Die schlimmste Waffe: Geld
Irgendwann im 14. Jahrhundert beschloss man, das Geld zu erfinden. Es wurde wahrscheinlich zu beschwerlich, immer mit Tauschartikeln herumzureisen und zum Schluss hatte man nicht die richtigen dabei und der Tauschhandel klappte nicht. Das Geld machte das viel einfacher. Voraussetzung war natürlich, dass jeder dieses Geld akzeptierte und es einen Gegenwert hatte. Das wird wohl eine weile gedauert haben, bis sich die Geldidee so weit verbreite hat, dass Geld ein probates Tauschmittel wurde. Wenn nun einer Schuhe machte, dann tauschte er die gegen Geld und tauschte das Geld beim Schneider gegen Kleider. Aber dann entdeckten die Menschen, dass man Geld genau wie Ernten einlagern kann und im Gegensatz zur Ernte verdirbt Geld nicht. Gut, das gilt mittlerweile nicht mehr uneingeschränkt. Die Menschen legten sich Geldvorräte für schlechte Zeiten an. Praktisch eine Notfallversicherung. Das gab ihnen ein gutes Gefühl. Aber ab welcher Summe fühlt man sich sicher? Wie sich zeigt, gibt es für Geld kein erforderliches Maximum an Sicherheit, jeder will so viel haben, wie er nur irgendwie zusammenraffen kann. Dann überlegte man sich, wie dieses Geld ohne eigene Arbeit weiter wachsen könne. Die Menschen erfanden die Zinsen und später die Börsen. Dann konnte man zwischen wenig Ertrag bei hoher Sicherheit und eventuell sehr hohem Ertrag bei extremer Unsicherheit wählen.
Dabei rückte das Geld immer mehr in den Mittelpunkt. Es entstand Geld, das es in Form von Scheinen oder Münzen überhaupt nicht mehr gibt, man nennt es Buchgeld, weil es einzig und allein in den Buchhaltungen existiert, die alles in Büchern verzeichnen. Gut, diese Bücher gibt es mittlerweile nicht mehr, es sind Datenbanken in Computern, die mehrfach abgesichert werden, damit nur ja nichts verloren geht. Die Menschen akzeptieren dieses überhaupt nicht vorhandene Geld. Sie leihen sich Geld, das weder vorhanden ist, noch bei ihnen vorhanden sein wird, weil sie es über den Computer weiterschicken. Die Welt des Geldes ist ein Monopoly geworden, wobei bei Monopoly nur Geld ausgegeben werden darf, das wirklich da ist. Weil es so einfach ist, geben die Menschen und deren Institutionen viel zu viel Geld aus und machen ständig neue Schulden in den virtuellen Büchern. Sie zahlen virtuelle Zinsen für virtuelle Kredite an virtuelle Banken.
Weil die Schulden ins Unermessliche gestiegen sind, hatte die zentrale Bank die Zinsen für Kredite auf ein extrem niedriges Maß gesenkt. Diese günstigen Konditionen führten zu noch mehr Krediten, weil die Menschen nicht so weit vorausdenken, dass die Zinsen auch mal wieder steigen könnten. Aber diese Menschen haben Glück, denn die Institutionen machten unvorstellbar hohe Schulden, weswegen höhere Zinsen zur globalen Zahlungsunfähigkeit führen würden. Milliardensummen werden virtuell verschoben und die Zahl der Menschen, die das Eigentum an diesen astronomischen Summen haben, wird immer kleiner. Weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt mehr als fünfzig Prozent des gesamten Vermögens und mit jeder Bankenrettung sinkt der Prozentsatz der Vermögenden und steigt deren Anteil. Und jeder Mensch unterwirft sich diesem System. Versucht ständig den billigsten Preis für seine Einkäufe zu finden, ein T-Shirt für zwei Euro, ein Kilo Rindfleisch für drei Euro, das halbe Pfund Butter für achtzig Cent. Selbst die, welche in diesen Produktionsketten arbeiten, sorgen mit dem Billigwahn für noch mehr Lohndruck. Dabei fahren die Finanziers dieses Ausbeutungssystems fette Gewinne ein. Lediglich die Währungsstabilität macht ihnen sorge. Aber da sie die wirklichen Herren der Welt sind, wissen sie um den Zeitpunkt des Währungscrashs und bringen wandeln ihre Reichtümer rechtzeitig um.
Das Geld hat alles im Griff, selbst die primitivsten Länder machten sich vom Geld abhängig. Kauften Waffen auf Kredit, um das eigene Land zu terrorisieren und verkauften damit Freund und Feind. Geld entscheidet darüber, ob man sich verteidigen kann oder nicht. Geld manipuliert Politik, damit sie monetäre Interessen vertritt. Geld zwingt die soeben noch stolze griechische Syriza auf demütige Knie und wandelt die Revoluzzer zu Bittstellern. Den Russen wir so lange Geld entzogen, bis sie Putins Egotripp beenden. Das Wohl und Weh eines Staates und seines Volkes hängt einzig und allein am Geld. Geld ist allmächtig geworden und die das Geld steuern, werden weniger und mächtiger. Das Geld steuert auf eine Einmanndiktatur zu, denn Geld ist unersättlich und unbarmherzig. Geld kennt kein Genug, keine Gerechtigkeit. Geld zerstört in seiner Gier das Klima und den Regenwald. Geld macht unser schönes Land zur Maismonokultur und die Politik sieht ohnmächtig zu. Geld lässt Produktionsruinen in Bangladesch kollabieren und hunderte Arbeiterinnen unter sich begraben. Geld führt Kriege und entscheidet über den Sieg und der Sieger muss Tribut zollen. Geld hat sich mit Blut besudelt.
