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Hinterfotzing
Wahlrechtsreform
Oder wie Demokratie halt so ist
Nein, das hätte sich die CSU beim besten Willen nicht vorstellen können, dass ihr die 5% Hürde einmal in Sichtweite kommt. Aber so ist das halt mit der Gottgleichheit, wenn man auf einmal feststellen muss, dass man sich das immer nur eingebildet hat. Immerhin hat es Zeiten gegeben, da wurde bayerische Staatspolitik in Wildbad Kreuth gemacht und nicht im Maximilianeum, dort wurden die Kreuther Beschlüsse lediglich ausgeführt.
Freilich war das dem Rest der Bundesrepublik immer schon ein Dorn im Auge, dass da eine Regionalpartei bei Bundesangelegenheiten mitmischen darf. Und in der Tat hatten die gewählten Bundesbayernvertreter nicht viel mit dem Rest der Bundesrepublik am Hut. Bayern war wichtig. Und in Bayern wurde sie gewählt, diese CSU. Sie hatte die absolute Bierzelthoheit und dazu den bayerischen Defiliermarsch annektiert.
Hier in Hinterfotzing wurden Abgeordnete anderer Parteien grundsätzlich nicht im Rathaus empfangen. Für derlei "Gschwerl" und Ungläubige hatte man kategorisch keine Zeit. Sprach ein Hinterfotzinger Bürgermeister von den Wahlkreisabgeordneten, war klar dass er damit ausschließlich die CSU-Abgeordneten meinte. Die CSU war alles und ohne CSU war alles nichts.
Nun haben sich die Zeiten geändert und die CSU ist in Berlin ministerlos. Wobei Berlin darunter nicht besonders zu leiden scheint. Bedenkt man, wie lange Peter Ramsauer, Alexander Dobrinth und Andreas Scheuer dafür brauchten, an der Autobahnmaut grandios zu scheitern. Letzterer unterzeichnete trotz Warnsignalen aus Brüssel noch millionenschwere Verträge. Aber keine Sorge, keiner der drei Verkehrs-Dilettanten wird dafür zur Rechenschaft gezogen. Sie taten ja alles, was von ihnen erwartet wurde, nämlich möglichst viel Geld nach Bayern abzuzweigen.
War es schon eine unerträgliche Schmach, in Bayern einen Koalitionspartner zu brauchen, zunächst mit der homöopathischen FDP und nach kurzem absolutistischem Strohfeuer mit der Aiwangerpartei, die sich selbst als Fleisch vom Fleische sieht, so zieht mit der Wahlrechtsreform nun eine existenzbedrohende Gewitterfront auf. Jetzt rächt es sich auf einmal, die - unbedingt notwendige - Wahlrechtsreform jahrelang torpediert zu haben. Lieber nötigte man der Bundesrepublik ein aufgeblähtes Parlament auf, Hauptsache möglichst viele CSUler sitzen drin. Und als die Zweitstimmen immer weniger wurden, die Erststimmenkandidaten jedoch weiterhin gewannen, wenngleich nicht mehr so überzeugend, wurden Überhangmandate geschaffen, die zu Ausgleichsmandaten bei den anderen Parteien führten. Ohne Wahlrechtsreform wäre der Bundestag weiter angewachsen.
Und nun wundert sich die CSU, dass sich die Ampelregierung erdreistet, das Wahlrecht nicht an den Wünschen der CSU auszurichten. Tja, liebe CSU, da hättet ihr halt früher handeln müssen, als ihr noch dran ward. So kann es euch passieren, dass ihr in Berlin nicht mehr gebraucht werdet. Solltet ihr also eine Fusion mit der CDU anstreben? Immerhin ist ja das "S" bei euch auch nicht nennenswert ausgeprägt, gut, das "D" auch nicht. Oder solltet ihr euren Wählern bei Bundestagswahlen empfehlen, SPD oder Grüne zu wählen, damit Bayern weiterhin stark in Berlin vertreten ist? Aber das geht euch vermutlich zu weit. Lieber scheitert ihr an den 5 Prozent.
