Die närrische Zeit
Jetzt haben wir auch schon Jecken bei uns, als wäre die Vogelgrippe nicht Panikfaktor genug und der IS. Der 11.11. mittlerweile ein Standardtermin in behäbigen niederbayerischen Rathäusern, als ob die Narren das Rathaus jemals verlassen würden. Zu "Hallo Wien" rennen neuerdings Clowns herum, die man am besten mit einem Eimer schön kaltem Wasser übergießt und "so reisen, so reisen, so reisen wir daher" singt, praktisch Inklusion. Der Innenminister duldet keine "Hallo Wien"-Clowns und will sie weg haben. Aber was macht er, wenn der Landtag dann leer ist?
Es ist schon ein Graus, wenn der Fasching zum Karneval mutiert und praktisch nicht mehr weg geht. Wenn sich dann auch noch ein Karnevalsverein bildet und mit rheinischen Narrenkappen dem letzten Funken Fasching schon vor dem Advent den Garaus macht, weil praktisch rechts überholt, dann braucht nur noch der Playback-Import aus Südtirol kommen und uns mit schmalztriefender Adventstimmung zuschnulzen, dass wir bis Heiligdreikönig kein Plätzchen mehr hinunterbringen.
Tradition ist schließlich im Wandel und die Globalisierung nimmt ihren Lauf. Wer immer alles haben will, muss am Ende auch bereit sein, alles zu nehmen. Leberkas al dente und Weißwürste on the rocks. Aber bitte nicht jammern, wenn jemand ein Gilet zur Jeans anzieht und dann in maximaler Traditionsverachtung nicht mal zuknöpft, oder ein T-Shirt in die Lederhose stopft. Identität wird schwieriger und verwischt. Aber wer weiß schon, wo unsere Bräuche letztlich her stammen und was noch alles bei uns landen wird. Und wenn die ganze Welt in einem Einheitsmultikulti landet, dann müssten eigentlich auch die Vorbehalte gegen die Anderen verschwinden und es gibt keine Flüchtlinge mehr, zumindest wird man sie nicht mehr erkennen.
Maximale Fluchtbearbeitung
Zu tausenden kommen sie aus fernen Ländern, machen sich auf einen ungewissen, unsicheren Weg, um das sichere Europa zu erreichen, wo Menschen wie Menschen behandelt werden. Sie haben fast nichts dabei, nur ihr Leben und das wollen sie in Sicherheit lebenswert leben. Denn dort, wo sie her kommen, herrscht Chaos, Gewalt, Willkür und Terror. Würden sie sonst gehen? Die Heimat verlassen? Die Nachbarn? Die Freunde? Die meisten sind Muslime und es ist schon eine seltsame Situation, dass sie akkurat von Christen aufgenommen werden, während sich viele islamische Staaten verweigern. Wird es das Christentum aus Sicht des Islam aufwerten? Ja, ganz gewiss! Und vielleicht löst das einen großen Umdenkprozess aus. "Kann ich eine Religion bekämpfen, die sich um meine Glaubensbrüder und -schwestern kümmert?"
Wir sind in der Lage, diese Völkerwanderung zu bewältigen. Sie wird Deutschland verändern, aber Deutschland hat sich immer verändert. Das einzig stabile ist der Wandel. Auch die religiöse Landschaft wird sich ändern. Der Islam wird eine größere Rolle spielen. Die Katholische Kirche hat Angst vor Islamisierung, dabei sollte sich mehr vor den reaktionären Kräften in den eigenen Reihen Angst haben, die ähnlich dem IS wieder ins Mittelalter zurücksteuern. Ist Deutschland ein christliches Land? Statistisch betrachtet ist mehr als ein Drittel der Bürger konfessionslos, Tendenz steigend. Deutschland wird also immer weniger christlich. Daran sind die zwei großen christlichen Kirchen nicht unschuldig. Man lebt halt recht bequem auf auf Kirchensteuer und braucht sich nicht sonderlich um die Bedürfnisse der Mitglieder kümmern.
Die Islamisierung geht also einher mit der Entchristianisierung, deren Hauptbetreiber die Kirchen selbst sind. Als Spanien im Einfluss des Islam stand, war das nicht die schlechteste Zeit, aber das war ein anderer Islam, er stand in seiner kulturellen Blüte. Es ist schon interessant, dass sowohl die christlichen Kirchen, als auch der Islam das Heil in der Vergangenheit suchen. Während die einen die Macht und Dreistigkeit haben, im Namen ihres und unseres Gottes zu morden, wenden die anderen ihrer Kirche, die sie zunehmend weniger verstehen, den Rücken zu. Wer will es da einem Moslem verdenken, dass er diesem Wahnsinn zu entfliehen sucht? Noch dazu, wo die Kanzlerin des wunderbaren Deutschland alle willkommen heißt. Mutti lädt ein und in Bayern seehofert es maximal. Jetzt sind sogar Zäune und Mauern im Gespräch. Und Provinzbürgermeister wenden sich maximalempört und natürlich medienwirksam an den österreichischen Vizekanzler, statt in den eigenen Reihen Druck zu machen, aber da ist man halt das Kuschen gewöhnt. Mit so viel Dampf sollte man einiges in Bewegung setzen können,.
Rein statistisch betrachtet senken die Flüchtlinge den Altersdurchschnitt in Deutschland gewaltig. Deutschland hat eine komplette Generation verhütet und nun kommt sie und sie will bleiben. Ja, was will man eigentlich mehr? Wenn sie deutsch lernen, wenn sie einen brauchbaren Beruf erlernen, dann wird sie die deutsche Wirtschaft wie Sauerstoff inhalieren. Der Weg dahin ist mühsam und viele werden dem deutschen Leistungsdruck nicht gewachsen sein, aber die meisten werden sich integrieren und unser Bruttosozialprodukt steigern, ergo die Kosten, welche sie jetzt durch die Flucht verursachen, vielfach zurückzahlen. Ja, Deutschland wird sich verändern, aber das ist der Preis und das war er immer schon. Wir holten Gastarbeiter aus Griechenland, Türkei und Italien und versäumten, sie zu integrieren. Sie blieben und haben Deutschland verändert. Machen wir es diesmal besser!
Betrachten wir diese hoffnungs- und zukunftsuchenden Menschen als Geschenk und besinnen uns auf unsere Fähigkeiten, solche Probleme zu meistern.
Kein Fernwasser
Jüngst wurde im Hinterfotzinger Gemeinderat der Bezug von Fernwasser im Extremtrockenjahr 2015 nachgefragt und - siehe da - das eigene Wasser reichte: kein Fernwasser. Aber vielleich kommt ja ein noch trockeneres Jahr, praktisch ein Jahrtausendtrockensommer und dann bekommen die Fernwasserapostel doch noch Recht.
Livemusik von der CD
Demnächst findet in der Schlager- und Gebetshalle von Hinterfotzing ein weltliches Konzert mit kirchlichem Anstrich statt. Waldi Schlatter aus Schnackselrut singt religös beräucherte Schlager aus dem volkstümlichen Genre. Pfarrer Bruno Rauchbier betonte in seiner jüngsten Predigt, dass Gesang und Musik live sind. Er hat sich das extra vom Künstler bestätigen lassen, denn in dieser Szene gibt es vieles, ausgenommen Livemusik. Das wird eine völlig neue und tolle Herausforderung für die Interpreten. Die Redaktion des Hinterfotzinger Boten wollte das natürlich genau wissen und wandte sich direkt an Waldi Schlatter.
Redaktion: "Herr Schlatter, werden Sie in Hinterfotzing live singen?"
Waldi Schlatter: "Lieber Rosenbein, natürlich werde ich in Hinterfotzing persönlich da sein, aber wie meinen Sie das mit live?"
Redaktion: "Nun, dass Sie selber singen:"!
Waldi Schlatter: "Aber das habe ich bereits getan und diese Liveaufnahme wird selbstverständlich auch in Hinterfotzing live eingespielt."
Redaktion: "Werden sie dann in Hinterfotzing playback singen?"
Waldi Schlatter: "Aber natürlich! Die volkstümlichen Szene zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass Livemusik in bester Qualität eingespielt wird. Da gibt es kein Versingen und kein Verspielen, außer wenn der CD-Player versagt (lacht). Live bedeutet in der volkstümlichen Szene, dass wir persönlich da sind. Die Konzertbesucher zahlen schließlich viel Geld für den Konzertgenuss und diesen Genuss kann man nicht dem Zufall überlassen. Man muss ja auch bedenken, dass die meisten in der Szene weder Singen noch spielen können, aber sie schauen gut aus. Nehmen sie mich als Beispiel, oder Halodrian Simmerlreisen. Da würden sich die Leute schön bedanken, wenn wir wirklich singen und spielen würden."
Redaktion: "Sie haben also den Begriff Livemusik neu definiert!"
Waldi Schlatter: "Genau! Wichtig ist nur, dass der Besucher es nicht merkt! Aber das Geschnulze, das ich singen muss, zieht eh nur Besucher an, die an Livemusik und -gesang kein Interesse haben, die wollen nur, dass ich auf die Tränen- und Mitleidsdrüse drücke, dann schmelzen sie dahin."
