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Hinterfotzing

Jawohammaden

Die Feder ist ein scharfes Schwert. Mit der Feder zu treffen ist ein Kunst, dabei zu verletzen ein misslungener Treffer. Dass die Feder auch töten kann, bewies ein Gericht in Indonesien mit dem Unterzeichnen von fünf Todesurteilen. Aber die Feder ist nur mehr eine Umschreibung, es gibt sie nicht mehr. Selbst der edle Füllfederhalter ist nur noch selten anzutreffen. In Finnland wollen sie nun gar die Handschrift abschaffen, aber das nimmt der Feder die Schärfe nicht. Eine Tastatur ist nicht minder ungefährlich, wie der Saudische Blogger Raif Badawi erfahren musste, der zu eintausend Peitschenhieben verurteilt wurde. Das kommt einem Todesurteil gleich, auch wenn die Peitschenhiebe in Portionen zu 50 Schlägen auf 20 Wochen aufgeteilt werden. Warum diese harte Strafe? Weil die Machthaber Angst haben. Blogs können nicht in Landesgrenzen festgehalten werden und damit kann jeder seine Meinung kundtun. Freie Meinung, bedeutet aber den Untergang der absolutistischen Regime.

Was Raif Badawi in Ansätzen versuchte, das hat Charlie Hebdo auf die Spitze getrieben. Sie kritisierten und verhöhnten aus der Freiheit heraus die Machenschaften der selbsternannten Gotteskrieger, aber die Freiheit konnte sie nicht schützen. Der Anschlag konnte eigentlich niemanden überraschen, der Charlie Hebdo kannte. "Man kann nicht vorsichtig genug sein in der Wahl seiner Feinde" sagte Oscar Wilde. Er hatte recht. Charlie Hebdo hat einen zu brutalen Feind gewählt. Einen Feind, der nicht mit gleichen Mitteln, sondern mit aller Härte zurück geschlagen hat.

Die Frage muss erlaubt sein, ob die Verbreitung von Satire dieses Opfer wert war? Dieser Frage werden sich wohl die Überlebenden von Charlie Hebdo stellen müssen. Unsere Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit, auch nicht die Meinungs- und Pressefreiheit. Sie ist ein teuer und mit viel Blut erkauftes Gut. Die vielen Opfer auf dem Weg zur Freiheit verpflichten uns zum respektvollen Umgang mit unserer Freiheit. Es muss einen mit Grausen erfüllen, wenn man sieht, wie weit die Länder, in denen IS und Konsorte blindwütig morden von unserer Freiheit entfernt sind. Wer glaubte, unsere moderne Welt mit den vielen Medien und Kommunikationsmöglichkeiten würde diesen Ländern den blutbesudelten Weg in eine freie Welt ersparen, muss diese Hoffnung über Bord werfen. Es wird dort nicht weniger Blutzoll zu entrichten sein, bis die sich des göttlichen Auftrags anmaßenden Richter selbst gerichtet werden. Ob das durch militärisches Eingreifen besser oder schneller oder gerechter wird, da sind nach den Erfahrungen von Afghanistan, Irak und Lybien erhebliche Zweifel angesagt.

Dass unsere Gesellschaft so tolerant und besonnen mit dieser Bedrohung und den Anschlägen umgeht, ist ein hoffnungsvolles Zeichen. Welche Gewalt würde dem Islam bei uns entgegenschlagen, wenn wir den Islamisten gleich einen blutrünstigen Rachemob aufpeitschten? Keine Gegenreaktion war nicht zu erwarten, was die Pegida macht, spielt sich an einem anderen Ende des gleichen  freien und demokratischen Rahmens ab, den auch Charlie Hebdo nutzt. Es ist ein zivilisierter Umgang mit einer extremen Situation und das macht Hoffnung, dass in Europa die Friedenszeit weiter geht. Vermutlich werden wir in der kommenden Zeit mit mehr Risiko leben müssen, vielleicht müssen wir uns stärker schützen. Das kann mit Einschränkungen verbunden sein, aber wir müssen auch unsere Freiheit und unsere Werte schützen. Dann trägt dieser Friede so viel Kraft und Überzeugung in sich, um bald auch in diese unglückseligen Länder vorzudringen.