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Hinterfotzing
Wo ist das E?
Nach 1989 erneut Kompassprobleme
Mei war des schön, mit der Wiedervereinigung. Heut noch stinkt er mir, dass ich in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 nicht nach Berlin gefahren bin. Einfach ins Auto und in einem Stück durch und Geschichte erleben. Aber wir haben es ja alle nicht geglaubt. Wir hielten es für einen Ausrutscher. In meinem Geburtsjahr wurde die Mauer gebaut, also war für mich immer Mauer und der Willi Brand mit seiner Forderung nach Wiedervereinigung ein Phantast. Immerhin waren wir ja außerhalb der Mauer, also in Freiheit. Wobei die Berliner Mauer in Hinterfotzing relativ wurst war, wir hatten den Eisernen Vorhang, also eine Welt ohne Norden, ohne "N". Im Dezember 1989 wurde die Grenze zur Tschechoslowakei geöffnet. Die samtene Revolution im Nachbarland beendete das kommunistische Regime und damit den Eisernen Vorhang. Die Reise zu den tschechischen Nachbarn wurde so einfach wie ein Ausflug nach Österreich. Ich sehe die Gesichter der Grenzbeamten noch vor mir, die ihre aufgezwungene Tatenlosigkeit nicht begreifen konnten. Was für ein Segen für Europa war dieses Jahr 1989.
Und nun fehlt plötzlich das "E" auf dem Kompass. Zwar gibt es keine Minenfelder und keinen Schießbefehl, auch keinen Stacheldraht und keine Mauer, aber es ist verrammelt. Felix Austria plötzlich auf dem Mond in infektionssicherer Entfernung. Man muss das nicht verstehen, dass man ein Land mit identischen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr besuchen darf. Teile des gesunden Menschenverstands sind zur Zeit außer Kraft gesetzt. Und wenn man sieht, wie der bayerische Obersöder schauen kann. So als wäre er Herr über Corona. Dabei sollte ihn die Angst plagen, wie er aus dem Dilemma wieder raus kommt.
Der Grippewelle 2017/18 fielen in Deutschland 25.000 Menschen zum Opfer. Also mehr als in China wegen Corona gestorben sind. Den Medien war das nicht viel Sendezeit wert. Heuer ist alles völlig anders. Ein Katastrophenverhinderungsplan wurde in Gang gesetzt, der seinesgleichen noch nicht erlebt hat. Überreagiert? Schwer zu sagen. Aber selbst die Corona-Todesrate in Italien geht nicht über die Zahlen der Grippe 2017/18 hinaus. Freilich, es trifft hauptsächlich die Alten, die Vermögenden, die Vererber. Klar wollen die maximalen Schutz und noch möglichst viel vom Erbe verprassen. Also einen Impfstoff und bis dahin maximale Infektionsverhinderung. Aber die Geschichte lehrt, dass noch keiner lebend aus der Kiste Leben heraus kam. Nicht mal mit noch so viel Geld. Und die Geschichte lehr auch, dass es nicht nur alte Leute sind, die an einer Grippe sterben, sondern es trifft auch Junge. Aber Grippe verhindern zu wollen ist den Wind aufhalten zu wollen oder einen Fluss. Man kann Widerstand leisten, aber aufhalten? Niemals.
Wir sind Teil des unfassbar vielfältigen Lebens auf unserer Erde, nur ein Teil, auch wenn wir uns gerne als die Krone der Schöpfung sehen. Erreger sind auch ein Teil und dass es Mechanismen gibt, Epidemien zu bekämpfen und für einen Ausgleich zu sorgen konnte die Forschung schon vielfältig belegen. Was, wenn das große Ganze den Menschen als Epidemie betrachtet?
Volksfestabsagen
Die wahren Gründe
Bis in den August hinein werden landauf, landab die Volksfeste abgesagt. Wahrscheinlich trifft es auch noch das Oktoberfest. Offizielle Begründung: Corona. Freilich haben auch viele Brauereien coronafrei gemacht und dadurch weniger Bier produziert, aber das hätte man aufholen können. Das eigentliche Problem ist der gestiegene Heimkonsum. Mittlerweile ist es jedem Stammtischbruder klar, dass es eine Zeit nach Corona geben wird und zwar schon ziemlich bald. Und stell dir einmal vor, so ein Stammtischbruder sitzt wochenlang abstinent daheim und trinkt dann beim ersten Stammtisch im Zeitalter der Vernunft das gewohnte Stammtischquantum. Dem dreht's die Füße weg, dass du gar nicht so schnell reagieren kannst und dann knallt er vielleicht mit dem Gebiss auf den Bordstein, dass die Zähne als Querschläger davonjaulen.