Redaktion: "Wie kommen sie mit diesem vernichtenden Urteil über Ihre Fans persönlich zurecht?"
Waldi Schlatter: "Wenn mein Teller gefüllt ist bzw. das Bankkonto passt, kann ich über viele Schatten springen."
Redaktion: "Vielen Dank für Ihre Zeit und weiterhin viel Erfolg!"
Anmerkung der Redaktion: Der letzte Satz war gelogen.
Das ewige Rom
Haben Sie schon mal über die Ewigkeit von Rom nachgedacht? Ach so, Sie denken nicht, schon gar nicht religiös. Ja, recht haben Sie, denn wenn man über Religion einmal nachdenkt, dann kommt man vielleicht zu keinem günstigen Schluss, zumindest für die eigene Religion. Zum Nachdenken haben die Religionen noch nie geraten, sogar teilweise verboten, denn das Denken machen sie lieber selber, wer weiß, was sonst raus käme. Dass auch bei den legitimierten Religionsdenkern nichts rauskommt, hat die Familiensynode in Rom bewiesen. Da wurde die ewige Stadt der Ewigkeit wieder voll gerecht, weil ewig geredet wurde und ewig nichts dabei heraus kam. Freilich, liebe Kirche, vielleicht geht das Problem ja auch von selber vorbei. Aber irgendwie hat eure Synode viele Parallelen zum Berliner Flughafen. Da waren auch viele am Werk, die von vielem eine Ahnung hatten, außer von Flughäfen und wie viel versteht ihr, liebe Bischöfe von gescheiterten Ehen? Insofern hätte man euch auch den Berliner Flughafen anvertrauen können, kompetenzmäßig meine ich. Man sollte sich schon gut überlegen, wo man kompetent ist und wo nicht. Schade um die Wochen in Rom, ich hoffe, ihr habt sie wenigstens genossen. Ich hätte euch in einem Saal mit sehr vielen Fenstern versammelt, so viele, dass ihr draußen die Zeit davonlaufen gesehen hättet. Aber einen Vorteil hat eure zunehmende Distanz zur Wirklichkeit auch, je höher man über den Dingen schwebt, um so besser ist der Überblick. Diese kleine blaue Kugel in der linken oberen Ecke, es ist die Erde. Ist schon schön, wie klein und unbedeutend unsere Probleme von so weit weg ausschauen. Aber passt auf, dass ihr nicht aus der Umlaufbahn getragen werdet! Ach .... seid ihr schon. Na dann: Gute Reise in die Ewigkeit!
Ein Gott - viele Kirchen
Wie viele Knöpfe hat ein Talar? Und wie lange dauert es, ihn zuzuknöpfen? Gar nicht lange, denn hinter den Knöpfen ist - schön versteckt - ein bequemer Reißverschluss. Die Talarträger haben es sich also, ohne dass man es sieht, ganz schön bequem gemacht. Nach außen geben sie sich ziemlich zugeknöpft. Ein konservative Fassade mit Reißverschluss. Konservativismus scheint momentan der Tenor in allen Religionen zu sein. Die katholischen Hauptamtlichen eilen mehrheitlich hinter das Konzil zurück, die Muselmanen sehnen sich nach ihrer Blütezeit vor tausend Jahren. Kann man die Zukunft wirklich in der Vergangenheit finden, oder ist das Leben ein Kreislauf, der regelmäßig wieder über Start führt? Freilich ging's noch nie so schnell, wie heute. Völkerwanderungen, die früher über hunderte Jahre gingen, passieren innerhalb weniger Jahre und in viel größerem Ausmaß. Angst steigt empor, weil die Asylsuchenden eventuell sogar Veränderungen mit sich bringen könnten. Nun, das werden sich die Indianer Nordamerikas seinerzeit auch gedacht haben und sie hatten recht, denn ihre schlimmsten Befürchtungen würden übertroffen.
Sollte es möglich sein, aus der Geschichte zu lernen? Freilich, als wir vor Vierzigtausend Jahren aus Afrika ankamen, da fanden wir einen leeren Kontinent vor und mussten keine Indianer ausrotten. Unsere Einwanderungserfahrungen sind also heute wenig brauchbar. Aber die Methode Nordamerika ist auch schwieriger umzusetzen, weil es von uns Ureinwohnern einfach zu viele gibt. Andererseits reden wir seit Jahrzehnten von geburtenschwachen Jahrgängen und wie wir das endlich lösen könnten und dann kommen akurat jene, die zu erzeugen wir versäumt haben und dann haben wir Angst, weil andersfarbig und sogar andersgläubig, dabei wir selber vor vierzigtausend Jahren auch. Aber andersgläubig geht ja fast nicht. Wie kann jemand andersgläubig sein, wenn man selber nicht gläubig ist? Freilich Fronleichnam! Aber wie groß ist die religiöse Inbrunst der Prozessionsteilnehmer tatsächlich? Nein, der Weg in die Areligiosität war lang, aber erfolgreich. Die Kirchen werden normalsonntags sehr übersichtlich besucht und am Bruch der Beharrlichkeit der Resistenten arbeiten die Hauptamtlichen mit großer Effizienz. Freilich Franziskus ... Aber der dringt nicht bis unten durch, nicht in die Bistümer und erst recht nicht in die Pfarreien, da wird munter und weiter im Turborückwärtsgang vertrieben, was sich noch vertreiben lässt. Gott direkt, das darf nicht sein.
Aber ist es denkbar, dass Gott sich einer Religion unterordnet? Und welcher? Die Antwort darauf ist klar. Da jede Religion Gott für ihre Zwecke missbraucht, wird Gott sich hüten auch nur in die Nähe einer Religion zu geraten. Gott steht über den Religionen, denn Gott braucht keine Religion, dieses Bedürfnis haben nur die Menschen, weil sie mit ihrer Endlichkeit nicht klar kommen. Weil nach dem Tod kein Nichts sein darf. So einfach ist das. Nach zweitausend Jahren hat es die christliche Kirche nicht geschafft, das Paradies glaubhaft zu vermitteln, denn wir krallen uns wie besessen an diesem Leben fest. Und dann kommen diese anderen aus anderen Ländern mit anderem Glauben und die glauben noch. Naiver vielleicht, wenig aufgeklärter, mag ja sein, aber überzeugt. Vielleicht möchten sie einen würdigen Raum zum Beten, aber eine Mosche? In Bayern? In Hinterfotzing? Niemals, denn da sind wir schon so katholisch, dass das nicht geht, auch die Nichtkirchgänger. Fragt sich dabei eigentlich auch einer, wie Gott das sieht? Immerhin ist es sogar aus Sicht der Christen und Muselmanen der gleiche. Sag mal Gott: Wird ein Pfarrheim entweiht, wenn das Kreuz abgenommen wird und Muslime darin beten?
Glocken statt Kanonen
Gedanken zum Volkstrauertag
Wie jedes Jahr im November steht der Volkstrauertag als schwarze Wolke am ansonsten ausgesprochen wohligen Himmel. Gerade eine Woche nach dem Gedenken der - ja man könnte es so sagen - wundersamen, weil friedlichen Wiedervereinigung der deutschen Teile. Ein Jahrhundertereignis, dessen Bilder denjenigen, die es bewusst erleben durften wohl heute noch die Freudentränen in die Augen treibt. Eine Woche danach gilt es kalendermäßig zu trauern. Der Volkstrauertag ist der große Aufmarschtag des Hinterfotzinger Pazifistenvereins. Militärisch und seit einigen Jahren mit Waffe stehen sie am Kriegerdenkmal, als gelte es die Angriffslust erneut unter Beweis zu stellen, mit der sich das deutsche Volk gleich zweimal innerhalb eines Jahrhunderts auf die europäische Nachbarländer stürzte. Menschen, bei denen wir heute gerne Urlaub machen, wurden uns als unsere Todfeinde vorgeführt, als hätte der durchschnittliche Hinterfotzinger bis zum Kriegsbeginn einen Franzosen oder Russen persönlich gekannt. Sie hätten vielleicht früher mit Urlaubsreisen anfangen sollen, um sich selber ein Bild der vermeintlichen Feinde zu machen. Wobei die anderen Nationen mit der Verblendung nicht weniger zimperlich waren. Der technische Fortschritt hat die zwei Kriege zu den grausamsten der Menschheitsgeschichte gemacht. Im zweiten Weltkrieg starben viel mehr Zivilisten als Soldaten. Zivilisten sind unbewaffnet. Es waren hauptsächlich ältere Menschen, Frauen und Kinder, halt alle, die zum Schießen und Erschießen nicht taugten. Am Volkstrauertag werden wir an die Unmenschlichkeit und Grausamkeit erinnert, zu der Menschen angestiftet werden können, zu der sie letztendlich fähig sind. Ob die Waffe in der Hand das richtige Zeichen ist, muss jeder selbst für sich entscheiden. Den erschossenen, zerfetzten und verschütteten Opfern mit Gewehrsalven und Kanonendonner zu gedenken, ist gängige aber eigentlich perverse Praxis. Glocken wurden zu Kanonen eingeschmolzen. Während des Krieges hatten Sie keine Glocken, der Toten zu gedenken. Der Salut war eine Notlösung. Aber heute? Wäre es heute nicht angebracht, Glockenklang als Zeichen des großen Friedens in die Welt hinauszuschicken, dann wissen alle, dass wir es friedlich mit ihnen meinen.
