Weihnachten - Wie es wirklich geschah ...
Das Märchen, nach welchem Kaiser Augustus zwecks Erhöhung der Steuereinnahmen eine Volkszählung durchführen ließ, ist wohl eine der nachhaltigsten Lügen der biblischen Überlieferung. Vieles darf man den Römern nachsagen, aber nicht mangelnde Bürokratie. So gab es die Volkszählung um das Jahr eins unserer Zeitrechnung schlicht und ergreifend nicht. Aber wie sollte dann der Heiland in der Stadt Davids geboren werden? Sagen wir mal es hätte sich mit Josef aus Nazareth so verhalten.
Hätte er geahnt, welche Verwerfungen er in der Welt verursachen wird, so wäre ihm wohl sein Entschluss, den Auftrag in Jerusalem anzunehmen deutlich schwerer gefallen. Aber was weiß man schon im Vorhinein?!
Vor einem Jahr hatte er seine Zimmererausbildung abgeschlossen und war fertiger Zimmerermeister. Da es die Handwerkskammer damals noch nicht gab, war keine separate Meisterprüfung erforderlich. Sein Meister hätte ihn wirklich gerne behalten, aber für zwei Meister reichte die Größe der Werkstatt nicht und für eine Nachfolge war Meister Isaak noch nicht alt genug. Außerdem war dafür Benjamin vorgesehen, der verzogene Bengel, dem Josef gerne mal mit einer tüchtigen Ohrfeige den rechten Weg gewiesen hätte, damit hätte er jedoch den Zorn Isaaks auf sich gezogen und das war es nicht wert. So war sein Weg zu einer eigenen Werkstatt vorgezeichnet.
Tüchtig war er ja und das Zeug zu einem ausgezeichneten Zimmermann hatte er auch. Einzig das Geld für eine Existenzgründung fehlte völlig und das war damals wie heute ein beachtliches Problem. Da die Juden trotz römischer Besatzung in einem eigenen Staat wohnten, durften sie im Rahmen der römischen Gesetze tun und lassen, was sie wollten und damit auch jeden erforderlichen Beruf erlernen. Das haben erst die Christen geändert, die verboten den Juden jegliche Berufsausübung, so mussten sie sich auf den Handel verlegen, der auch unser heutiges Bankensystem geboren hat. Insofern sind die Christen an der heutigen Bankenkrise die wirklich Schuldigen.
Damals brauchte man für einen Kredit noch Sicherheiten, die hatte Josef nicht. Aber in der Nachbarschaft wohnte ein leicht überständiges aber noch hübsches Mädchen mit Namen Maria. Überraschenderweise stellte sich vor kurzem heraus, dass Maria fruchtbar ist und eine zeitnahe Hochzeit erforderlich wäre. Die Moral war damals ebenso heuchlerisch, wie zu meiner Jugendzeit.
Das Kind störte Josef zwar, aber ebenso lockte ihn das Geld, welches Maria mit in eine Ehe bringen würde. Ein stattlicher Betrag, der angesichts der bereits eingetretenen anderen Umstände sicher nach oben verhandelbar war. Schließlich war Marias Vater Synagogenvorsteher und würde einiges mehr geben, um den moralischen sauberen Anschein zu wahren.
Maria wollte, konnte oder durfte über die Herkunft des Kindes nichts sagen. Generationen später schob man es dem Heiligen Geist in die Schuhe, was zum Zeitpunkt der Zeugung nicht möglich war, weil er da noch nicht erfunden war. Es ist mir schleierhaft, warum das bis heute niemandem aufgefallen ist.
Gleich nach der Hochzeit richtete sich Josef eine sehr praktische Werkstatt ein. Aber wie das halt so ist, wenn einer gleich richtig auftrumpft und sich das modernste vom modernen leisten kann. Sofort standen die Neider auf und machten den Josef madig. Schnell musste er erkennen, dass der Denar nichts gilt, wo er geschlagen wurde. So blieben die Aufträge aus. Von einem Holzhändler erfuhr er, dass Herodes in Jerusalem ein großes Bauvorhaben plane, das bedeutete Arbeit für viele Zimmerleute. Wer sich ein Stück vom Kuchen abschneiden wollte, musste bei einem Wettbewerb sein Können unter Beweis stellen. Die Teilnahme war kostenlos, allerdings musste man erst mal nach Jerusalem kommen. Die Straße von Nazareth nach Jerusalem war zwar einigermaßen sicher zu passieren, aber man musste Schutzgeld an Wegelagerer bezahlen, heute nennt man das Autobahnmaut. Geld für Leistungen, die nicht erbracht werden.
