begrenzter ist die Sicht. Ganz unten am Boden, da sieht man nur mehr ein paar Zentimeter, gerade noch bis zum nächsten Grasbüschel, deshalb macht es dem Maulwurf auch nichts aus, dass er kurzsichtig ist, für seine Perspektive reicht es allemal.
Aber der Maulwurf hat auch keine Wahl, ihm ist es nicht gegeben, auf Bäume zu klettern und selbst wenn er auf dem Ponzilaus seinen Hügel aufwirft und sich darauf setzt, sieht er auch nur bis zur Grashalmwand, wenn nicht gerade frisch gemäht ist. Der Mensch freilich, der hat da ganz andere Möglichkeiten, auch wenn er von Ponzilaus schon einen beträchtlichen Teil der Welt überblicken kann, ist es ihm möglich, noch viel höheren Blickpunkte zu erreichen und noch viel mehr von der Welt mit den Augen zu betrachten. Je mehr man sieht, um so reicher und vollständiger ist der Überblick, den sich der Mensch damit verschaffen kann.

Was für die Augen gilt, das ist auch dem Verstand gegeben, auch der kann sich einen Überblick verschaffen. Dazu braucht der Verstand Informationen, möglichst viele Informationen, am besten natürlich alle Informationen. Aber das ist der Idealzustand, dem sich der Mensch höchstens nähern kann. Die Vollkommenheit bleibt ihm versagt und das wird wohl auch seinen Grund haben, den halt der Mensch in seiner Unvollkommenheit nicht erkennt. Vielleicht auch gar nicht aushalten würde, wenn der Verstand alles ergründen könnte.
Der Verstand ist eine wirksame Waffe, denn er erkennt, was auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen ist, der Verstand verarbeitet Informationen und zieht Schlüsse. Das Auge würde sehen, dass die Mass leer ist, der Verstand verarbeitet diese Information, kombiniert sie mit den gesammelten Informationen und entscheidet dann, ob eine weitere Mass zu bestellen wäre. Wer diese Entscheidung dem Verstand entzieht, muss unweigerlich im Delirium landen, und recht geschieht ihm, denn wozu hat man einen Verstand.
Leider kommt die Verwendung des Verstandes immer mehr aus der Mode. Dabei ist es nicht einmal so, dass die Verstandnichtmehrbenützer den Verstand verloren hätten, sie haben ihn noch, aber benützen ihn nicht. Immer mehr Menschen machen vom Verstand keinen Gebrauch mehr. Das tut dem Verstand nicht sehr gut, denn so ein Verstand ist wie ein Muskel, er wird schlaff und träge, wenn man ihn nicht trainiert.

Dabei macht sich der Mensch unheimlich viele Gedanken, was seinem Körper gut tut, wie viel er jeden Tag trinken muss, wie weit er joggen soll und welche Zusatzstoffe er einnehmen kann, damit er top fit bleibt. Da er das alles mit seinem Verstand entscheidet, ja es praktisch der Verstand entscheidet, muss man folgern, dass der Verstand die Anforderungen des Körpers sehr genau kennt, jedoch im Bezug auf die eigenen Bedürfnisse höchst bescheiden bis anspruchslos ist. Oder hat der Verstand den Menschen bereits verlassen, bzw. beabsichtigt das zu tun? Das wäre natürlich fatal, deshalb sollte man die Menschen wohl in Quarantäne stecken und sehr genau beobachten, ob sie noch bei Verstand sind.