Ein verantwortungsbewusster Stammtischbruder geht dieses Risiko nicht ein und versucht das Stammtischbierniveau daheim aufrecht zu erhalten. Und mal ehrlich: Es gehen doch sogar schon die Wochentage verloren, wenn jeden Tag Samstag ist. Also wird zur Sicherheit jeden Tag eine Heimstammtischprobe angesetzt. Da schmilzt so ein Kasten schneller dahin als das Eis im Frühling und die Getränkefahrer müssen sich von früh bis spät abrackern. Selbstredend leert das die Getränkevorräte und das Bier wird knapp. Wie machst du jetzt aber ein Volksfest mit knappen Bier? Da brauchst du gar nicht erst aufsperren, denn wenn der Vollgesoffene auf einmal vor dem Nichts sitzt, steigt sein Aggressionspegel dramatisch an und er wird in wüste Beschimpfungen bis hin zu Tätlichkeiten ausrasten. Im Normalfall kein Problem, denn du stellst ihm seine zwölfte Mass hin und er schläft seelig ein. Wenn du aber kein friedenstiftendes Bier mehr hast, dann muss die Situation zwangsläufig in eine Rauferei ausarten.
Freilich hätte man auf das Bier mit dem führenden "Ö" zurückgreifen können, das ja momentan nicht so einfach in das Land mit dem führenden "Ö" transportiert werden kann, aber damit würde man das Problem lediglich in das Land mit dem führenden "Ö" verlagern und zwar in sehr viele Wirtshäuser, die in dem Land mit dem führenden "Ö" als Garagen bezeichnet werden. Ein unkalkulierbares Risiko. Außerdem wird schon lange vermutet, dass das Bier mit dem führenden "Ö" ein Feldversuch in dem Land mit dem führenden "Ö" ist und irgend ein Psychozeugs untergemischt wird. Aber bitte nicht weitersagen, weil nur Vermutung.
Hinterfotzings 3. Bürgermeister hofft jedenfalls, dass die Heimsauferei bald wieder vorbei ist, weil Bier in ein Festzelt zu bringen weit weniger auf's Kreuz geht als Bier in die privaten Kellerbars zu schleppen.
Schweineschnitzel vom Schwein
Die Erklärbarkeit der Selbstverständlichkeit
Wenn ich mir eine Leberkassemmel (das a ist kein Schreibfehler, sonder Dialekt) kaufe, dann will ich gar nicht wissen, woraus der Leberkas gemacht ist. Eine Leberkassemmel schmeckt mir, ich bin daran bislang nicht erkrankt oder verstorben und sollte ich mich mal tatsächlich erbrochen haben, dann lag es sicher nicht an der Leberkassemmel, sondern unter Umständen an der flüssigen Beilage. Aber so weit ich mich entsinne, musste ich dieses Schicksal im Zusammenhang mit dem Verzehr einer Leberkassemmel nie erleiden. Wobei nun auch das schon wieder nicht stimmt, weil man wirklich selten "eine" Leberkassemmel isst, sondern zwei. Zwei ist eine gute Mahlzeit. Eine ist ein Magentratzerl oder ein Frauengericht, denn Frauen essen nicht zwei Leberkassemmeln, sondern aus Prinzip nur eine, weil zwei! Ja wo denkst du hin und dann verdrehen sie die Augen immer so entsetzt, als könnten sie sich das nicht mal ansatzweise vorstellen, dabei könnten Frauen durchaus zwei, vielleicht sogar drei verdrücken, aber Frauen denken nicht an den Leberkassemmelgenuss sondern an die Kalorien. Ja, was glaubst du! Frauen genießen nach Kalorientabelle. Salat steht ganz oben auf der Genuss-Skala, aber bitte nicht zu viel Öl. "Und könnte ich anstelle der Putenstreifen vielleicht ein paar scheiben Käse haben, ohne Fett bitte und wirklich nur eine Messerspitze Öl!" Wenn ich mir eine Leberkassemmel - also zwei - kaufe, dann darf der Leberkas schon ordentlich dick sein. Ich käme gar nicht auf den Gedanken "mei können's mir den Leberkas bitte hauchdünn schneiden!" Da könnte ich ja gleich eine Semmel essen, obwohl Semmel, "mein Gott, so eine Kalorienbombe!" Ja Essen ist für manche zum Feind geworden. Also richtig mit Appetit. "Wie kannst du so viel essen?" "Nein, nach 15 Uhr esse ich grundsätzlich höchstens einen Salat, aber ganz wenig Öl, eine Messerspitze höchstens." Ganz oben auf der Genussliste steht bei mir