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Hinterfotzing

Position und Opposition

Eigentlich spielte Partei in Hinterfotzing früher keine Rolle. Na ja, so ganz stimmt diese Aussage nun auch wieder nicht, denn in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts vom vergangenen Jahrtausend, machte sich auch in Hinterfotzing die braune Pest breit, aber deren Erreger ist zur Freude der Welt ausgestorben. Abgesehen von diesem weltschmerzhaften Intermezzo war die Gemeinschaft von Hinterfotzing im Inneren parteifrei. Niemand hielt es für angebracht, bei kommunalen Themen parteipolitisch Position zu beziehen. Folglich gab es in Hinterfotzing auch keine Opposition, man brauchte sie ebenso wenig, wie eine Partei. Den regierenden Bürgermeistern und Räten war es genug, die Anliegen der Bürger zu regeln und sie dachten nicht im Traum daran, auch noch Parteibegehrlichkeiten zu befriedigen.

Da kam eines schönen Tages ein zugereister Hinterfotzinger auf den Trichter, dass er gerne Bürgermeister werden möchte, vielleicht um seinen Geltungsdrang zu befriedigen, mag sein, dass es auch der Sold war, der in dazu bewog, denn bald nach der Wahl ließ er den auf das maximal erlaube Maß erhöhen. Auf alle Fälle kam es, wie es kommen musste und die Bürger von Hinterfotzing wählten ihn. Das ist auch eines der unerklärlichen Phänomene menschlicher Psyche, dass man lieber jemandem vertraut, von dem man nichts weiß, als jemandem, von dem man recht viel weiß. Denn nichts von jemandem zu wissen, heißt natürlich automatisch, dass man auch nichts Schlechtes weiß. Ein zweiter Faktor ist sicher der Neid. Aber, wie sagt man so schön: Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen. Mitleid kann man in diesem Fall vermutlich ausschließen, Neid war bestimmt dabei.

Damit er die Hinterfotzinger von der Wichtigkeit seiner Person überzeugte, stellte er die BDU auf viel mehr Beine und vermittelte den Eindruck, dass Hinterfotzing die BDU unbedingt brauche, was die meisten Hinterfotzinger interessanterweise glaubten. Die BDU kannte man und für die meisten Hinterfotzinger kann bei Wahlen nichts anderes als die BDU in Frage. Schließlich war die BDU ja auch die tragende Partei des Landes und auch der Landesherr war ein BDUler.

Fortan ging es in Hinterfotzing nicht mehr darum, was der Rechermacher oder die Grün oder der Krachlinger zu sagen hatte, sondern was die BDU wollte. Er schaffte es, die Gemeinderäte der BDU so auf sich einzuschwören, dass sie sich von ihm komplett beeinflussen ließen und seine Meinung nach außen als gemeinsame BDU-Position vertraten und natürlich auch als ihre eigene.

Es dauerte nicht lange und die anderen, also diejenigen, die noch mit ihrer eigenen Meinung auskommen mussten. Jene außerhalb der BDU zettelten den Aufstand an und begriffen sich plötzlich als Opposition, die gegen die Position der BDU Stellung beziehen musste. Die Opposition bestand aus der seltenen Gruppe der Selbstdenker und damit hatte sie eine höhere Treffsicherheit bei der Einschätzung von Sachverhalten, als die BDU, deren Meinung ja letztlich nur eine Kopie der Bürgermeistermeinung war.

Auch die Hinterfotzinger begriffen das bald, zumindest ein Teil von ihnen und sie wählten die Opposition bald stärker. Die BDU abzuwählen, lag jedoch Außerhalb ihrer Vorstellungskraft, weil die meisten Menschen eben doch glauben, dass es sehr wichtig ist, von jemandem gesagt zu bekommen, was zu tun ist, denn das ist eine bewährte Methode, mit der man ohne eigenes Denken auskommt.