Keine Sorge! Bayern wird euch überleben. Ihr habt das Land lange genug strapaziert, die Energiewende verschlafen und auch beim Natur- und Umweltschutz Spezlwirtschaft vor Recht ergehen lassen. Euer Korruptionspotential konntet ihr bei den diversen Maskenaffären eindrucksvoll unter Beweis stellen. Selbst der Aschermittwoch ist nur mehr ein Kasperltheater, bei dem ihr euch nicht mehr auf die Schultern klopft, sondern mit möglichst groben Knüppeln auf die Bundesregierung eindrescht, die sich nach Kräften bemüht, die Baustellen eures Dilettantismus abzuarbeiten. Immerhin hat die Passauer Stadtkapelle ihre Konsequenz gezogen und euch beim Einmarsch in die Dreiländerhalle einen anderen Marsch geblasen. Frei nach Max Streibl kann man euch getrost zurufen: "Adios Amigos!"
Bürgermeister
Ein Definitionsversuch
Und siehst du: Die wenigsten wissen, worauf es eigentlich ankommt, welche Eigenschaften ein Bürgermeister mitbringen soll, wenn sie ihr Kreuz hinter der gefälligsten Lätschn machen. Freilich: Die gefälligste Lätschn gehört in der Regel der Partei an, die man aus Tradition, immer schon gewählt hat. Wobei dieses Festhalten an der BDU meistens auch daher rührt, dass es so unheimlich schwer ist, sich einzugestehen, seit Jahren, vielleicht sogar seit jeher falsch gewählt zu haben. Lieber den Irrtum fortführen, um sich nicht mit der eigenen Schwerfälligkeit oder sogar Unzulänglichkeit auseinandersetzen zu müssen. Dabei gehört es zu den besten Eigenschaften des Menschseins, wenn man Irrtümer nicht nur erkennt, sondern auch eingesteht.
Leider wissen auch die wenigsten Kandidaten, worauf es ankommt. Am häufigsten verbreitet scheint mir die Spezies, die meint, eine Gemeinde müsste bestmöglich verwaltet werden, aber denen sollte es irgendwann dämmern, dass genau das nicht ihr Aufgabe ist, denn dafür gibt es eine Gemeindeverwaltung. Und wenn man sich die Gemeinden mit einem Verwaltungsbürgermeister mal anschaut, dann stellt man rasch fest, dass da jahrelang nichts passiert. Manchmal geht es sogar abwärts. Und auch dafür haben die Verwaltungsbürgermeister ausreichend Ausflüchte parat. Dass es an ihnen lag und liegt, das gibt keiner zu.
Gerade in Hinterfotzing und den umliegenden Gemeinden sahen und sehen es die Bürgermeister als oberste Pflicht, die Parteilinie der BDU umzusetzen und die sah und sieht in erster Linie vor, dass die Direktkandidaten möglichst publik gemacht werden. Im einzelnen bedeutet das, die Herren Abgeordneten (mir ist keine einzige Dame bekannt) zu möglichst vielen Presseterminen ins Rathaus einzuladen, wenn der Freistaat wieder mal unser sauer verdientes Steuergeld in ein Projekt steckt, nachdem kein Hahn kräht. Und selbstverständlich wird das so inszeniert, dass man glauben könnte, das Geld käme aus der Privatschatulle des hochgewählten Herrn Abgeordneten.
Und das eine sage ich dir: Wenn einer aus dem Wahlkreis sogar nach Berlin kommt, dann kann die Pfeife noch so groß sein, sie wird hochgelobt und selbst dem größten Versager, der es sogar in ein Ministeramt geschafft hat, stärkt man den Rücken und wählt in wieder an die Spitze der Parteigremien. Denn die wichtigste Aufgabe des Mandatsträgers ist es, möglichst viel Geld nach Bayern zu befördern. Das ist die bayerische Antwort auf den Länderfinanzausgleich. Wer das nicht glaubt, der fahre einmal auf einer Bundesstraße von Hessen nach Bayern und er wird sofort begreifen. In Hessen ist die B0815 in Ordnung, in Bayern ist sie neu, nagelneu. Das ist doch in Ordnung, wirst du sagen, aber wenn sie die Bundesstraße, die du täglich befährst ständig sanieren, dann kann das schon auch lästig werden. Vor allem, wenn du die Sanierung als völlig unnötig betrachtest. Aber was weißt du schon über Sanierungsnotwendigkeiten.