90 Jahre Liederkreis Hirndübel
Hirndübel. Mit einer mannigfaltig chorgesanglich gestalteten Messe im großen Gotteshaus von Hirndübel feierte der Liederkreis Hirndübel sein 90-jähriges Bestehen. Dem Liederkreis gehören viele Chöre an, von denen zahlreiche aktiv oder passiv an dem Jubiläum teilnahmen, unter ihnen auch der Liederkranz Hinterfotzing mit seinem Vorstand Sigi Brampftl und Chorleiter Ottfried Schiffler. Der Oberpfarrer von Hirndübel wusste, was von ihm erwartet wurde und lobte geradezu glaubwürdig den Liederkreis, was das Zeug hält. Nach dem Gottesdienst trafen sich die Chöre und deren Funktionäre und vor allem die Funktionäre des Liederkreises im großen Festsaal von Hirndübel und lobten sich zwischen den schönen und vielseitigen Gesängen gegenseitig in den Himmel hinauf, von wo sie die Chöre vermutlich in den nächsten Wochen mühsam wieder herunterholen müssen. Warum feiert man ein 90-jähriges Jubiläum? Bei einem Verein darf man diese Frage mit Recht stellen, wo doch das 100-jährige praktisch vor der Tür steht. Aber wenn die Vereinsverantwortlichen in einem Alter sind, wo sie Feiern, die 10 Jahre in der Zukunft liegen, schlichtweg nicht mehr interessieren, weil es keinen Spaß macht, im Rollator oder gar nicht mehr zur Matinee zur fahren und sei der Rollator noch so schön, vielleicht auch die hörgeräteverzerrte Matinee, dann feiert man die Feste lieber, wie sie fallen.
Für den Hinterfotzinger Liederkranz war mit dem Ausflug nach Hirndübel der Tag noch nicht erledigt, denn Bürgermeister Oskar Brandmeister nahm als offizieller Stellvertreter der Gemeinde Hinterfotzing an der Veranstaltung vielgrüßend teil und lud den Hinterfotzinger Liederkreis in einem Anflug von Überschwang zu Freibier ins Vereinsgasthaus ein, was der Liederkranz pflichtschuldigst natürlich in Anspruch nahm.
Gutscheinfluch
Wenn du heute schon nach Hirndübl fährst, dann musst du mir vom Dessousgeschäft in der neuen Einkaufsgalerie noch unbedingt Gutscheine kaufen. Gleich drei NoGos in einer Anweisung. Das vierte, als mir klar wurde, zu welcher Tageszeit ich die Innenstadt mit dem Auto erreichen würde und dass ich dann unweigerlich zur besten Berufsverkehrszeit versuchen müsste, der Stadt wieder zu entkommen, aber schlag du mal einer maximalvorweihnachtlichen Gattin so einen Wunsch ab, da wäre Fremdgehen vermutlich ein geringeres Übel. Also füge ich mich in das Unvermeidliche, wie die Sau am Schlachttag. Dabei hat es mit dem freien Parkplatz im Parkhaus erstaunlich gut geklappt, als ich aber die Einkaufsgalerie betrat fand ich mich plötzlich in einem Mahlwerk paketschleppender Weihnachtsopfer wieder, die mit tiefhängenden Augen und aufgeblähtem Hals ihr Handy anbrüllten, um den crescendierenden Kaufrausch zu übertönen, der aus allen Ecken zu wummern schien. Ich folgte zielstrebig dem Anmarschplan meiner Gattin, nur um festzustellen, dass die weiblichen Navigationsmethoden für ein männliches Gehirn nicht taugen, also brüllte auch ich alsbald wie ein verrückter ins Handy, um von daheim nachvollziehbare Orientierungspunkte zu erhalten, nahe dran, die Gutscheine dort zu lassen, wo der Pfeffer wächst. Endlich im Geschäft angekommen, blickte mich eine Verkäuferin mit unterdrückter Verzweiflung an, als wären ihr alle vier Adventskerzen gleichzeitig im Kopf entbrannt. Ich erhielt die verfluchten Gutscheine und dränge mich aus dem Geschäft in die gleißend lärmende Besinnlichkeit hinaus. Am Geländer entdeckte ich ein bekanntes Gesicht, das resigniert über der Brüstung hing. Ich gesellte mich dazu und wir schauten beide ins Nichts, als könnten wir mit den Augen einen Tunnel der Stille schaffen und hineinflüchten. Nach dieser kurzen Meditation der Verzweiflung kämpfte ich mutig den Weg zum Parkhaus frei und quälte mich wie ein Fliege im Honig zum Rand der Stadt, hinaus aus dem ganz normalen Adventwahnsinn.
Verkaufte Heimat
Wigön Hansl, der Hinterfotzinger Großunternehmer erweitert zur Zeit seinen Betrieb. Es entsteht eine neue Halle. Von Seiten der Offiziallität Hinterfotzings wird das sehr gut geheißen, verspricht es doch neue Arbeitsplätze. Doch für die neue Produktionsfläche muss viel Heimaterde weichen, die der Wigön Hansl in seiner außergewöhnlich geschäftstüchtigen Art einem Unternehmer aus dem Nachbarland gibt und damit vermutlich kostenlos los wird. Lastwagen für Lastwagen entführt der Österreicher bayerischen Boden. Angeblich baut er damit eine Startbahn, damit er nach Deutschland fliegen kann. Damit löst der Bodenexport praktisch einen Bumerangeffekt aus. Die Redaktion richtete natürlich eine Anfrage an die Gemeinde Hinterfotzing. Stellvertreter Georg Rechermacher nahm sich des Themas an und meinte, dass man sich im Gemeinderat ausführlich und in aller Kürze mit der Sache beschäftigt habe und man zu der Meinung gelangt sei, dass Österreich ja einmal gar kein Ausland war und dass von Seiten der überörtlichen BDU überhaupt keine Bedenken kamen. Auf die Frage, ob sich die Gemeinde auch bei Regierungsstellen erkundigt hätte, reagierte Rechermacher verdutzt, ob es da einen Unterschied gäbe? Anmerkung: Rechermachers Antwort wurde von der Redaktion grammatikalisch richtig gestellt.
BDU - kein Anschluss unter dieser Nummer
Hinterfotzing. Zur ist Oskar Brandmeister der einzige verfügbare Bürgermeister im Rathaus von Hinterfotzing. Da Brandmeister der WDU angehört und nicht der BDU, hat das mitunter große Auswirkungen. So musste die BDU konsterniert zur Kenntnis nehmen, dass sie nicht mehr am Tropf der Allweisheit hängt, sondern auf Informationseigenbeschaffung angewiesen ist, eine absolut ungewohnte Situation. Oskar Brandmeister sah nämlich keine Veranlassung, an der Fraktionssitzung der BDU teilzunehmen, was in den Reihen der BDU eine tiefe Entgeisterung auslöste. Immerhin waren sie es gewohnt, vom Bürgermeister mit einem Informationsvorsprung ausgestattet zu werden. Ob dieser der Wirklichkeit entsprach oder nicht, spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Letztlich geht es nicht um Wissen, sondern um Macht und diese Macht muss bei der BDU sein, so fordert es die Tradition. Auch die Mehrheit der Wähler sieht das so. Eigentlich war ja die WDU eine Tarnliste der BDU, damit man doppelt so viele Kandidaten unterbringen und die Allmacht der BDU einzementieren konnte. Dass der Wähler seinerzeit diese Lunte nicht gerochen hat, ist eigentlich ein Grund zur Verzweiflung, aber halt typisch für unseren Menschenschlag, der würde sich vermutlich auch den eigenen Hänker noch mit absoluter Mehrheit wählen. Jedenfalls hat sich die WDU in Hinterfotzing abgenabelt und entwickelt sich zum Damoklesschwert der BDU. Aber das liegt nicht am Wähler, denn der ist phlegmatisch und genießt den Vorteil, nicht selbst denken zu müssen, weil er ja zum Denken die BDU gewält hat. Blöd ist es nur, wenn diese anderen alles andere als denken, und wenn, dann nur an sich selbst. Jedenfalls entbehrt die BDU seit der Regentschaft Brandmeisters den Vorzug der bürgermeisterlichen Information und ist auf einmal auf Augenhöhe mit den anderen, die jedoch damit aus jahrelanger Gewohnheit recht gut umgehen können. So kann man wohl resümieren, dass dieser Zustand für die BDU ungewohnt ist, andererseits eine Freiheit birgt, mit der man umzugehen lernen könnte. Für die anderen ist die BDU auf Augenhöhe eine noch ungewohnte, aber wesentlich demokratischere Erscheinung.