Geld hat sich gegen die Menschen gewandt. Geld ist die schlimmste Waffe der Welt. Immer größere Bereiche der Erde werden vom Geld verwüstet, immer mehr Kriege vom Geld angezettelt, immer mehr Staaten entwürdigt. Selbst die katholische Kirche ist in vielen Bereichen dem Mammon verfallen und nahm es reaktionslos hin, dass sogar ein Papst vom Geld ermordet wurde. Wäre es nicht längst an der Zeit, ein neues Geld zu erfinden? Ein Geld, das uns dient und nicht knechtet. Kann es gerecht sein, denn irrsinnigen Reichtum weniger zu schützen und dafür den Preis milliardenfachen Elends zu zahlen? Griechenland droht im Elend zu versinken. Weite Teile der Welt befinden sich schon darin. Man gibt den Griechen die volle Schuld an ihrem Desaster, sagt aber nicht, dass die Banken und über sie die Superreichen ihren Reibach dabei machten. Kein Land endete selbstverschuldet im Elend immer war es das Geld, das sich seine Handlanger suchte. Es ist höchste Zeit, das Geld zur Verantwortung zu ziehen. Ein Tag Null wäre eine gute Möglichkeit. Alles auf Null setzen. Alle Konten ausgleichen, alle Grundbucheinträge, alle Hypotheken, alle Verbindlichkeiten und Forderungen. Warum soll die Welt weiter im Chaos versinken, nur damit weniger als ein Prozent in einem Reichtum leben können, den sie nicht mal ansatzweise brauchen.
Dabei begann alles mit ein wenig Sicherheit, mit ein wenig Reserve. Die Idee des Geldes ist sehr gut, aber der Mensch ist dafür nicht geeignet. Es gibt viele Ansätze für ein anderes Wirtschaftssystem, vermutlich wird keiner davon verwirklicht. Hat doch der Kommunismus überdeutlich gezeigt, dass er trotz oder vielleicht wegen seiner Gleichheit für die Menschen nicht taugt. Also muss alles mangels Alternative auf einen großen Kollaps zulaufen und die Extremreichen setzen im neuen System ihren Reibach fort. Wäre da ein Computervirus, der alle Konten auf Null setzt der absolute Segen. Ein Virus, mächtiger als jede Atombombe, aber ohne Folgeschäden für (fast) alle Menschen. Ich hätte auch schon einen Namen dafür: "Equalday". Aber braucht es dazu einen Computervirus? Wenn 1% der Weltbevölkerung über 50% des Vermögens besitzen und diese Tendenz sogar noch steigend ist, dann war da sicher anderes, als ehrliche Arbeit im Spiel. Die Korruption sollte das Gesetz nicht auf seiner Seite haben. Bis heute wagt niemand zu hinterfragen, wie ein bayerischer Ministerpräsident aus einfachen Verhältnissen seinen Kindern 300 Millionen Mark vererben konnte. Aber das kann dieses Eigentum nicht legalisieren. All die Superreichen weichen geschickt den Steuern aus. Der oberste EU-Politiker schuf zu seiner Zeit als Luxemburger Premier raffinierte Steuerschlupflöcher. Denjenigen, die im absurden Überfluss verdienen, wurden und werden auch die Steuern noch erlassen, während der arme Tropf mit Steuerklasse eins bluten muss. Wäre es da nicht gerecht, dass die 99% die Eigentumsverhältnisse nicht mehr anerkennen, die Konten auf Null zu stellen und das geraffte Eigentum allgemein aufteilen? Wäre das wirklich ein Gesetzesbruch? Ist es illegal, gebrochenes Gesetz erneut zu brechen? Ist die Enteignung von Diebesgut Raub? Die heutige Aufteilung des Weltvermögens ist nicht gerecht. Irgendwann hieß es mal, Eigentum verpflichtet. Die Eigentümer verstehen es famos, sich dieser Pflicht zu entziehen. Gerecht wäre eine gerechte Verteilung und eine sinnvolle Begrenzung von Eigentum. Dabei dürfte die Obergrenze ruhig großzügig ausgelegt werden, damit der Ansporn zur Leistung bleibt, aber es sollte eine Grenze geben. Denn grenzenloser Reichtum auf der einen Seite schafft grenzenlose Armut auf der Kehrseite. Wenn einer gewinnt, muss ein anderer verlieren. Das ist Marktwirtschaft. Die Marktwirtschaft hat den Kommunismus besiegt, aber nun besiegt die Marktwirtschaft in ihrer Extremform, dem Kapitalismus sich selbst.