Wenn also die BDU von oben herab entscheidet, dass deine Gemeinde eine Geldverbrennungsmaschine braucht, dann wirst du als parteitreuer Bürgermeister selbstverständlich alle Hebel in Bewegung setzen, möglichst schnell zu einer Geldverbrennungsmaschine zu kommen. Mit einigermaßen Sicherheit wird ein BDU-Politiker bei der Beschaffung seine Finger in Spiel haben, vielleicht sogar in Form einer aufgehaltenen Hand, das hat die Maskenaffaire recht schön gezeigt. Insofern ist es aus Sicht der BDU Obersten wünschenswert, dass in den Rathäuser möglichst phantasielose und parteitreue Verwaltungsbürgermeister sitzen. Von denen ist nichts zu befürchten.
Wenn nun bei einer Wahl der unzulängliche Wähler wie üblich das Hirn vor Betreten der Wahlkabine abschaltet, um seine Entscheidungsphlegmatik weiterleben zu können und wenn die BDU einen Verwaltungskandidaten zur Wahl stellt, dann ist das Schicksal der Gemeinde für weitere sechs Jahre wie ein Alpengletscher.
"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen", dieses berühmt gewordene Zitat wird Helmut Schmidt zugeschrieben. Was aber wäre die Menschheit ohne Visionen? Visionen sind die Triebfeder unseres Aufstiegs. Visionen zu haben ist vermutlich eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Bürgermeister haben sollte. Aber mit Visionen allein erreicht man nichts. Man muss sein Team davon überzeugen können und es wie ein Mannschaftskapitän führen und anspornen. Dazu gehört die Kunst, Menschen motivieren zu können, Begeisterung in die Mannschaft zu bringen, einen Teamgeist zu schaffen.
Leider findet man solche Menschen selten, sie wären so wichtig für unser Vorankommen. Viel häufiger stehen ehrgeizige Hähne auf den Stimmzetteln, denen der geschwollene Kamm wichtiger ist, als die Zukunft der Gemeinde. Und findet sich tatsächlich so ein wertvoller Mensch, der sich zur Kandidatur ermuntern lässt, dann sieht er sich schnell einem Hauen und Stechen ausgesetzt. Denn eines kann man der BDU nicht vorwerfen, dass sie nämlich an einem fairen Wahlkampf interessiert ist. Ziel der BDU ist der eigene Parteisoldat und mag er noch so ein Vollpfosten sein, denn Soldaten entscheiden nicht, sie werden befehligt.
Die neue Homepage
Dem Dreck a Fotzn gem
Sagen wir es mal so: Wenn ein Projekt grandios in die Hose geht und man eine zweite Chance bekommt, dann muss man schon ein grandioser Depp sein, wenn man diese Chance versemmelt. Aber im richtigen Leben passiert so was. Stell dir einmal vor, deine Gemeinde bekommt eine neue Homepage und dann stellt sich das ganze als Flop heraus. Freilich kann das passieren und da hilft dir auch keine Versicherung, nicht mal, wenn sie den Flop bezahlt hat.
Dass dann aber alle Beteiligten am Flop festhalten, weil man sich vertraglich zwei Jahre daran gebunden hat, das ist dann schon die erste grandiose Bankrotterklärung. Wenn man dann aber die zwei Jahre absitzt, rechtzeitig eine Neuauflage mit ausreichend Vorlauf planen kann und dann mit einer noch schlechteren Lösung daherkommt, dann muss allen klar sein, dass man vermutlich genau die Leute mit dem Relaunch beauftragt hat, die das erste Fiasko maßgeblich zu verantworten hatten. Und da frage ich mich schon, welche Narrenfreiheit in dieser Gemeinde herrschen muss.