Der Wigön Hansl ist 70
Diese Woche feierte ein Hinterfotzinger Original seinen 70. Geburtstag. Der Wigön Hansl ist in Hinterfotzing so etwas, wie der Erzengel Michael im Paradies. Zwar hat er kein Flammenschwert, aber das braucht er auch nicht. Es wäre vielleicht sogar zuviel, wenn er so eine ärarische Waffe hätte.
Wenn der Hansl etwas will, dann bekommt er das auch, was aber nicht für alles gilt, weil den Siebziger hat er bestimmt noch nicht gewollt, aber es gibt Dinge, da wird nicht einmal der Wigön Hansl gefragt ob er sie will oder nicht.
In den Wirtshäusern ist der Hansl ein gern aber selten gesehener Gast, denn aufgrund seiner Wichtigkeit geht er nicht oft ins Wirtshaus. Früher, als er noch weniger Zeit hatte, ging er öfter. Wenn er einmal geht, ist er ein guter Unterhalter, bei dem man die Zeit und das Quantum schnell einmal aus den Augen verliert, aber was wäre das für ein fades Leben, wenn man schon bei der ersten Halbe auf die Uhr schauen müsste.
Viele Gratulanten fanden sich beim Wigö Haus ein. So viele, dass er sich Zeit nehmen musste, obwohl er viel wichtigeres zu tun gewusst hätte. Denn an Rente denkt der Hansl noch lange nicht, auch wenn er sie schon lange bezieht. Und viele hoffen, dass er noch lange nicht ans Aufhören denkt, denn wer ihn braucht, der schätzt ihn. Wer für ihn arbeitet, der fürchtet ihn, vielleicht nicht ihn, aber sein zügelloses Temperament, dass sich bei Ungeschicken zur Raserei entwickeln kann. Und der ihm unmittelbar nach seiner theoretischen Verrentung nachfolgte, der würde ihn am liebsten .... aber das würde der Hansl auch mit ihm tun, wenn nicht gerade Zivilisation wäre.
Auf alle Fälle wünscht dem Hansl auch der Hinterfotzinger Bote auf diesem Wege viel Gesundheit und mehr Gelassenheit.
Zwangsbesinnlichkeit
Herrschaftseitn, i bin o eh glei besinnlich! I ka do de Kundschaft net wartn lossn!
​Glaubst d as, do kannt i mi scho aaf regn, mit der Besinnlichkeit. Den ganzn Advent soist besinnlich sa. Oa Stress, dass ma ja olle Geschenke hot, owa besinnlich. Hauptsach besinnlich. "Leise bieselt das Reh hinterm Baum in den Schnee ..." Einmal ein ganz anderes Weihnachtlied, ja warum denn nicht? "O Pferd schlag aus, schlag aus o Pferd, dass grün und blau bald alles werd!" Und dann bist du ein Frevler, wenn dir mal eine Textvariante einfällt. Glaubt wirklich jemand, dass es die guade oide Besinnlichkeit irgendwann einmal gegeben hat. Geh doch weida! Früher, da haben sie ganz andere Sorgen gehabt, als diese verdammte Besinnlichkeit, die den ganzen Advent aus dem Radio und Fernsehen und den Geschäften herausquillt, als wäre alles auf einmal verrückt geworden. Zwangsbesinnlichkeit mit Punsch und Plätzchen und netten Geschichten und Dreigesang vom Dornwald und überfüllten Gasthöfen. In einem Dorf wird die Herbergssuche gespielt, am Grenzübergang kann man sie live erleben, sogar ohne Eintritt, aber halt brutal real und sehr wenig besinnlich. Mann stelle sich vor, Joseph und Maria wären heute unterwegs und würden irgendwann die bayerische Grenze erreichen. Man würde sie sofort erfassen und Herodes müsste nicht lange nachforschen. Sie kämen vermutlich in ein Auffanglager und würden demnächst abgeschoben, weil Israel ein sicheres Land ist.
Aber das war ja damals etwas ganz anderes, viel romantischer, weil man ja davon ausgehen konnte, dass die Herbergssuche gut ausgeht und dass die Engel schon für Behaglichkeit im Stall sorgen würden. Immerhin ging es um Gottes Sohn. Ja, manchmal wäre es schon gut, wenn sich die heutigen Flüchtlinge auch auf göttliche Fürsorge verlassen könnten. Da macht es schon einen Unterschied, auf welcher Seite des neuen Grenzzauns dich das Schicksal gestellt hat, ob du flehend auf die andere Seite schaust oder dich selbstgerecht abwenden kannst. Gott hat die Menschen auf beide Seiten der Zäune gestellt. Während die eine Seite zur Passivität verurteilt auf die Barmherzigkeit der anderen Seite angewiesen ist, muss sich die andere Seite erst aus der bequemen Behaglichkeit aufraffen. Da fällt der Egoismus auf fruchtbaren Boden. Eigentlich genügt es vollauf, wenn wir über das Leid in der Welt via TV informiert werden, es besteht kein Bedarf, es vor der Haustür zu haben. Schließlich können wir doch nichts dafür, wenn es allerorten in der Welt brennt. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Oder?
Ebola - die Wahrheit
Bislang blieb Hinterfotzing von Ebola verschont. Hinterwäldlerischheit hat also auch ihre Vorteile. Trotzdem wird Hinterfotzing täglich von Ebola-Nachrichten überschwemmt. Mit aller Kraft versuchen die Nachrichtenmacher, in Hinterfotzing eine Ebola-Hysterie zu entfachen und es könnte ihnen gelingen. In der Apotheke von Hinterfotzing häufen sich die Anfragen nach Impfstoffen gegen Ebola. Apotheker Zweisessel hat natürlich auch nicht, was die ganze Welt noch nicht hat, aber er verabreichte ein Beruhigungsplacebo und verordnete Nachrichtenverbot. Nachdem der dritte Bürgermeister zwar weder Ebola, noch einem Attentat zum Opfer fiel, wohl aber einer Verpustelung und Anton Sturbacher weiterhin ausfällt, liegt das Schicksal von Hinterfotzing aktuelle und allein in den Händen von Oskar Brandmeister. Die Hinterfotzinger täten also gut daran, täglich und mit Inbrunst die Bayernhymne zu singen, denn die bewahrt vor vielem.
Und kein Ende
Täglich strömen Tausende aus dem Orient zu uns. Paris explodiert, der IS. Nun wird sich zeigen, wie tief verwurzelt Europa in uns ist, ob wir es wirklich wollen und wirklich verteidigen. Ob es weiter der Traum von Freiheit und Schutz ist, dessentwegen so viele kommen, oder ob uns der IS so viel Angst einjagt, dass wir uns abschotten. Schon längst tobt der Krieg um uns herum. Angezettelt von der Gier nach Öl, vom bösartig mutierten und menschenverachtenden Kapitalmarkt. Nun scheint er zu kommen, nutzt unsere grenzenlose Freiheit aus. Zahlt uns heim, was das Kapital weltweit angerichtet hat, an Ausbeutung, an Vernichtung und an Mord. Und wir verstehen es nicht, weil das Individuum ja nie etwas böses getan hat. Aber wir ließen es zu, mit unserem Geld. Das mindeste, was wir tun können, ist die Flüchtlinge bestmöglich aufzunehmen und so gut wir das können zu integrieren und das ist auch das beste, was wir tun können. Und das zweitbeste wäre, endlich keine Waffen mehr zu exportieren, keine Waffen und keine Munition. Denn kein Arbeitsplatz rechtfertigt das Morden, welches diese Waffen ermöglichen und auch nicht das Argument, dass dann andere das Geschäft machen, denn es ist ein Geschäft mit dem Tod und der gewinnt jedes Geschäft. Das sollten wir stoppen, bei aller momentan in der Politik vorherrschenden Lethargie sollte es doch zumindest möglich sein, den Export der Patronen zu unterbinden, die morgen Menschen in Syrien zerfetzen. Das wäre ein Anfang. Liebe Frau Bundeskanzlerin: Tun Sie endlich was!
Gästeehrung im Bleschlhof
Zum sechzigsten Mal machte das Ehepaar Siegfried und Bettina Einfalt Urlaub auf dem Bleschlhof. Gastgeber Robert Bleschl hatte aus diesem Anlass zu einer kleinen Feierstunde eingeladen, zu der auch Bürgermeistervertreter Brandmeister und der Verkehrsamtsleiter Sebastian Immerso eingeladen waren. Das Ehepaar erhielt die goldene Resistenznadel des Tourismusvereins und ein Exemplar des Heimatbuches, über das sie sich recht freuten und versprachen, es zu den anderen fünf Exemplaren ins Bücherregal zu stellen. Auf die Frage Brandmeisters, warum sie sich zum sechzigsten Mal für einen Urlaub auf den Bleschlhof entschieden hätten, fragte das Ehepaar verunsichtert, ob es auch noch andere Urlaubsorte gäbe, was Sebastian Immerso sofort und vehement verneinte. Nach einem gemeinsamen Foto für den Hinterfotzinger Gemeindekurier klang die Feierstunde gemütlich aus.