Rindersteak, medium. Röstkartoffeln passen gut dazu. Auch Wienerschnitzel steht hoch im Kurs, aber wirklich Wienerschnitzel, also vom Kalb. Wienerschnitzel vom Schwein ist kein Wienerschnitzel sondern ein Schweineschnitzel, liebe Wirte. Neulich entdeckte ich auf einer Speisekarte ein Schweineschnitzel vom Schwein. Das ist zwar gut gemeint, aber gleichzeitig zu viel des Guten. Woraus soll es denn sonst gemacht werden? Gut, das weiß man in der heutigen Zeit nicht mehr mit Sicherheit. Kann sich ja mal ein Pferd im Rindsgulasch verlaufen oder ein entflohenes Kamel. Aber das würde natürlich nicht auf der Speisekarte stehen.
Dürre
Regen wegdrainiert
Heute war ich im Wald und habe eine Fuhre bereits gespaltener Meterscheite heimgebracht. Auf dem Waldweg zog ich eine Staubwolke hinter mir her. Wohlgemerkt: im April. Normalerweise fahre ich im April nicht in diesen Wald, weil zu nass, zu viel Dreck. Die Ameisen waren emsig in der warmen Sonne. Auf dem Weg zum Wald ein Straßengraben, staubtrocken, dann strömt aus einem Plastikrohr armdick Wasser in den Graben und macht sich nach der Straßenunterführung durch einen maximal geraden Graben flugs auf in den Bach. Der ist nicht begradigt, Glück gehabt. Das armdicke Wasser kommt aus einer Wiesendrainage. Die Weise staubtrocken und trotzdem fließt noch Wasser ab. Ich machte mal eine Zeitrafferaufnahme von Wolken. Da war wunderschön zu sehen, dass sich die Wolken jederzeit neu bilden, sie werden durch Verdunstung des Bodens gespeist. Geht das auch mit staubtrockenen drainierten Wiesen? Weiß ich nicht, aber wenn, dann deutlich schlechter. Kann es also sein, dass weniger Regen auch mit Maximalableitung des Wassers zusammenhängt? Mit drainierten Wiesen? Mit begradigten Bächen und Flüssen? Mit trockengelegten Sümpfen? Warum nicht? Weniger Wolken, weniger Regen. Leuchtet mir zumindest ein. Neulich ein Foto in der Zeitung mit Drainageleitungen auf einem Golfplatz. Nun ja, wenn wir es uns tatsächlich leisten wollen, einen Golfplatz zu entwässern und gleichzeitig zu bewässern, dann haben wir die Dekadenzschwelle wohl schon überschritten. Dass die Gesamterschließung mit Fernwasser auch mal in die andere Richtung gehen könnte, mit diesem Gedankengang wurde ich vor langer Zeit ausgelacht. Aber wer zuletzt lacht, hat leider keinen Grund zu lachen. Höchstens die bittere Erkenntnis, es damals schon erkannt zu haben. Ist halt schwierig, Behörden mit Zukunftsvisionen zu konfrontieren. Was Behörden begreifen, muss in ein Formular passen. Wer das begreift, begreift auch, dass Behörden nicht von der Leine gelassen werden dürfen. Nicht bevor es für alles und jedes ein Formular gibt. Also ein dementsprechendes Formular. Und so ein Formular, das alles und jedes berücksichtigt, das musst du erst mal formulieren. Und wenn du endlich damit fertig bist, ist es schon überholt, denn überholt sein ist ein wesentliches Merkmal von Formularen. Und jedes Formular muss in alle Richtungen abgesichert sein. So gab es neulich auf der Website der Gemeinde Hinterfotzing ein Formular zum Download, das man ausfüllen musste, wenn man in die Dorfratsitzung gehen wollte. Da stand drinnen, dass die Gemeinde sich verpflichtet, die Daten nicht an ein Drittland weiterzugeben. Von einem Zweitland stand aber gar nichts drin und auch nicht von einem Erstland. Da war mir klar, dass meine Daten sehr wohl an ein Erst- und Zweitland weitergegeben würden aber Gott sei Dank nicht mehr an ein Drittland. Ich habe keine Ahnung, wie lange man Beamtendeutsch studieren muss, bis dir so ein Irrsinn gelingt. Auf alle Fälle liegt es in einer Dimension, wo man den normalen Menschenverstand längst abgegeben hat. Auf alle Fälle habe ich aus Datenschutzgründen vorsorglich darauf verzichtet, die Dorfratsitzung zu besuchen. Was jetzt weder Erst- noch Zweit- noch Drittland erfahren haben.