Dass an diesem Doppelplumps eine namhafte Agentur beteiligt war, die so gar nicht für Doppelplumps bekannt ist, legt den Verdacht nahe, dass hier Agent DoppelNull aus dem Rathaus beteiligt war. Aber sollte es da nicht auch einen Gemeinderat geben? Sollte es, doch der zog es vor, DoppelNull einen Freibrief zu erteilen, wohlwissend dass DoppelNull auch Versemmelt 1 zu verantworten hat. Da fragt man sich dann schon: Warum Gemeinderat? Wie viel Versemmeln braucht es, bis Gemeinderat merkt, dass erneut versemmelt wurde? Aber DoppelNull brauch sich nicht zu sorgen. Keine Konsequenzen. Weiterhin volle Rückendeckung.
Da Versemmelt 2 viel Geld gekostet hat, wird man auf Versemmelt 3 ein bisschen warten müssen, aber es darf als sicher betrachtet werden, dass Versemmelt 3 kommt, denn DoppelNull darf weiter herumnullen und wird sicher Versemmelt 3 maßgeblich versemmeln. So darf sich die Gemeinde sicher bald darauf freuen, den Titel "Am Arsch der Welt" verliehen zu bekommen. Und ich bin mir fast sicher, sie werden sich sogar darüber freuen und das groß im Gemeindeblatt herausstellen. Und diese Tatsache macht den Titel erst richtig verdient.
Der TUI-Esel
Wie die Heilige Familie rechtzeitig aus Ägypten zurück kam
Es hat sich also ergeben, dass der Herodes das große Schlottern bekam, als zu Bethlehem ein Kind zur Welt kam. Die Verursacher dieses Schlotterns: drei Weise, die einem Stern gefolgt waren, der plötzlich kam und genau über Bethlehem stehen blieb. Das der Stern ein Komet war, dessen ist man sich heute ziemlich sicher und dass er nicht stehen blieb, ja, das weiß man eigentlich auch. Aber es macht halt so eine Geschichte gleich wundersamer, wenn man einen Kometen zum Stillstand bringt. Gut, die Amerikaner üben sich gerade an derlei Beeinflussung, wobei an Stillstand nicht zu denken ist. Aber lassen wir den Kometen stillstehen. Dass so ein Stillstand die Wissenschaft aus dem Häuschen bringen würde, das kann man sich gut vorstellen und dass Wissenschaftler aus aller Herren Länder sich darüber ihre Gedanken machen würden, davon ist auszugehen.
Der geostationäre Komet
Aber wie muss man sich das vorstellen, wenn ein Komet über Bethlehem stehen bleibt? Dann hätte er ja in eine geostationäre Umlaufbahn einschwenken müssen und mit Leuchten wäre es dann ziemlich vorbei. Vor allem wäre er dann heute noch dort. Wir sehen schon, das mit dem Stillstandskometen ist eine vertrackte Sache. Und warum überhaupt Bethlehem? Wegen der Volkszählung steht geschrieben. Jetzt waren die Römer ein sehr schreibeifriges Volk, alles wurde festgehalten, aber die Volkszählung haben sie vergessen. Laut Aufzeichnung der Römer gab es die nicht. Doch brauchte man sie unbedingt und man musste den Zimmerer Josef unbedingt von David abstammen lassen, damit der einen Grund hatte, nach Bethlehem zu reisen. Wobei das nun eigentlich völlig unsinnig war, denn wenn der Josef vom Stamme Davids ist, was muss er dann nach Bethlehem zu einer nicht stattfindenden Volkszählung, noch dazu mit einer hochschwangeren Frau und einem Kind, das nicht sein Kind sein soll.
Engel hilft Josef aus dem Schneider
Da es damals noch keine Gentests gab, musste Josef der Maria das einfach glauben, dass ihr ein höheres Wesen zur Schwangerschaft verholfen hatte. Immerhin sollte er soweit Herr seiner Sinne gewesen sein, dass er wusste dass er es nicht war. Und sollte er es mit einem Augenzwinkern hingenommen haben, dass ein Geistwesen ebenfalls Anspruch auf die Vaterschaft erhob, dann war er einigermaßen aus dem Schneider, denn vor der Ehe war und ist den Juden Sex verboten. Wie auch den Katholiken.