Krachlinger räumt auf
Die freie Meinung ist ihm schon lange ein Dorn im Auge, gemeint ist Otto Krachlinger, der selbsternannte Eigentümer der richtigen Meinung. Was da alles mit einer x-beliebigen Meinung daherkommt, darüber muss sich Krachlinger immer öfter und immer heftiger ärgern. Eine freie Meinung, das sollte ein Privileg sein, meint Krachlinger, der absolut keine eigene Meinung hat und hätte er eine, könnte er nicht damit umgehen. Die Meinung des gemeinen Stammtischvolkes sollte deckungsgleich mit der Meinung der herrschenden Partei sein, dieses Prinzip hält Krachlinger für allein und allgemein gültig. So geriet er neulich am Stammtisch wieder einmal heftig in Rage, als da jemand die These vertrat, dass Asylbewerber eine willkommene Bereicherung für den deutschen Arbeitsmarkt seien. Aus seiner begrenzten Weltsicht heraus, waren arbeitende Asylanten jenseits der Vorstellbarkeit, also undenkbar. Folglich proklamierte er, dass der Asylant schleunigst wieder heimgeschickt werden muss, weil er (vermutlich auch sie) den Deutschen die Arbeit wegnehme. Wenn Krachlinger einmal in Fahrt ist, dann ist er für Argumente kaum bis überhaupt nicht zugänglich. Aber es ist trotzdem interessant, die Diskussion weiter anzustacheln, damit man erfährt, in welchen Abgründen die reaktionäre Stammtischseele wandelt. Illusionist ist man mit der Einstellung, etwas positives ausrichten zu können, denn die Krachlingers dieser Welt können eines sehr gut: die Realität ausblenden! Damit schaffen sie sich einen Freiraum für ihre Stammtischpolemik, die in der Realität kläglich scheitern würde, hätte sie jemals Kontakt.
Tobsuchtsanfall vor dem Fernseher
Hinterfotzing. Am Dienstagabend erlitt der Vorstand des Pazifistenvereins Hinterfotzing einen Tobsuchtsanfall, in dessen Verlauf er die Tageszeitung verbrannte und den Fernseher aus dem Fenster warf.
Eigentlich ist Simon R. (Name von der Redaktion geändert) ein friedliebender Mensch, der das Zeitgeschehen lokal und international mit Interesse in Zeitungen und den Fernsehnachrichten verfolgt. Vorgestern kam er von einem Urlaubsaufenthalt in Afrika zurück und wollte sich im Fernsehen noch kurz die Nachrichten anschauen. Im Laufe der Berichterstattung merkte er, dass sich die Nachrichten in den letzten drei Wochen nicht geändert hatten. Es ging wie immer um Ukraine, um Syrien, um den IS und um Ebola. Simon R. kam es vor, dass die Nachrichten sogar wortwörtlich identisch waren und sah sich in der Mediathek des Senders eine drei Wochen alte Sendung an. In der Tat waren ganze Passagen inklusive Bild- und Filmmaterial absolut identisch. Zunächst dacht er, es müsse sich um einen technischen Fehler handeln, also wartete er die nächste Nachrichtensendung ab, doch auch die war völlig identisch mit der Sendung vor drei Wochen. Die selben Bericht, die selben Bilder, die selben Videos.
Verblüfft stellte er bei der nachfolgenden Nachrichtendendung fest, dass diese wieder nur eine Kopie der gleichen Sendung vor drei Wochen war. Da die Mediathek auch die Nachrichten vor sechs Wochen vorrätig hatte, sah sich Simon R. auch diese Aufzeichnungen an und musste verblüfft feststellen, dass sich die Nachrichten scheinbar nach drei Wochen wiederholen. Da ihm das bislang nicht aufgefallen war, schloss Simon R. dass Nachrichten weniger als drei Wochen im Gedächtnis haften bleiben. Wenn die Weltlage also in der gewohnten Instabilität abläuft, genügt es, die Nachrichten im Dreiwochenturnus immer wieder abzuspielen, das spart den Sendern enorm viel Geld. Simon R. reagierte zunächst verblüfft, jedoch wich die Verblüffung rasch massivem Zorn, der sich in einem Tobsuchtsanfall entlud. Er verbrannte die Tageszeitungen der letzen drei Wochen auf dem Fußboden des Wohnzimmers und schleuderte dann den Fernseher durch das geschlossenen Fenster auf die Straße hinaus, wo er von einem gerade in diesem Moment vorbeifahrenden Polizeiauto überrollt wurde.
Simon R. wurde in das Bezirkskrankenhaus eingeliefert und von den Berichten des Weltgeschehens abgeschottet. Mit Hilfe der Klinikzeitung versuchen die Ärzte, Simon R. wieder für den normalen Nachrichtenkonsum zu rehabilitieren.
Wenn's schneibt
Das "b" ist sehr wichtig, genau wie das "t" vom Senft. Einen Senf mag ich gar nicht, der schmeckt mir viel zu fad, aber ich liebe Senft. Aber man muss schon aufpassen, wo man so was sagt. Wenn du in München einen Senft verlangst, dann kriegst du keinen, weil die haben keinen Senft, weil es dort auch nicht schneibt. In München fällst du mit Dialekt auf. "Ach ein Bayer" meinte eine Bäckereiverkäuferin im Stadteil Taufkirchen, als ich Semmeln haben wollte. "Ja freile!" sog i "mia han ma do en Minga!?" Aber so ist es in unserer Hauptstadt. Den ganzen Tag Bussi Bussi und Tschau tschau aber ja nicht Dialekt. A gscheide Bockfotzn fia a jed's Bussi Bussi, damit's wieda wissnd, wo s' hand. Und hiazt schneibt's, dass de auskennst. Schneibn duat's!
Rauchbier im franziskanischen Weihrauchturbo
Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben, dieser Spruch ist weit bekannt und enthält gewiss einen funken Weisheit und wenn es der Zündfunke ist. Davon ist auch Pfarrer Bruno Rauchbier überzeugt. Dass Papst Franziskus sich im Vatikan mit einem R4 zufrieden gibt, ist wohl der begrenzten Fläche des Kirchenstaates anzurechnen. Aber wie sollte ein Landpfarrer, der ausführliche Predigten liebt mit so einem Untersatz in der geforderten Zeit von Gotteshaus zu Gotteshaus gelangen? Das war ja mit dem Baiwa7 schon kaum zu schaffen, welchen Rauchbier bisher von Messe zu Messe jagte. Außerdem: Wie soll man in einem klapprigen R4 eine zeitgemäße Kirche repräsentieren? Deshalb entschied sich der Hinterfotzinger Oberhirte nun für ein sportlicheres Modell, das er, demütig und den Willen des Papstes erfüllend, gebraucht erwarb. Ab sofort braust das katholische Oberhaupt von Hinterfotzing in einem schwarzglänzenden Bonzugar mit Weihrauchturbo über asphaltierte Betonstraßen von Beichtstuhl zu Beichtstuhl, um der Sündhaftigkeit Herr zu werden. Wenn schon Bescheiden, dann auf hohen Niveau.
Adventalarm in Hinterfotzing
Im beschaulichen Hinterfotzing bahnt sich ein Adventwettrüsten an. Seit vielen Jahren bemüht sich der Dorfaktivkreis, einen Christkindlmarkt auf die Beine zu stellen. Die Anzahl der Stände war bisher von ausreichend bis übersichtlich. Da sich aber viele Besucher hauptsächlich für den Glühwein- und Bratwürstlstand interessierten, hätte wohl auch ein Markt mit nur einem Stand gute Chancen auf Besucherakzeptanz, wenn es dort Würstl und Glühwein gibt. Da jedoch Sabine Grün für die Organisation des Hinterfotzinger Christkindlmarktes verantwortlich zeichnet, reicht das natürlich nicht, zumal sie als Frau die Notwendigkeit von Glühwein und Bratwürstl wesentlich geringer einstuft. So bemüht sich Grün redlich um möglichst viele Stände, wenn möglich aus der näheren Umgebung. Noch nie haben sich die Streitbüchler mit einem Stand am Hinterfotzinger Christkindlmarkt blicken lassen, deshalb schlug es ein wie eine Bombe, dass in Streitbüchl nun ein eigener Christkindlmarkt stattfinden solle. Damit dem Fass der Boden endgültig ausgeschlagen wird, beschlossen nun auch einige Adventaktivisten im Nachbardorf Turnau ebenfalls einen Adventmarkt zu veranstalten. Auf Nachfrage der Redaktion teilten die Adventmarktbevollmächtigten der abtrünnigen Teilgemeinden mit, dass sie auf jeden Fall einen Glühwein und Bratwürstlstand anbieten wollen. Damit ist der Kampf um die Glühwilligen eröffnet. Von seiten der Bratwürstlfront meldete sich Metzgerei Armweich zu Wort. Sie werden alle Konfliktparteien ausreichend mit Bratwürstln versorgen, mit Engpässen ist nicht zu rechnen. Der Zeitpunkt ist günstig, da die Banken nun für Geldeinlagen Strafzinsen erheben wollen. Wer zu viel Geld auf der Bank hat, kann es nun auf drei Advent- bzw. Christkindlmärken in Bratwürstl und 12-prozentigen Glühwein nachhaltig investieren.
