Nullzins und dann?
Oder wie man eine Währung am effektivsten killt
Ein neuer Kredit? Aber natürlich, wenn es geht in unbegrenzter Höhe. Zinsen? Aber ich bitte Sie! Über Zinsen redet man doch bei dieser Höhe - pardon: Tiefe - gar nicht mehr. Wenn du geschickt verhandelst, landest du unter Null. Bei KfW-Krediten sowieso. Du hast ein Guthaben?! Oh wie peinlich. Carpe diem: Hebe es bar ab, solange es noch 500er Scheine gibt, denn dann musst du keine Negativzinsen zahlen! Was, du glaubst nicht an Negativzinsen? Aha, ein Realitätsverweigerer. Ja freilich hatte ich auch mal Festgeld für 8%, ist schon eine Weile her und damals hätte ich kein Kreditnehmer sein wollen. Da waren 12 bis 14% durchaus üblich. Ganz schön heftig. Heute traut sich eine Bank kaum noch 1,5% verlangen, höchstens, wenn es gar keine Sicherheiten gibt. Ja, ja, das Geldverleihen steckt ziemlich in der Krise, dabei steigen die Kredite gerade ins Unermessliche. Die Nullprozentgrenze für Kredite ist in Sicht. Da machen Schulden so richtig Spaß. Zinszahlungen aus der Portokasse. Aber dass die Banken ihre Manager immer noch mit Topgehältern füttern, ist schon sehr verwunderlich. Da sieht man mal, in welcher Surrealität die Geldverwalter leben. Null Profit mit Zinsen, aber Maximalgehälter, wen wunderts, wenn die Banken kranken.
Für Bund, Staat und Kommunen sind die Zeiten natürlich rosig, vor allem, wenn der übergeordnete Rechnungsprüfer den mutierenden Wahnsinn erkennt und alle Hühneraugen zudrückt. Denn wie sollte eine Rückkehr zum Normalismus aussehen? Sobald die Zinsen steigen, sind vom Bund über Land und Landkreise bis zu den Kommunen alle zahlungsunfähig. Den Bund enteignen geht halt mal nicht, auch wenn sich das einige der Kapitalmagnaten ganz gut vorstellen könnten. Die Privatisierung des Staates. Hoheitsrechte gegen Geld. Das wäre dann wohl das letzte Kapitel des Kapitalismus. Aber wer glaubt den Kapitalismus wieder zähmen zu können, der soll doch erst mal einen indischen Tiger zum Vegetarier erziehen. Wenn in Berlin und Brüssel mehr Lobbyisten sitzen als Abgeordnete, dann ist ziemlich klar, woher der Wind weht und wohin. Oder anders formuliert: Wessen Interessen die Politik vertritt. Dass sich der Kapitalismus mittlerweile zum Extremjunkie gefixt hat, der nicht mehr weiß, woher er das Geld für den nächsten Schuss nehmen soll, kann man nur mehr mit ideologischen Scheuklappen übersehen. Aber keiner weiß, was danach kommt, oder will es aussprechen. Der Euro hat wohl bald sein Ende erreicht. Ziemlich schade, denn er ist eine sehr gute Idee. Nur leider hielten sich viel zu viele nicht an die Regeln, die eine sehr gute Idee nun mal braucht.
Was kommt nach dem Euro? Nun, vermutlich wird es eine kleinere Lösung geben. Vielleicht sogar nur auf Bundesebene. Also eine DM02. Könnte gut sein.