Aber warum musste das mit David sein? Na wegen der Überlieferung, weil die Juden im Alten Testament das so vorgeschrieben haben. Sie wollten damit verhindern, dass irgend ein Noname plötzlich mir nichts dir nichts als Messias daher kommt. Also sorgten sie alttestamentarisch vor und ließen nur Nachkommen Davids zu. Wer konnte denn ahnen, dass dieser Galiläer, den man vorsorglich hinrichten ließ, als man seiner in Jerusalem habhaft wurde, posthum zum großen Messias avancierte. Ein Galiläer vom Stamme Davids? So weit kommt's noch. Aber die Jünger waren fleißig am Konstruieren. Immerhin waren sie allesamt Juden und eine neue Religion stand nicht in ihrem Masterplan, also wurde rasch eine Abstammung konstruiert. Aber wie konnte Jesus von Josef abstammen, wenn es doch das Geistwesen war? Man muss dazu wissen, dass diese Theorie mit der himmlischen Befruchtung damals noch keine Anhänger hatte. Da war die Vaterschaft Josefs noch klare Sache. Es gab ja auch die Dreiteilung Gottes noch nicht und eine Welt ohne Dogmen. Folglich war die Verbindung zu David eine ausgemachte Wichtigkeit und die musste her.
Der Esel von TUI
Das wäre heute schwieriger, weil alles in Matrikelbüchern aufgezeichnet ist und sicher nicht mit geringem Fälschungsaufwand zu bewerkstelligen. Dass man dem Josef dann auch noch den beschwerlichen Marsch von Nazareth nach Bethlehem posthum auferlegte, wäre vermutlich nicht notwendig gewesen, es sei denn zur Untermauerung der Abstammungsgeschichte, aber dann hätte es die Volkszählung geben müssen. Eine ziemlich verzwickte Geschichte. Doch lassen wir den Josef mit seiner Frau den Mehrtagesmarsch durch die judäische Wüste unternommen haben und schrauben wir den Kometen für ein paar Tage am höchsten Schafstall von Bethlehem fest und sollen sich drei aus der großen Wissenschaftlerschar in Bethlehem das Kometenspektakel genauer angeschaut und dem König Herodes das Schlottern beigebracht haben, dass jener sofort eine ganze Kompanie Kindermörder nach Bethlehem geschickt hat. Und nehmen wir auch an, dass Josef über Traummail rechtzeitig davon erfahren hat, den zufällig anwesenden Esel mit Verlobter und Stiefsohn belud und eiligst durch die Wüste Sinai knapp 400km an den Nil floh und das auch noch überlebte. Aber wie konnte er am achten Tag nach der Geburt in Jerusalem zu Beschneidung sein? War der Esel von TUI?
Europäische Nüchternheit
Im Mittelalter war das Lesen der Bibel verboten und heute machen sich die wenigsten die Mühe und wenn, dann stolpern sie über dermaßen Ungereimtheiten, dass man es nur noch glauben kann, denn mit Tatsachen bringt man die Geschichte nicht in Einklang. Aber es ist halt so schön. Advent und Weihnachten. Die gemütlich dahin fliehende Heilige Familie unterm schützenden Sternenzelt der Wüstennacht. Freilich war Ägypten auch irgendwie wichtig, wegen der Sklavenschaft der Juden. Früher lauschte man solchen Geschichten aus dem Munde meisterhafter Geschichtenerzähler, die es verstanden, einfache Vorfälle zu wundersamen Erscheinungen in die Phantasie ihres Publikums zu zaubern. Wer konnte denn ahnen, dass irgendwann diese nüchternen Europäer daher kommen und die Geschichten entzaubern, oder noch schlimmer, alles wortwörtlich glauben? Und gerade in dieser Zeit, in diesem Advent ist doch der Weg nach Bethlehem so wichtig und der hell erleuchtete Stall und der weithin strahlende Komet und die Krippe, umringt von betenden Hirten, eingereiht, die Sterndeuter aus dem Osten, mit wertvollen Geschenken. Und niemandem, der fragt, ob denn Gold, Weihrauch und Myrrhe die Flucht nicht behinderten. Freilich, mit dem Gold konnte sich die Heilige Familie einer Karawane anschließen und mit dem Weihrauch den Kamelgestank vertreiben. Das sind aber Sorgen, denen sich die Heilige Familie höchstwahrscheinlich nicht stellen musste. Aber es ist doch herrlich, welch tolles Abenteuer die Geschichtenerzähler des Orients daraus machten und dass uns diese Geschichte immer noch verzaubert.