Immer wieder Sonntags
kommt die Erinnerung
Kennen auch nur mehr die älteren Semester. Cindy & Bert sangen sich damit 1973 durch die Hitparaden. Eine Erinnerung. Immer wieder Sonntags kommt mir die Erinnerung an Gottesdienste. Mann, was für eine Chance. Bin ja auch schon ganz gespannt, wie die Gottesdienste danach sein werden. Immerhin brutal viel Reformationszeit. Die werden sie sicher nutzen. Raus mit dem ganzen Mief und Muff. Fangen wir mal mit den Niederlassgelegenheiten an. Die Sinnhaftigkeit der Sitz-Knie-Steh-Gymnastik hat sich schon ziemlich überlebt. "Beuget die Knie!" war eigentlich schon ausgestorben hat sich aber über Jungverknöchterte wieder eingeschlichen. "Erhebet euch!" Schon in Kindheit und Jugend erschloss sich mir der Sinn nicht. Aber das wird ja sicher zur Zeit wegreformiert. Und dann wird's richtig gemütlich, vielleicht sogar mit verstellbarer Rückenlehne für die Schlafposition bei der Predigt. Pfarrer Rauchbier sitzt schon mit Zigarre und Whiskey im Garten. Wird also auch der Rauch vom Fass auf gerollt umgestellt und dann jeder? Da muss ich als passionierter Nichtraucher aber gewaltig an mir arbeiten. Aber was tut man nicht alles für seinen Glauben. Angeblich ist auch die Orgel schon weg. Gott sei Dank! Modern mit Orgel ist halt auch schwierig. Und es sind ja sowieso lauter Pfeifen. Die vermisst keiner. Hat es dann vielleicht mit der egozentrischen Weinverkostung am Altar ein Ende und gibt es belegte Hostien? Vieles wird sicher mittlerweile schon umgeplant sein und wir dürfen uns auf Kirche reloaded freuen. Ob sich alle freuen, das ist nicht gewiss. Angeblich gibt es tatsächlich Anhänger der Vergangenheit. Nein, ich meine nicht die Nazis, wo denkst du hin. Ich meine die Fanatiker, die Gott vorschreiben wollen, was er zu tun hat und ihm damit ständig in den Ohren liegen. Aber die werden sich schon auch an Kirche 2.0 gewöhnen, da bin ich mir ziemlich sicher. Vor allem, wenn sie zum ersten Mal die Rückenlehnen nach hinten klappen.
Panikuntergrenze gesucht
Über die Eigendynamik der Panik
Für eine Panik brauchst du überhaupt keine Vorbedingungen. Eine Panik, das kann ich dir sagen, die kann man jederzeit machen. Da gab es dieses Hörspiel in Amerika "Krieg der Welten", es wurde am 30. Oktober 1938 ausgestrahlt und versetzte viele in Angst und Schrecken. Es ging um die Invasion durch Außerirdische. Da die aber nicht kamen, war die Panik auch schnell wieder verflogen. Merke: Panik mit erfundenem Grund legt sich.
Jetzt haben wir aber aktuell eine Panik mit realistischem Hintergrund. Dabei hätte es gar keine Panik gebraucht, sondern besonnenes Handeln hätte genügt. Einer Grippe kommst du nämlich nicht aus und das wäre auch gar nicht gut, denn dein Körper wehrt sich und entwickelt Gegenmittel, die dann sehr lange vorhalten. Verhinderst du die Ansteckung, dann kommst du halt nächstes mal dran. Aber dann haben die Panikmacher ja Impfstoffe. Freilich Impfstoffe, das ist immer gut, zumindest für den Hersteller. Allein die Entwicklungskosten, ja was denkst du? Schon jetzt steigen die Aktien.
