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Hinterfotzing

Flucht

In den französischen Alpen zerschellte ein Flugzeug und mit ihm 150 Leben. Natürlich Unfassbarkeit, unendliche Unfassbarkeit, aber keine Sprachlosigkeit, sehr viele Berichte. Den Copiloten kennen wir bis ins Grundschulalter. Fassungslos sein Vorsatz, sein Suizid, der unfreiwillige Massensuizid. Große Pallaver, Aktionspläne, noch mehr Sicherheit, noch mehr Sicherheit, Sicherheit für die Sicherheitssysteme. Den Verlust von Menschenleben unbedingt vermeiden. Das unermessliche Leid der Angehörigen unbedingt vermeiden, technisches Versagen unbedingt vermeiden, menschliches Versagen unbedingt vermeiden.
900 Flüchtlinge, Schmuggelware, platzoptimiert in ein ausrangiertes Fischerboot verstaut. Maximale Unsicherheit, maximale Lebensgefahr, extrem hohes Risiko. Zu hohes Risiko. 900 Menschen tot. Glaubhaftes öffentliches Bedauern, Absichten, viel Pallaver, dann zurück zur Tagesordnung, wichtigere Probleme: Bankenrettung, Griechenlandrettung. Afrika - nicht unser Problem, überhaupt Afrikaner, andere Gruppe Menschen. Wir sind nicht Schuld an deren Problemen, zumindest nicht direkt, nicht an allen, an manchen vielleicht. Ja, grundsätzlicher Zusammenhang, aber weit zurück. Ausbeutung? Nein, immer bezahlt, freilich nicht viel. Syrien - auch nicht unser Problem und nicht Afghanistan. Unser Problem ist unseren Wohlstand maximal zu beschützen. Eines musst du wissen, dass wir Zuwanderung brauchen, um unseren Wohlstand erhalten zu können und es gibt keine Zuwanderung aus katholischen weißen Ländern. Also rechne 1 + 1! Wenn wir den Flüchtlingen nicht aus humanitären Gründen helfen, dann doch zumindest, um unseren Wohlstand zu erhalten. Ja, so könnte es vielleicht eine Rettung für die armen Teufel in ihren Seelenverkäufern geben, wenn wir sie nutzbringend einsetzen können.
Eigentlich haben Pillenknick und die Einkindfamilie ohne Absicht die idealen Voraussetzungen für die Völkerwanderung unserer Tage geschaffen. Ohne diese Völkerwanderung müssten wir den Gürtel schnell enger schnallen. So aber haben wir die einmalige Chance, mit der extrem verfügbaren Zuwanderung unsere Probleme und gleichzeitig die Probleme der Zuwanderer zu lösen. Praktisch eine Win-Win-Situation, wollte man es. Aber die Asylsuchenden sind eventuell schwarz und nicht katholisch. Dabei sind bei uns die meisten höchstens per Lohnsteuerkarte christlich und schwarz ist in Bayern eine weitverbreitete Farbe, da sollte sie doch wohl auch im Gesicht toleriert werden können. Ein Bundesland, das die Schwarzen wählt und gerne schwarz arbeitet, kann mit schwarzen Zuwanderern nicht ernsthaft Probleme haben.
Wenn also der Luxusselbsterhaltungstrieb die Zuwanderung Asylsuchender zumindest tolerieren sollte, dann müsste unsere hochgezüchtete Profitgier geradezu nach Asylsuchenden lechzen. Stellt sich also die Frage, was uns eigentlich vom Öffnen des Schlagbaums abhält? Die Angst vor dem Fremden? Die Angst vor Veränderung? Ja vermutlich. Während Millionen Menschen auf der Flucht sind, weil es in ihrer Heimat keine Hoffnung für sie gibt, ja oft das nackte Leben bedroht ist, fürchten wir uns vor der Veränderung, die diese Menschen zu uns bringen, dabei können es sogar gute Veränderungen sein.