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Hinterfotzing

Derblecken

Nun ist sie wieder angebrochen, die Starkbierzeit, gerne als die fünfte Jahreszeit bezeichnet. Man könnte auch sagen: der eigentliche Fasching, denn der bayerische Fasching hat sich zu einer schlechten Kopie des rheinischen Karnevals verwachsen und Kopieren haben wir Bayern wirklich nicht nötig. Insofern wäre es eine überlegenswerte Alternative, die zu Faschingsveranstaltungen mutierten Starkbierfeste vor den Aschermittwoch zu verlegen, da würde es passen. 

Vermutlich übertrifft die Dichte der Starkbierfeste die Faschingsveranstaltungen sowieso bei weitem und es dürfte nicht schwer sein, die Fastenzeit in einem einzigen Starkbierrausch zu überbrücken. Aber so lange die Starkbierfeste von der Kanzel verkündet werden, muss man sich um das Seelenheil keine Sorgen machen.
Kern der Starkbierfeste ist das Derblecken, zumindest war es das einmal. Derblecken ist ein kabarettistischer Drahtseilakt, der den Derbleckten gerade so dumm aussehen lässt, dass er selber noch darüber lachen kann, während der Rest des Saals in aufrichtiger Schadenfreude in schallendes Gelächter ausbricht.
Hauptziel des Derbleckens sind meist die Kommunalpolitiker, denn das Volk mag es gerne, wenn die Opfer des Derbleckens in Sichtweite sitzen. Und als aufmerksamer Zeitgenosse wird der Derblecker nicht viel Mühe haben, sein Material über das Jahr zu sammeln. Denn das Volk wählt nur, was es versteht und da ist das Missgeschick praktisch schon vorprogrammiert. 

Die Schwierigkeit besteht nun darin, jemanden zu finden, der Willens ist, dem gewählten Missgeschick einen deftigen Hieb zu verpassen, wenn’s geht mitleidlos. Hier zeigt sich in letzter Zeit ein Trend zu externen Fachkräften, meist irgendwelche Scheingrößen aus der Gstanzlszene, denn die bringen dann schon mal einen ganzen Schwung Allgemeinwitz mit, mit denen sie das Publikum in gewohnt volkstümlicher Weise a la Musikantenstadel bestens unterhalten. Wenn der Opa über den Witz schon gelacht hat, muss er schließlich gut sein. Dann streut man noch ein paar Bürgermeisterwitze aus dem vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Material ein und schon hat es Lokalkolorit. 

Extrem schwierig  wird es, wenn man den freiwilligen Bruder Haudraufwienix in den eigenen Reihen nicht findet und sich den Gstanzlprofi nicht holen will, ergo dem derbleckgewohnten Starkbiervolk eine Alternativlösung bieten muss, die vernünftiger Weise auf mehrere lokale Schultern verteilt wird, welche allesamt nicht willens sind, dem selbstgewählten Missgeschick eins überzubraten, weil sie sich die Vertreter der staatstragenden Partei  selbst bei maximaler Unfähigkeit nicht antasten trauen. Lieber servieren sie ihrem Publikum mit eingeklemmtem Schwanz zur faden Lustigkeit aufgepäppelte Belanglosigkeiten.
Wer hier Mut vermisst, irrt nicht.

Warum sollte man ein vom Fernstehen mit kaum mehr zu unterbietender Seichtigkeit eingelulltes Publikum auch auf höherem Niveau unterhalten, wenn es doch gar nicht mehr verlangt, vielleicht sogar mit mehr überfordert wäre. Immerhin kann man es ja dem Starkbier zuschreiben, wenn man die Hintergründigkeit nicht entdeckte und spart sich die Erkenntnis, dass sie gar nicht da war. Aber diesmal waren es nicht die Rheinländer, denn wir sind auch selber zu Niveaulosigkeit fähig.