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Hinterfotzing

owei onlein

Die neue Versklavung der Menschheit

"Houston, we have a problem!" lautete der berühmte Funkspruch von Astronaut Jack Swigert, den er am 14. April 1970 von Apollo 13 ans Kontrollzentrum sendete. Allerdings stammt der Satz aus der Verfilmung des Apolloflugs im Jahr 1995, denn Swigert sagte tatsächlich "Houston, we've had a problem", also, dass sie ein Problem hatten. Da Swigert dabei maßlos übertrieb, trifft der Satz, den Tom Hanks in die Kamera sprach die Wahrheit besser. Die Astronauten von Apollo  13 konnten zwar ihre Mission nicht erfüllen, kehrten aber wohlbehalten, wenn auch mit viel Glück zur Erde zurück.
Apollo 13 war mit dem "Apollo Guidance Computer" ausgestattet. Der AGC hatte 1 KB Speicher und 2 MHz Taktfrequenz. Zum Vergleich hat das gerade erschienene iPhone 6 128 GB Speicher und eine Taktfrequenz von 2 GHz, das ist also 1000 mal schneller mit 128.000 mal mehr Speicher. Insofern ist es schon verwunderlich, dass man mit einem iPhone nicht mal zum Mond kommt. Aber die neuen Smartphones haben ja eine völlig andere Aufgabe. Sie stellen unseren Lebensmittelpunkt dar.

War es anfangs ein Muss für jeden Möchtegernwichtig, hat es sich schnell zur Lebensnotwendigkeit für jeden noch so unwichtigen entwickelt. Immer ist es dabei, immer ist es eingeschaltet, immer ist es online. So ganz nebenbei erfährt man, dass man Smartphones nur ausschalten kann, wenn man den Akku entfernt, denn ansonsten sind die Dinger maximal im standby-Modus und da scheinen sie noch recht rege. Was so manchen Weltbeobachtern sehr entgegen kommt, die immer wissen wollen, wo wir sind, wen wir treffen und was wir reden. Sie können unbemerkt Kamera und Mikrofon auch im standby-Modus einschalten, weil sie wissen, wie das geht. Aber was nützt es, man muss ja. Man muss Facebook. Man muss WhatsApp. Ja und auch noch SMS, wenn auch weniger. Mann muss das alles zeitnah kontrollieren, will man immer mit der ganzen Welt verbunden sein.
Das Smartphone quiekt, sofort hat es alle Aufmerksamkeit und das eben noch anregende Tischgespräch bricht ab. Möglicherweise müssen sich dann sogar alle Tischgenossen das soeben gepostete Bild oder Video eines Wiesenbesuchs eines Irgendjemanden anschauen, aber nur, bis das nächste Smartphone das nächste Thema am Tisch bestimmt. Nach dem Rauchverbot wäre das Smartphoneverbot eigentlich die logische Konsequenz für den Erhalt einer überlebenswerten Wirthauskultur. Aber damit wäre das Problem nicht gelöst, denn die mobilen Weltverbindungsgeräte entziehen ihren Besitzern zunehmend die Wirklichkeit. Zombiegleich durchschreiten sie, weitgehend von den Smartphones der Wirklichkeit entzogen, die Realität. Die Ohren zugestöpselt und die Augen magisch vom Display angezogen. Und sie glauben dann tatsächlich, die Smartphones würden ihr Leben bereichern und ein Leben "ohne" wäre viel ärmer, einsamer.

Jede Generation muss mit den Herausforderungen ihrer Zeit klarkommen. War es bei den 60ern der Fernseher, der nur deshalb nicht ununterbrochen konsumiert wurde, weil ab 22 Uhr das Testbild aus der Röhre glotzte, so ist es heute die permanente mobile Vernetzung mit vermeintlichen Freunden aus Facebook & Co. Und es ist die Angst, etwas zu verpassen. Dabei nimmt man in Kauf, dass unheimlich viel unserer kostbaren Zeit von den Smartphones geraubt wird. Insofern sollten wir die Smartphones allesamt zum Mond schießen und darauf hoffen, dass sie nicht so viel Glück wie Apollo 13 haben.