Mutti
Wir haben eine Mutti, die heißt auch Kanzlerin. Alle mögen Sie, na ja, vielleicht nicht alle, die CSU mag sie nicht und die SPD hat sie eh nie mögen, die FDP hat keine Chance sie zu mögen, in der CDU mögen sie zwar viele, aber jeden Tag weniger. Dabei will Mutti es allen Recht machen. Allen Menschen Recht getan ist eine Kunst, die niemand kann. Wie könnte man es da allen Menschen mehr Recht machen, als nichts zu tun. Oh ja, das schafft sie und sie ist gut darin und sie glaubt, das wir das schaffen und eigentlich können wir das schaffen aber Mutti müsste halt auch mal ein bisschen schaffen. Bloß Triefaugen, das reicht nicht. Aber Mutti sind die Hände zur Raute gebunden. Fast kein Foto ohne Raute. Aber viele Fotos ohne Taten. Vielleicht hätte sie besser "ihr schafft das" sagen sollen. Oder aber die Raute ist ein großer Zauber, der alles zusammenhält? Das uns alles um die Ohren fliegt, wenn Rautenmutti die Hände entrautet. Schade, dass sie den Busausflug des Landshuter Landrats nicht empfangen wollen konnte. Aber wie kann den auch ein Freier Wähler so etwas machen, das ist doch reine Effekthascherei. So was soll gefälligst ein CSUler machen, dann wäre das ein Zeichen, wo die Leute sagen würden: "Jawohl!" Aber doch nicht bei einem Freien Wähler. Die sollen froh sein, dass sie überhaupt in der Kommunalpolitik mitreden dürfen, ja dass sie überhaupt kandidieren dürfen, aber die wichtigen Sachen, die sollen sie den wichtigen überlassen und dafür kommt in Bayern nur die CSU in Frage, auch wenn sie von oben her schwächelt. Das hat nichts zu sagen. Ho(r)st mi?
Nordtang Ente
Liebe Passauer, seid bloß auf der Hut! Wer die wundersame Fahrzeugvermehrung aus dem stauhysterierten Osten zuwege bringt, überschüttet euch womöglich dermaßen mit Feinstaub, dass ihr das wunderschöne Ilztal gar nicht mehr findet und auch nicht die Naturkaputtmachbrücke, auf der die letzten bildungsfähigen Waidler anständig bezahlter Arbeit auf Nimmerwiedersehen zuflüchten, während die Pflegedienstkarawane dankbar über die Nordtangente in den vergreisten Wald hineinströmt, mehrmals täglich, aufgrund der steigenden Pflegestufe. Jetzt verrate ich euch ein Geheimnis: Die Pflegedienste sind die absolut belastbare Grundlage für die einundzwanzigtausend Fahrzeuge, denn weder die Ausgewanderten, noch die Vergreisten werden zum Verkehrsaufkommen nennenswert beitragen. Dass die Bundesverkehrswegeplaner auf Zahlen vertrauen, die von Stauphobikern an den Haaren nach Berlin gezogen wurden, erinnert an Panama. Deshalb liebe Passauer: Kümmert euch um wirklich belastbares Zahlenmaterial! Und eine Bitte, die vielleicht alles löst: Verpasst euren Ampeln eine vernünftige Steuerung! Denn mal ehrlich: Das kriegt man heutzutage besser hin und ihr auch.
Pfeiff drauf
Bürgermeister Sturbacher hat aus seinem Urlaub eine Pfeife mitgebracht. Es ist eine Trillerpfeife der Marke Pfeifferl-Fritz, wie sie von Schiedsrichtern gerne verwendet wird. Sturbacher war von den Möglichkeiten dieser Pfeife so fasziniert, dass er gleich ein zweites Exemplar nachbestellte, damit er sowohl im Rathaus, als auch daheim auf die Vorzüge dieses Instruments zurückgreifen kann. Laut Beschreibung des Herstellers ist die Pfeife so ausgelegt, dass alle nach dieser Pfeife tanzen müssen. Am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub packte Sturbacher die Pfeife aus und probierte sie gleich mal aus. Tatsächlich konnte er damit alle Mitarbeiter nach Strich und Faden zusammen- und auspfeifen.
Damit die Pfeife auch nachhaltige Wirkung zeigt, führte Sturbacher im Rathaus nun gelbe und rote Karten ein. Nach ersten Erkenntnissen erhielt der Kämmerer bereits eine rote Karte und ist nun in einer bekannten Spielbank im Nachbarland anzutreffen.
Etwas konsterniert reagierte das Landratsamt, als Sturbacher im Foyer lautstark mit seiner Pfeife pfiff. Dies imponierte jedoch Landrat Lächelmüller und er bestellte sich auch zwei Pfeifen "Pfeifferl-Fritz", die er ebenfalls zu Hause und für die Kreistagssitzungen verwenden möchte.
Bankencrash in der Pfarrkirche
Kaum jemand zuckt heutzutage bei dem Wort Bankencrash noch zusammen. Zu viele Banken krachten in den letzten Jahren zusammen und kosteten den Sparer Zins und Zinseszins. Diesmal krachte jedoch völlig unerwartet eine ganz andere Bank.
In den frühen Morgenstunden des vergangenen Sonntags ereignete sich in der Kirche von Hinterfotzing ein gewaltiger Bankencrash. Die Orgelbank gab dem wachsenden Druck seitens des Organisten Ottfried Schiffler nach. Schiffler blieb dabei unverletzt, stimmte aber in Folge des Schocks Fastenlieder an.
Auf der Suche nach ähnlichen Vorfällen zeigte sich, dass Orgelbänke häufig nach dem Urlaub der Organisten in statische Bedrängnis kommen. Leider liegen keine verlässlichen Informationen über den Anwachsfaktor von Organisten während des Urlaubs vor.
Die Gwichtschauer gehen davon aus, dass Organisten im Urlaub gezwungener Maßen zulegen müssen, weil die Bewegung fehlt. Da sich Organisten maximal zwischen drei Systemen bewegen, fehlt ihnen die Möglichkeit für größere Unternehmungen, wie zum Beispiel eine Bergtour im Hochgebirge, wo ja meist mehr als acht Systeme durchschritten werden müssen. Infolgedessen widmen sie sich gerne der Talsohle und ausgerechnet dort sind sie einem Überangebot von kulinarischen Verlockungen schutzlos ausgeliefert. Und wenn sie dort aus beruflicher Routine heraus alle Register ziehen, wächst so mancher Organist zwar nicht über sich selbst, aber aus seinen Kleidern heraus.
Der Kirchenrat von Hinterfotzing recherchiert zur Zeit, mit welchen Gewichten bei Organisten maximal gerechnet werden muss. Es zeigte sich, dass der ausgezehrte Organist vom Typ eines Lehrers Lämpel, der sich noch hinter der dünnsten Pfeife verstecken konnte, ein Auslaufmodell ist, moderne Organisten orientieren sich eher an den großen Pfeifen. Wie bei extremen Wettererscheinungen wurde eine Tabelle mit Jahrhundertorganisten angelegt. Mit dieser Erkenntnis muss nun wohl oder übel eine neue und wesentlich stabilere Orgelbank in Auftrag geben, damit der nächst Bankencrash sich wieder in der Wirtschaft ereignet.
Traumhotel in Schieflage
Hinterfotzing! Wie erst heute bekannt wurde, hat die Betreibergesellschaft des Wellnesshotels Phantasia Insolvenzantrag gestellt. Das Hotel wurde gegen heftigen Widerstand seitens der Bevölkerung vor fünf Jahren am Hinterfotzinger Weiher errichtet. In einem Interview äußerte sich Bürgermeister Sturbacher, der sich vehement für den Hotelbau eingesetzt hatte, von der aktuellen Entwicklung sehr überrascht. „Man ging bei der Entscheidung im Gemeinderat vor fünf Jahren davon aus, dass die Investoren die Wirtschaftlichkeit des Projekts hinreichend überprüft hätten.“ Der Sprecher der Investorengruppe „Blauauge“ sprach indessen von einer Schadensersatzklage gegen die Gemeinde Hinterfotzing, die das Hotelprojekt in den höchsten Tönen gelobt hatte. Dagegen verwehrte sich Bürgermeister Sturbacher und sprach von einer Unterstellung. „Man habe lediglich den Hinterfotzinger Weiher aufwerten wollen.“
In der Tat hatte der Projektant des Hotels Ingo Mundvoll zu Beginn der Planungsphase umfangreiche Pläne für die Umgestaltung des Weihers vorgelegt, dazu gehörte unter anderem ein Infrarotstrand und eine Sommereisbahn für die Stockschützen, damit diese ihren Sport ganzjährig ausüben können. Der Sprecher der BDU Georg Rechermacher, die das Projekt im Gemeinderat mit allen Mitteln durchdrückte, reagierte auf die Frage, warum diese Einrichtungen nicht entstanden seien unwirsch „man habe schließlich nicht wissen können, dass der Projektant mittellos war“. Auf die Nachfrage hin, ob denn die Leistungsfähigkeit des Projektanten untersucht worden sei, gab er zur Antwort, „dies sei nicht Sache eines Gemeinderats“.