Advent – eine erschütternde Zeit
Es ist schon in Ordnung, wenn man eine Heimatzeitung hat. Eine Heimatzeitung ist immerhin besser als gar keine Zeitung, denn dann weißt du ja nicht mal, wer die letzte Ölung nicht überlebt hat und demnächst zum letzten Gang ab Friedhofseingang einlädt. So was liest du in der Heimatzeitung und es ist eins der wenigen Dinge, denen man vertrauen kann, weil sonst ist oft Hopfen und Malz verloren. Da liest du, dass Deutschland erschüttert ist, weil die Nationalmannschaft kein Wunder vollbracht hat, sondern entsprechend der spielerischen Leistung ausgeschieden ist. Wenn so was Deutschland erschüttert, dann muss da noch sehr viel Erschütterungspotential vorhanden sein. Vermutlich wird die Erschütterung auf der Richterskala nicht stark aufgefallen sein. Man kann das Ergebnis auch nicht dem Advent zuschreiben, wobei die Versuchung schon da war. Noch nie zuvor hatte die deutsche Nationalmannschaft ein Weltmeisterschaftsspiel am 1. Advent verloren, aber auch noch keins gewonnen. Der Advent ist die Zeit der Ankunft, das war dann auf dem Frankfurter Flughafen. Nun ist Friede, nun ist Advent, keine grölenden schwarz-rot-goldenen Gesichter mehr.
Aber damit beginnt die jährliche Erschütterung des Advents. Die Nachricht verbreitet sich rasant. Über caritative Verbände, über internationale Organisationen und sehr massiv über die Heimatzeitung. Und jedes Jahr ist man auf’s Neue erschüttert, dass es wieder Millionen hungernde Kinder gibt. Da werden mitleiderregende Fotos großflächig abgedruckt, möglichst nah an den Spendenkonten, es flattern herzzerreißende Briefe ins Haus und ganz Deutschland ist erschüttert, wie es schon wieder so weit kommen konnte. Und du überweist schnell, damit das Geld noch im Advent zu Brot für die Welt wird, denn was glaubst du, wie viele Kinder bis Heiligabend noch verhungern können. Bis Heiligabend, bis dahin muss die Hilfe spätestens angekommen sein, sonst sind wir maximal erschüttert. Oder hast du vielleicht schon mal von einem hungernden Kind nach Heiligabend gehört bzw. gelesen? Da war ja das Christkindl da und hat alle beschenkt, damit der Hunger ein Ende hat und unsere Erschütterung.
Ich hab‘ mich schon oft gefragt, warum das Christkindl nur bis zum Ende des Kirchenjahres vorsorgt. Warum kann es den Advent nicht noch drauflegen? Dann müssten die armen Kinder nicht einen ganzen Advent lang hungern und unsere Heimatzeitung könnte über andere Erschütterungen berichten. Oder hungern die Kinder sowieso das ganze Jahr lang, aber außerhalb des Advents berührt uns das nicht? Den Rest des Jahre Können wir auf gutes Gewissen verzichten? Und warum müssen diese Kinder überhaupt hungern? Wir haben doch so viele Dinge erfunden, da müssten wir doch in der Lage sein, ohne die geringste Erschütterung jedes Hungerproblem gründlich zu lösen. Wie lange würde es wohl dauern, eine Hungersnot in Deutschland zu beseitigen?
Dabei kam Jesus nicht in Europa zur Welt, sondern zwischen den Welten, zwischen Europa und Afrika, zwischen Reichtum und Armut. So als hätte er damals schon darauf hingewiesen, dass da eine Verbindung ist, dass er eine Verbindung ist, dass er verbindet. Zu seinen Lebzeiten war Afrika ein reicher Kontinent. Jetzt nicht mehr. Wie viel Schuld trifft uns daran? Wieviel Armut erzeugt Reichtum? Wie viel Schaden richtet unsere Lebensweise an? Täglich erreichen uns im Advent Spendenaufrufe. Es ist moderner Ablasshandel. Überweisen für gutes Gewissen. Wobei wir mit diesem Geld tatsächlich Not lindern.