Ist ja auch in Ordnung. Antivirensoftware kauft man auch wie selbstverständlich. Die Wirtschaft muss brummen, dann freut sich der Anleger. Und der ist die Triebfeder. Nun ja der nicht, also der mit seiner Krötensammlung bei der Ortsbank. Aber die Ortsbank investiert in der größeren Bank, die sich zwar genausowenig auskennt, dafür aber Fachleute hat. Und so geht das hinauf bis zu den großen Spielern, die können schon mal einen ganzen Kontinent setzen.
Wenn du eine Katastrophe ankündigst und krasse Maßnahmen verhängst, dann setzt du eine Eigendynamik in Gang, die sich auf turbo hochrotiert. Das liegt am Menschenschlag des Panikoperators. Leute also, die bei Panik sofort auf Maximalwichtigkeit beschleunigen und genauso hyperreagieren. Und wenn dann gar nichts Katastrophenmäßiges passiert, also etwas, das auch nur ein bisschen über das Potential einer normalen Grippe hinausgeht, dann hast du auf einmal Probleme mit dem Zurückrudern und dem Argumentieren des angerichteten Flurschadens. Aber das kommt davon, wenn man mit Wörtern wie Pandemie allzu leichtsinnig umgeht. Wenn du einen Kampfhund von der Leine lässt, solltest du eine Strategie haben, wie du ihn wieder einfängst.
Aber wie definierst du die Untergrenze für die Aufhebung des Home-Prison, wenn es praktisch keine auffälligen Fallzahlen gibt? In dieser Situation zieht der Panikoperator für gewöhnlich schnell den Schwanz ein und überlässt dem Stab das Erfinden plausibler Ausreden. Vieleicht, dass es bis heute kein Klopapier gäbe, wenn die Ausgangssperre nicht so gut eingehalten worden wäre. Oder dass Hefe aus Gründen der nationalen Sicherheit gebunkert wurde. Vielleicht werden aber auch Denkschutzmasken verteilt, damit die Frage nach dem Irrsinn gar nicht kommt.
Neulich passierte in der Gemeinde Hinterfotzing ein Unfall mit einem Fahrrad und einem Mofa. Beide Fahrer stürzten und verletzten sich dabei. Notarzt und Rettungswagen kamen und verfrachteten die Opfer ins Krankenhaus. Zur Unfallstelle rückten aber auch unzählige Feuerwehren aus, um den nichtvorhandenen Verkehr zu regeln. Unter anderem auch der Kreisbrandmeister im vollen Ornat und vermutlich mit eingeschaltetem Helmnebelscheinwerfern. Aufgrund des Rettungskräfteaufkommens konnte der Infektionssicherheitsabstand nicht mehr eingehalten werden. Wenn du das auf Corona überträgst, dann ist die "Viruskatastrophenüberwältigung" schon erklärbarer. Vermutlich gibt es nach Freigabe des normalen Lebens von der VHS einen Kurs "Küssen mit Mundschutz", das würde in die Programmwichtigkeit sehr gut passen. So neben "Farbberatung für Ampelsteher" oder "Veganen Biokraftstoff selber schiffen".
Sicher unterwegs
Das neue Yahona-Corona-Gespann
Corona muss gehen
Keine Aussicht auf Asyl
Warum nicht gleich? Während alle Politik mit atemberaubender Hilflosigkeit bis hin zur völligen Kopflosigkeit auf das massenhafte Vordringen einzelner Coronaviren auf bundesdeutsches Gebiet reagierte, stellte das Asylministerium unter Minister Seepferdchen nun fest, dass sich das Virus illegal nach Deutschland begeben hat und unverzüglich das Land zu verlassen habe. "Es besteht kein ersichtlicher Grund auf Asyl", so Minister Seepferdchen.