Da der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Willi Hirnlos nicht erreichbar war, wurde die alles entscheidende Frage dem Projektanten Mundvoll gestellt: Wie geht es mit dem Hotel weiter? Mundvoll antwortete auf die Anfrage der Redaktion per E-Mail: Er habe mit dem Hotelprojekt „Phantasia“ nichts mehr zu tun, könne daher keine weiteren Auskünfte geben. „Es sei Sache des Betreibers, ein Hotel wirtschaftlich zu führen.“
Der Insolvenzverwalter Norbert Kreidebleich ließ durchklingen, dass er nach einer Lösung suchen werde, aktuell sei er mit der Justizvollzugsanstalt Knast im Gespräch, ob das Hotel bei kompletter Umzäunung des Komplexes einschließlich Weiher eventuell als Außenstelle für besonders schwere Fälle verwendet werden könnte. Eine Möglichkeit, die Bürgermeister Sturbacher ausdrücklich begrüßte, da dadurch Arbeitsplätze entstünden. Dass dadurch der Hinterfotzinger Weiher nicht mehr allgemein genutzt werden könne stelle für ihn kein Problem dar, da bis zur nächsten Kommunalwahl ausreichend Zeit für die Vergesslichkeit der Wähler bleibe.
Alle korrupt
Am Stammtisch herrscht gern destillierte Volksmeinung, wobei sehr gerne auch das Hirn weg destilliert ist insofern es noch da ist. Mut und Vernunft entwickeln sich mit jedem Glas in entgegengesetzte Richtung. "Jeder Politiker ist korrupt!" schreit das Weißbier. "Auch der Seeadler?" schnapp das Helle zurück. "der auch!", das Weißbier. "Und der Scheubert?" "Jeder!" Das Helle: "Dann müssen wir nächstes mal andere wählen, Nichtkorrupte!"
Weißbier: "Alle sind korrupt." Helles: "Dann halt neue!" Weißbier: "Die sind auch korrupt!" Helles: "Bring mir noch eine!" Weißbier: "Mir auch!"
Windenergiegefahr gebannt
Ein Aufschrei heulte durch Hinterfotzings Straßen und Gassen: Achtung! Infraschall! Rette sich wer kann! War es die Lautstärke, die vermeintliche Fachkompetenz oder einfach nur die Angst vor dem Unbekannten: Der Schrei versetzte alle in Panik. Eiligst schmiedeten die Hinterfotzinger einen Aktionsplan. Als Rädelsführer war Otto Krachlinger sofort auf dem Plan und streute Windradgift über die Stammtische, was bei Stammtischen wegen der meist vorherrschenden Vernunftfreiheit relativ gut funktioniert. Obwohl Krachlinger sogar ein schlagendes Argument ins Feld führen konnte: Windräder machen die Menschen mit Infraschall verrückt. Die Art und Weise, wie er das Wort benutzte, ließ eher vermuten, dass er dessen Bedeutung nicht kannte. Deshalb zur Bereicherung des Allgemeinwissens: Infraschall sind Schallwellen, deren Frequenz unterhalb des hörbaren Bereichs liegt, also ein sehr tiefer und daher unhörbarer Ton. Wenn einem sonst nichts mehr gegen Windräder einfällt, dann muss man eben eine neue Gefahr erfinden. Vielleicht macht ja mal eine Delegation aus Fukushima in Hinterfotzing Station, um sich über die Alternativen zu Atomenergie zu erkundigen, dann werden sie den Hinterfotzingern sehr dankbar sein, dass sie den Infraschall entdeckt haben und können damit auch Fukushima und viele Teile der Welt durch Vermeidung von Windrädern vor Infraschall bewahren. Aber Dinge nehmen ihren behördenmäßigen Lauf und der musste gebremst werden. Deshalb sammelten die Hinterfotzinger Unterschriften gegen die Windräder und legten diese dem eingeschüchterten Gemeinderat vor. Vor allem Schosl Rechermacher nahm sich der Ängste der Infraschallintoleranten an und stilisierte die Gefahr bis zur künftigen Unwählbarkeit für Bürgermeister Sturbacher und den gesamten Gemeinderat hoch, so dass Bürgermeister und Räte mit schlotternden Knien den Windrädern die noch nicht vorhandenen Flügel per Handzeichen brachen. Als sie dann vom Nachbarort wegen ihrer Hasenhaftigkeit verhöhnt wurden, wehrte sich Georg Rechermacher heftig, schließlich nehme er die Ängste der Bürger sehr ernst. Da jedoch Infraschall nur eine sehr kurze Haltbarkeit hat, freuten sich die Hinterfotzinger sehr, als der Landesherr für Windräder Kriterien festlegte, die praktisch betrachtet nicht eingehalten werden können. Und Hinterfotzing ist eigentlich überall. Landauf, landab leben Bürger vom Schlage der Hinterfotzinger, deshalb brauchen der Landesherr und seine BDU keine Angst vor einer Wahlniederlage haben.
Die abgesagte Zusage
Am Samstag sollte auf dem Streitbüchel ein Waldfest stattfinden, das zumindest konnte man am Freitag in der Zeitung lesen. Aber dann fiel den Veranstaltern auf, dass es um diese Jahreszeit kalt sein könnte, also stand am Samstag in der Zeitung, dass dieses Waldfest wegen des kühlen Wetters leider abgesagt werden muss. Dabei hätten die Streitbüchler schon am Mittwoch im Wetterbericht lesen können, dass es kühl wird, aber wer sollte so viel Weitsicht von einem Veranstalter verlangen. Jetzt haben die Streitbüchler auch das Sonnwendfeuer in den Winter verlegt, hoffentlich wird der Winter wärmer als der Sommer.
Als ich jüngst in Regensburg die Domorgel bestaunte und mich beim Mesner nach dem Orgellift erkundigte, erhielt ich eine ausführliche Erklärung des Instruments und den dezenten Hinweis, dass man zur immer noch laufenden Finanzierung der Orgel eine Patenschaft für eine Pfeife übernehmen könnte, da dachte ich mir, dass das für die Politik auch ein brauchbares Mittel wäre. Ich wüsste mir auch schon eine richtige Pfeife.
Regenwandertag
Die Hinterfotzinger Schule plante einen Wandertag. Dabei gab es ein großes Pallaver über den richtigen Tag. Die einen meinten, wenn das Wetter schön ist. Die anderen, wenn möglichst viel Unterricht ausfällt. Wie es im Leben so ist, bekamen die anderen Recht und die einen nicht. Aber das Wetter gab den einen Recht, denn es goss aus Kübeln. Aber die anderen meinten: das habe man nicht wissen können. So ist es im kleinen und so geht es auch im großen. Solange der eigene Vorteil im Vordergrund steht, ist das Ergebnis maximal suboptimal.
Nix los
Hinterfotzing. Wieder einmal hat die große Presse unser idyllisches Hinterfotzing mit keinem Wort erwähnt, nicht einmal ein Fahrerflucht gab es, keine Jubilare, gar nichts. Also wenn ich im Rathaus von Hinterfotzing sitzen würde, da fiele mir jeden Tag was ein, das ich der Presse zum Fraß vorwerfen könnte. Aber das Rathaus ist scheinbar einfallslos, nicht in der Verfassung, praktisch verfassungslos. Aber dann, wenn wieder einer was schreibt, sagen wir mal gegen die Umfahrung von Hirndübel, dann geht es wieder los und es wird Zeter und Mordio geschrien. Die Umfahrung von Hirndübel ist nämlich ein Politikum. Ein Politikum macht man immer dann, wenn es keine schlagenden Argumente gibt. Angeblich, so verlautet es aus dem Rathaus, fährt Bürgermeister Sturbacher grundsätzlich nicht mehr durch Hirndübel, wenn er zur Autobahn muss. Dabei muss er auf der Alternativstrecke durch Streitbüchel, das ihm seit einiger Zeit nicht mehr sehr wohl gesonnen ist.
Wer braucht schon eine andere Kultur ...
In Hinterfotzing hat die Kultur eine sehr lange Tradition. Eigentlich ist Kultur Sache der Vereine und die machen jede Menge Kultur. Da sind die vielen Feste mit und ohne Festzelt, wo dann die Hinterfotzinger Rotzbuam schneidig aufspielen. Mit ihren roten Lederhosen hüpfen sie zünftig bayrisch über die Bühne, bis alle Hände in den Himmel greifen.