Josef erkannte jedoch die Chance und war von seinen Fähigkeiten überzeugt. Wenn er erst einmal in Jerusalem gebaut hatte, dann würden ihm die Nazarener sicher die Tür einrennen. Da er seine berufliche Existenz Maria zu verdanken hatte, besprach er sich mit ihr, die zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich schwanger war, aber sie meinte, die Reise wäre sicher ein gute Abwechslung und wenn das Kind in Jerusalem zur Welt käme, könne man es ja gleich im Tempel beschneiden lassen. Geburten waren damals eben noch nicht so schwierig, wie heute, was daran lag, dass es nur Hebammen gab, jedoch keine Frauenärzte oder gar Chefärzte, ja nicht einmal eine Privatversicherung. Außerdem konsultierte er seinen Schwiegervater zur Aufbesserung der Reisekasse, der gab ihm das Reisegeld allerdings nur leihweise.
Flugs packten die zwei Werkzeug und Gepäck für zwei Wochen und schlossen sich mit ihrem Fuhrwerk einer Karawane an. So zogen sie nach Jerusalem hinauf. Die Stadt überflutete sie förmlich mit neuen Eindrücken und dem Völkerwirrwarr. Josef fand die Meldestelle und schrieb sich für den Wettbewerb ein, dann ging es auf Zimmersuche aber da sollten die zwei ihr blaues Wunder erleben.
Gegen die Hoteliers von Jerusalem waren die Mauteintreiber im galiläischen Bergland direkt sanfte Lämmer. Als hätten sie damals schon gewusst, wie es später das olympische Komitee machen würde, erhöhten sie ihre Zimmerpreise um ein Vielfaches. Selbst kleinste Einzelzimmer waren horrend teuer. Das war Josef zu viel. So suchte er im Außenbereich nach Logis und landete schließlich im 10 km entfernten Bethlehem. Dort fand er - immer noch überteuert - eine kleine Altbauwohnung mit Kochecke. Maria konnte ja in Bethlehem bleiben und er musste, wohl oder übel, täglich zu Fuß nach Jerusalem marschieren. Aber diese Lösung war zumindest mit der Reisekasse einigermaßen verträglich.
War es die Reise, oder die mit ihr verbundene Aufregung, jedenfalls beschloss das Kind am dritten Tag in Bethlehem die Schwangerschaft zu beenden und den schützenden Bauch zu verlassen. Es war der 5. März im Jahr 5 vor Christi Geburt. Denn der gute Papst Gregor hat sich beim Berechnen des Geburtsjahres ein bisserl verhaut. Aber damals wusste man das nicht. Die vielen Engel, die bei der Geburt dabei waren, kamen auch erst Jahrhunderte später dazu, vor allem die Kleinen nackten, denn die erfand man ja erst in der Barockzeit. So war also das Kind, welches die Welt nachhaltig verändern sollte, an Christi Geburt bereits fünf Jahre alt und längst nicht mehr in Bethlehem.
Insofern ist es auch verständlich, dass Ochs und Esel entweder gar nicht, oder zu einem anderen Zeitpunkt vor Ort waren. Als man dann vermutlich am ersten Tag des ersten Jahres der neuen Zeitrechnung den Geburtsort Jesu suchte, war die Altbauwohnung bereits seit zwei Jahren unbewohnt und wurde als Hühnerstall genutzt. Es waren vermutlich weiße Hühner und die kann man schon mal mit Engeln verwechseln, wenn man sie gehörig aufschreckt.
Jesus wuchs unter der führenden Hand Josefs zu einem tüchtigen Zimmerer heran. Hätte Josef erfahren, dass ihm die Christenheit unterstellt, er hätte Maria in einem Stall einquartiert und noch dazu mit einem Ochsen und einem Esel, dann hätte er vermutlich Jesus seine religiösen Extravaganzen nicht durchgehen lassen. Denn beim Wettbewerb in Jerusalem konnte Josef einen schönen Auftrag an Land ziehen und das half ihm auch in Nazareth auf recht gesunde Beine. So dass er Jesus eine solide Handwerksausbildung ermöglichte und ihn als seinen Nachfolger in der gutgehenden Werkstatt vorsah. Als frommer Jude schickte er ihn auch regelmäßig zur religiösen Weiterbildung, was in Jesus ein unheimliches Feuer entzündete. Als Jesus schließlich das Werkzeug an den Nagel hängte und sich der Religion zuwandte, schmerzte das Josef sehr. Aber er ließ ihn seine Wege ziehen. Allerdings ging er, im Gegensatz zu seiner Frau Maria nicht zu den Vorträgen Jesu. Vielleicht wusste er damals schon, dass die Revolution ihre Kinder frisst.
Dass sich aus heutiger Sicht alles anders zugetragen hat, ist eben das Los derer, die sich nicht mehr zu Wort melden können. Geschichte wird halt meist erst später auf- oder umgeschrieben. Das gilt auch für die größten Geschichten, die sich auf Erden zugetragen haben.