Das Ministerium reagierte in bisher nicht gekannter Geschwindigkeit und sandte eine dementsprechende Eilanweisung an alle staatlichen Organe bis hin zum Familienministerium, das im Verdacht steht, bereits Helferkreise gebildet zu haben. Auch Fälle von Kirchenasyl sind schon aufgetreten, wie bei näherer Untersuchung von Weihwasserbecken festgestellt werden konnte. Illegal im Land befindliche Viren müssen Deutschland unverzüglich verlassen oder sich in einem der mittlerweile eingerichteten Auslieferungslager melden. Bei Nichtbeachtung droht Desinfektion.
BMW GS oder E-Bike
Wie die Rentner das Erbe verprassen
Sicherlich ist die BMW GS 1200 ein gutes Motorrad. Das GS steht für Gelände/Straße, das Hightechteil ist also quasi der SUV auf zwei Rädern und damit zunächst nicht für den Einsatzbereich gebaut, sondern für das Gefühl von Abenteuer und Freiheit. Freilich wäre eine R1200 (das R steht für Road) die geeignetere Version und man bräuchte auch keinen Motorradanzug, der nach Saharadurchquerung aussieht, aber mit einer GS und Saharaanzug kannst du dir den Hauch von Wüste und Abenteuer umhängen, den Nimbus des Draufgängers, der jeder Gefahr gewachsen ist. Die Krux dabei ist halt, dass die GS sauteuer ist und die Fahrer in der Regel die Jugend in Form von Kindern oder sogar Enkelkindern kennen. Da ist es auch verständlich, dass so Details wie Anfahrhilfe eingebaut werden oder das Gegenstück der Elchsoftware, die kleine Fahrfehler ausgleicht.
Aber wer ohne Motorradvorleben in die ergraute Phase kommt, tut sicher gut daran, der noch so fahrfehlerresistenten GS ein E-Bike vorzuziehen. Immerhin regelt das bei 25km/h ab, obwohl das für Fahrradanfänger auch schon zu schnell sein kann, wie die Unfallstatistiken belegen. Als Immerschonradfahrer habe ich alle Entwicklungen durchgemacht. Vom Rad ohne Gang über die legendäre Sachs-3-Gang-Schaltung, die kombinierte Zehngangschaltung, schließlich die Trekking- und Mountainbikes mit 21, dann 27 Gängen. Und dann kam das E-Bike. "Wenn ich siebzig bin vielleicht". So verhöhnten mich sogenannte Freunde auf meinem elektrifizierten Fahrrad. "Wohl zu faul zum Treten?" Das hatte mir auf dem Motorrad noch niemand vorgeworfen und da trittst du nicht mal. Nein, auf dem Motorrad bist du ein sportlicher Hecht, der elegant durch die Kurven tanzt.
Mittlerweile treffe ich sehr viele E-Bike-Verschmäher auf Radtouren und auf E-Bikes. "Wie lange hält dein Akku?" OK, das ist ein Reizthema, mein 510wh-Akku kann schon mal nach 60km ausgepowert sein, der meiner Frau nicht, aber der hat auch nicht so viel zu tun. Und nach der dritten Tour, die ich ohne Motorunterstützung vollendete, war die Hemmschwelle für den Ersatzakku überschritten. Aber mal ehrlich? Wie kann man sich gegen etwas so nützliches wie ein E-Bike sträuben? Das E-Bike ist die GS der Strampler, das sogar grobe Konditionsfehler ausgleicht. Und wie sie daher kommen, die Neo-E-Biker. Gestyled von Kopf bis Schuh. Aerodynamischer Helm mit verspiegelter Brille, Tour-de-Francs-gleiche Fahrradfunktionskleidung und sogar noch Klickpedale, weil der Verkäufer ihnen versicherte, dass man da besser ziehen kann. Im Grunde ist jeder GS-Verkäufer auch ein idealer E-Bike-Verkäufer. Denn du musst die Illusion verkaufen können, das Abenteuer. Den Käufer auf eine höhere Stufe Mensch heben.
