Das Hochbeet
Oder die Ausgrenzung der Natur
Natürlich ist es nicht schön, wenn sich so eine Nacktschneckenhälfte langsam von ihren Innereien trennt, weil ich sie im Aufstieg mit meinem rasierklingenbewährten Abwehrgerät erwischt habe, aber eine tote spanische Nacktschnecke muss auch gar nicht schön sein, hier reicht es vollkommen aus, dass sie tot und mein Salat noch da ist. Ich habe nämlich absolut keine Lust, mein Grünzeug mit diesen südeuropäischen Einwanderern zu teilen oder es ihnen gar zu überlassen, wie es auch schon vorgekommen ist, wenn ich nicht aufgepasst habe. Wobei Überlassen der falsche Ausdruck ist, denn wenn ich es bemerkt hätte, dann hätte ich natürlich geteilt, aber nicht den Salat, sondern die Schnecken und zwar in zwei Hälften. Ich bin kein Sadist, aber ich muss zugeben, dass mich beim Gedanken an spanische Nacktschnecken sadistische Vorstellungen nicht erschrecken. Ja, ich sogar einer totalen Verrrrnichtung meine Stimme geben würde. Aber siehst du, so ist das, wenn man selber den Salat hat und die Nacktschnecke nicht. Dann interessiert es mich nicht einmal, wie viele Gefahren und Entbehrungen die Nacktschnecke auf sich nehmen musste, um im Schneckentempo zu uns zu fliehen. Wenn man sie ansieht, mit ihrem braungebrannten Teint, dann ist der Migrationshintergrund sofort erkennbar. Aber kein Gedanke an Hilfe, sondern Schneckenschafott und dann zuschauen, wie sich die zwei Schneckenteile noch ein bisschen hilflos winden und sich von ihren Eingeweiden trennen. Da kann ich sogar zufrieden den Salat gießen. So brutal abgestumpft wirst du aber nur, weil du täglich mit der Migration konfrontiert wirst. Erste Schnecke, ja, vielleicht noch ein paar Gewissensbisse, weil eventuell eben aus Spanien angekommen. Zweite Schnecke ist schon leichter und ab der zehnten ziehst du den Rasierklingensadismus schon skrupellos durch. Wenn du erst die hundertste aufgeschlitzt hast, dann erwacht langsam der Sportsgeist und du suchst schon lüsternd nach der hunderteinten.