Das Hände in den Hinmel recken hat sich zu einer sehr schönen Tradition entwickelt, die vor allem bei Taschendieben unheimlich beliebt ist. Die Hinterfotzinger Rotzbuam haben die Kultur der traditionellen Blasmusik weiterentwickelt, die - wenn man es ehrlich betrachtet - doch viele Besucher in die Verlegenheit brachte, sich mit dem Gegenüber am Tisch unterhalten zu müssen, weil die Musik einfach nicht laut genug war. Aber worüber soll man sich unterhalten, wo doch eh jeder aus dem Fernseher schon alles weiß.
Die neue Verstärkeranlage hat dieses Dilemma gründlich gelöst. Anstelle der Gespräche sind nun Lieder gerückt, die fast alle mitgrölen können, denn die Rotzbuam spielen viele Songs von den Schnackselruter Katzen und Hansi Dummseher, die man einfach kennt, wenn man regelmäßig kulturelle Veranstaltungen besucht.
Seit einigen Jahren wird in HInterfotzing zwar auch andere Kultur angeboten, mit Gruppen, die angeblich live, also ohne Playback spielen, aber das kann auch Gerede sein. Die meisten Hinterfotzinger sind da sehr skeptisch und meiden diese Veranstaltungen lieber, was der Hoffnung Nahrung gibt, dass diese Art der Kultur wieder aus Hinterfotzing verschwindet und der gewachsenen Kultur keinen bleibenden Schaden zufügt.
Dass die eingesessene Kultur mehr gefragt ist, zeigt der Auftritt von Waldi Schlatter als Schnackselrut, der die Hinterfotzinger Multifunktionshalle bis auf den letzten Platz füllt. Und die Leute wissen sehr gut, wie viel es kostet, wenn Herr Schlatter aus Schnackselrut anreist und dass Playback schon allein technikbedingt wesentlich teuerer ist als Livesingen.
Die Hinterfotzinger Rotzbuam haben sich schon lange Karten für dieses Konzert gekauft, weil sie einige Lieder in ihr Programm aufnehmen wollen. Auf diese Weise wird Hinterfotzings Kultur wieder eine Bereicherung erfahren. Da kann man nur sagen: "Ein dreifaches die Hände zum Himmel für Hinterfotzing!"
Die Doppelstiftung
Auf dem Gipfel des Ponzilaus steht seit einiger Zeit eine Sitzgruppe bestehend aus einem robusten Tisch und zwei nicht minder widerstandsfähigen Bänken. So was lässt sich unsere Gemeinde natürlich stiften. Eine Bank stiftete Oskar Brandmeister, damit auch jeder weiß, dass er ein Gemeinderat ist oder ein "Gemeinderad", denn so war auf der Stiftungstafel deutlich sichtbar zu lesen. Aber Zeiten ändern sich und der Oskar ist nun ein höheres Viech geworden. Bei der letzten Wahl hat der Oskar so viele Stimmen bekommen, dass die BDU nicht umhin kam, ihn zum Stellvertreter des Bürgermeisters zu machen. Jetzt steht auf dem Schild besagter Stiftungsbank "gestiftet 2. Bürgermeister". Da er zum Zeitpunkt der Bankaufstellung und des damit vermutlich erfolgten Geldübergangs noch nicht 2. Bürgermeister war, stellt sich die Frage, ob er eine andere Bank gestiftet hat, aber wo ist dann die Gemeinderadsbank? Oder aber die Bank ist entstiftet und gleich danach wieder gestiftet worden. Vielleicht ist aber auch die Vernunft mit dem Geltungsdrang stiften gegangen.
Und ewig lockt die Tangente
Jüngst forderte der Landrat von Hirndübel wieder einmal pressemäßig eine Umgehung der Kreisstadt. Untersuchungen belegen aber leider, dass die wenigsten Fahrzeuge um Hirndübel herum wollen, die meisten fahren in die Stadt. Dass Landrat Lächelmüller auf die Frage, warum er angesichts dieser Tatsache trotzdem eine Umfahrung wolle, keine Antwort gabt, sondern die alte Leier von der Notwendigkeit der Anbindung des oberen Landkreises anstimmte, sagt eigentlich alles: Sieht so aus, als gibt es wenig Argumente für die Umgehung von Hirndübel, aber viele dagegen. Was ist eigentlich das Problem? Es sind die Stoßzeiten in Hirndübel? Eine knappe Stunde am Morgen und noch mal eine am Abend. Vieles wäre mit intelligenter Ampelschaltung zu lösen., aber „Grüne Wellen“ gibt es in Hirndübel nur auf der Hirndübler Ache. Dass es während der Ferienzeiten so gut wie keine Behinderungen gibt, wirft die Frage auf, wer da bei der Schulstandortplanung vorgedacht hat. Auch die Tatsache, dass sich das Landratsamt in der Altstadt von Hirndübel und damit im Zentrum des propagierten „Verkehrschaos“ niedergelassen hat, rückt die Entscheidungsträger und deren Weitblick nicht ins beste Licht. Nach dem Sommerloch wird die Schublade mit den Umfahrungsplänen gewiss wieder für ein Jahr verschlossen. Aber das nächste Sommerloch kommt bestimmt. Gott sei Dank ist es immer kurz genug.
Neuer Vorsitzender beim Griesnockerlverein
Der Griesnockerlverein ist eine wichtige Institution in Hinterfotzing. Schwerpunkt im Versjahr ist das alljährlich zu Christihimmelfahrt stattfindende Griesnockerlfest. Da in den letzten Jahren der Besuch dieses Traditionsfestes mehr und mehr nachließ, geriet der bisherige Vorsitzende Georg Rechermacher immer stärker in Kritik. Griesnockerl seien einfach nicht mehr zeitgemäß, murrten die Mitglieder. Auch die Musik wurde bei der letzten Versammlung heftig kritisiert, weil seit Jahren die Hinterfotzinger Rotzbuam engegiert werden, eine Quartett, das eigentlich nur mehr beim Hinterfotzinger Griesnockerlfest aufspielt. Weil die Mehrheit der Vereinsmitglieder sich für eine andere Musik aussprach und außerdem dafür war, dass es neben den Griesnockerln auch Butternockerl und Leberknödel geben sollte, legte Georg Rechermacher den Vorstandsposten nieder, er sprach von einem Affront gegen die Tradition und verließ die Versammlung. In der spontanen Neuwahl wurde mangels weiterer Kandidaten Otto Krachlinger zum Vorstand gewählt. Krachlinger bedankte sich in seiner ersten Ansprache für den großen Vertrauensbeweis und versprach, sich um Rezepte für Butternockerl und Leberknödel zu bemühen. Da er selber in der Hinterfotzinger Blaskapelle die Trommel schlägt, schlug er vor, dass er heuer mit seiner Mannschaft für die musikalische Umrahmung sorgen werden. Die Mitglieder nahmen diesen Vorschlag an, auch weil sie von den Kochkünsten Krachlingers nicht überzeugt waren. Die Versammlung endete im Freibiergenuss aus dem Geldbeutel Krachlingers, den man angeblich heim bringen musste.
Hinterfotzing - Ein Ort gründet sich
Hinterfotzing! Völlig unbemerkt entstand im weltweiten Netz ein Ort, sein Name ist gleichzeitig Programm. Hinterfotzing leitet sich – wie man unschwer erkennen kann – von hinterfotzig ab, ein urbairisches Wort, das ein wenig nach Hinterhalt kling, nach hintenherum und hinterkünftig. Ein durchaus gemeiner Name, den dieser Ort trägt. Ist Hinterfotzing gemein? Bissig: ja! Aber Hinterfotzing ist ein satirischer Ort. Satire (ursprünglich: Spottdichtung) ist Prosatext, in dem Ereignisse und Personen auf lustig-schmerzhafte und meist konzentrierte weise beschrieben werden. Ähnlich der Karikatur, die bestimmte Züge extrem überzeichnet, macht dies die Satire mit Worten. Das Wort Satire stammt aus dem Lateinischen, „satura lanx“ eine mit Früchten gefüllte Schale. Die Satire ist demnach die Fruchtschale gedanklicher Destillation von Zeitgeschehen und dessen Protagonisten. Hinterfotzing ist ein satirischer Parallelort. Gibt es demnach ein reales Gegenstück zu Hinterfotzing? Und wenn ja, wo liegt es? Der reale Ort existiert und existiert nicht, weil die Phantasie nicht an irgendwelchen Grenzen stoppen muss, was es nicht gibt, wird erdacht, deshalb ist Hinterfotzing tatsächlich viel kleinkarierter, als es ein richtiger Ort sein könnte, hoffentlich zumindest. Noch ist nur der Grundstein gelegt und die Schar der Bewohner recht übersichtlich, aber Hinterfotzing wird wachsen, es hat keine Abwanderung und es braucht auch niemand ins Gras beißen. Und wenn, dann ist es virtuelles Gras. Charaktere werden kommen und gehen, wie es halt auch in richtigen Orten ist.