Und, du wirst es mir nicht glauben. Genau die, die sich über mein erstes E-Bike aufregten: "Wohl zu faul zum Treten", die regen sich jetzt auf, weil ich mich nicht in Biker-Outfit schmeiße. Aber ich sag's dir: ich bin immer schon Radl gefahren und noch nie in stylischem Biker-Outfit. Ich weiß, wie man Radl fährt, was ich brauche und was die Branche mir andrehen will. Das mag der Branche passen oder nicht und wer meint, dass er voll durchgestyled Radlfahren muss, der darf das. Ist ja sein Geld, respektive das künftige Erbe seiner Kinder. Nicht jede Einsicht, zu der man von gewieften Verkäufern durchgerungen wurde, muss man anderen aufdrücken, um die eigene Entscheidung zu rechtfertigen. Eine Radlhose mit Polster habe ich trotzdem. Und seit einem Jahr einen richtig bequemen Sattel. Denn bis dahin vertraute ich auf Fachverkäufer, die immer zu einem möglichst harten und schmalen Sattel rieten. Seither zweifle ich daran, ob diese Fachverkäufer überhaupt ein Rad haben.
Caritatis
Wettstreit der Wohltäter
Das Klopapier ist aus! Macht nichts, der Bringdienst bringt's. Du kannst im Rathaus anrufen oder bei den Piraten, aber bitte nicht beide, sonst wirst du mit Klopapier vierhändig zwangsernährt. Begonnen haben die Piraten, aber das Rathaus ließ sich die Caritas nicht aus der Hand nehmen, abgesehen davon, dass sie dort nie war. Wenn man zwei Dinge im Rathaus überhaupt nicht mag, dann sind es Bürger, die unaufgefordert Ideen bekommen und Bürger die Aktionen starten ohne das Rathaus zu informieren. Denn das Rathaus ist die oberste Instanz des öffentlichen Lebens und sei es noch so privat, denn wo kämen wir denn da hin, wenn jeder selbsternannte Bürger auf einmal zum Wohltäter wird. In Hinterfotzing gratuliert der Bürgermeister und schon deshalb ist der Bürgermeister der Wohltäter. Aus diesem Grunde sind Klopapiernotbestellungen unter Angabe der gewünschten Durchschläge einzig und allein an den Bürgermeister zu richten. Bei Nudeln und Tomatensaucen soll der zweite Bürgermeister angerufen werden, bei Getränken der Dritte. So ist das nun in Hinterfotzing geregelt.
Bislang gibt es in Hinterfotzing noch keinen einzigen Verdachtsfall. In Zahlen 0,000 %. Das ist frappierend, denn der Aktionismus lässt eher eine Infektionsrate von mindestens dem Doppelten vermuten. Aber so ist das. Nachher werden sie freilich sagen, dass Corona in Hinterfotzing nicht den Hauch einer Chance hatte. Weil nämlich Herr Elvau sogar das Blaulicht auf sein Auto montierte und nur mehr mit Feuerwehrhelm mit eingeschaltetem Nebelscheinwerfer und einsatzbereiter Überwachungsdrohne unterwegs ist. Er setzt dabei gegenüber dem Virus auf Abschreckung. Kann schon funktionieren. Wer's nicht glaubt, bitte nur mit vorgehaltener Hand Lachen.
Während das Virus langsam in den Ferienmodus wechselt, kommen aus dem Politbüro der Landeshauptstadt Forderungen, die Leere der Autobahnen für Baumaßnahmen zu nutzen. So soll die A3 auf mindestens fünf Spuren in jede Richtung ausgebaut werden. Weil man nicht weiß, ob Corona als Dunkelziffer auf der A3 unterwegs ist, wird der Ausbau ins Internet verlagert. Aiwanger schwebt eine Lösung wie beim Computerspiel Siedler vor, wo man per Mausklick ganze Autobahnabschnitte errichten kann. Die Opposition hat deshalb einen Untersuchungsausschuss über die gehirnschädigende Wirkung von Opfösoft beantragt.
Außerdem wird endlich die Nordumfahrung von Hirndübel gebaut, damit Bürgermeiser Sturbacher nicht wieder tagelang als erster an der Ampel stehen bleibt um einen Stau zu erzeugen.
Der Bund Naturschutz überlegt inzwischen, Corona die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen. Immerhin hat das Virus mehr für das Klima getan als die Umweltministerin. Auch die CSU überlegt in diese Richtung, immerhin hat Corona die Partei aus der Versenkung geholt. Man will aber erst abwarten, ob der Trend anhält. Ins Visier des Bunds der Steuerzahler ist Finanzminister Olaf Scholz geraten, der bezüglich der Herkunft des 1,3 Billionen-Pakets für die Rettung der Wirtschaft auf Italien verwies.
Die Panik kann Gott sei Dank am Laufen gehalten werden und Hinterfotzing bleibt am Puls der Zeit.