Verbrampfteln
Haben Sie schon mal was verbrampftelt? Nein? Aber ich garantiere Ihnen: Sie haben! Nur wussten Sie es nicht. Oder sind Sie nicht Brampftl? Na dann haben Sie noch nichts verbrampftelt und ich habe Sie völlig zu Unrecht verdächtigt.
Das wäre jetzt etwas ganz anderes, wenn Sie Schuster hießen, dann hätten Sie sicher schon öfter was verschustert, zum Beispiel einen Fünfer, den Sie einer Horde Spendensammler geben, damit Sie wieder Ihre Ruhe haben. Allein schon deswegen hat es Sie gar nicht interessiert, wofür Sie spenden sollten. Wieviel Zeit müssten Sie und Sie würden sich vielleicht sogar ärgern, wenn andere, also welche, die gar nicht Schuster heißen wiederum anderen, die auch nicht auf diesen Handwerksnamen lauten vorwerfen, sie hätten das oder jenes verschustert. Anmaßend! Finden Sie nicht?!
Woher kommt's eigentlich? Das Wort "verschustern" hat mit dem Handwerk der Fußbekleider nichts zu tun. Es stammt aus Wien und da ist schustern ein Synomym für pfuschen. Wobei die Österreicher bei Pfuschen Schwarzarbeit meinen. Dass beim Pfuschen manchmal wirklich Pfusch entsteht, hat wohl dazu geführt, dass die Bedeutung von Pfusch in Bayern einen sehr negativen Beigeschmack hat. Verschustern meint in erster Linie, das Geld durchbringen, aus Mutwillen oder Leichtsinn. Unbestritten gab es noch vor zwei Generationen den "blauen Montag", denn die Handwerker lieber im Wirtshaus, als in der Werkstatt verbrachten, wohl weil sie der Freiheit des Sonntags nachtrauerten. Das "Blau" entstammt wahrscheinlich dem rotwelschem Wort "lau" = für nichts. Dass sie dabei auch Geld umsetzten und vermutlich mit jedem Bier etwas leichtsinniger wurden, braucht dem verständigen Menschen nicht weiter erklärt zu werden. Tatsächlich gab es im Jahre 1726 nach einem Verbot des "blauen Montags" einen Aufstand der Schuhknechte, der sich auch auf andere Städte ausweitete, so dass 1731 ein Reichstagsedikt mit einem Verbot erlassen wurde.
Wenn heute jemand sein Geld leichtsinnig versäuft, verspielt oder anderweitig verschleudert, dann hat das mit dem "blauen Montag" wenig zu tun und schon gar nicht mit dem Schustergesellen, der eh schon fast ausgestorben ist. Bis auf wenige in der Zunft, die sich auf die Herstellung von angemessenem Schuhwerk für ein betuchtes Publikum spezialisiert haben, fristen die wenigen gelernten Schuhmacher als Schuhflicker ein mehr schlechtes als rechtes Dasein. Schuhe werden nicht mehr vom Schuster gemacht, sie kommen aus Amazonien oder anderen fernen Regionen, damit dort die Kinder eine Arbeit haben. Und wir haben den Vorteil, für Schuhwerk sehr wenig Geld verbrampfteln oder vermeiern zu müssen.