Aber vielleicht sollten wir darüber hinaus auch mal unser Handeln, unseren Konsum, die von uns verursachten Auswirkungen überdenken und vielleicht sogar glücklicher und zufriedener auf kleinerem Fuß leben. So wie Jesus, dessen Kreißsaal ein Stall bei Bethlehem war und der in seinem Leben nicht über die Grenzen Palästinas hinauskam. Trotzdem hat er die ganze Welt verändert. Wir glauben, dass uns alle Welt offensteht und wissen doch mittlerweile, dass wir der Versuchung widerstehen müssen. Für uns bedeutet das Verzicht, für Afrika Überleben. Wir haben es in der Hand. Nicht nur im Advent, aber auch im Advent.
Der Kreiselschwader
Warum wir Vergangenheit an die Wand nageln
Wenn man mitten in die Industriealisierung der Landwirtschaft hineingeboren wurde, dann erlebt man den Wandel als ständigen Begleiter. In der Wagenhütte standen sie für nie wiederkehrende Zeiten bereit. Ein Pflug, ein Leiterwagen, eine Strohgabel, der Zugschlitten und noch einige weitere einstmals wichtige landwirtschaftliche Arbeitsgeräte. Einzig der Zugschlitten war im Winter für schneidige Abfahrten zu gebrauchen, der Rest nicht. Also fing man an, Pflüge in den Garten zu stellen und Strohbabeln oder Dreschflegel an die Wand zu nageln. Ein bisschen Heimatmuseum an der Stadelwand.
Zum Dreschflegel gesellten sich nach und nach Wagenräder, Sengsen, Rechen, Holzschaufeln und manch anderes einst brauchbares. Nostalgie. Arbeitsgeräte, die man selber noch mit Schweiß tränkte. Als wir den ersten Kreiselschwader bekamen, musste ein 28er Deutz die Maschine antreiben. Das konnte er auch, aber beim Ausheben mit der Hydraulik stellte sich oft spät heraus, wer in Sachen Gleichgewicht Recht bekommen würde. Das war letztlich auch der Kündigungsgrund für den Deutz, er wurde durch einen etwas größeren ersetzt.
Mittlerweile hat den Kreiselschwader das Schicksal des Dreschflegels ereilt, er ist Vergangenheit. Also dachte ich mir, dass es doch ein würdiges Kreiselschwaderende wäre, wenn ich ihn an die Stadelwand nagle. Doch stellte sich schnell heraus, dass beim Kreiselschwader mit Nägeln nichts auszurichten war. Der brauchte eine stabilere Befestigung und ich musste die Lorwand vorher innen mit einer eisenbewährten Betonlage verstärken, aber dann ging es und nun hängt er als stolzes Treibgut der Landwirtschaftsgeschichte fest verschraubt an der Wand. Sogar die Zapfwelle habe ich mit extra Betonankern befestigt, weil Zapfwellen zu Zeiten als Kreiselschwader noch gebraucht wurden, häufig gestohlen wurden.
Beim Orion gelang mir das leider nicht, der war zu sperrig, aber verdient hätte der es auch, ebenso wie der 28er Deutz. Immerhin wäre ich der erste gewesen, der einen 28er Deutz an die Lorwand der Stadels hängt. Interessant wird es in ein paar Jahren, wenn Doppel- und Vierfachschwader an die Lorwände geschraubt werden und dort der erste John Deere 6R 230 als Relikt hängt. Die Zukunft ist nicht aufzuhalten und die Vergangenheit kann man nur bewahren, wenn man sie allgemein sichtbar und zur immer währenden Erinnerung an die Wand nagelt.
Der 8. Tag
Die Vollendung der Schöpfung
Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass Gott das gesamte Universum in nur sieben Tagen erschaffen hat, wobei das nicht ganz stimmt, denn am siebten Tag ruhte sich Gott vom Schöpfen aus. Erstaunlich sind dabei zwei Aspekte. Der erste: Gott schuf das gesamte Universum inklusive einer leeren Erde binnen eines einzigen, des ersten Tages. Und der zweite Aspekt: die weiteren vier Tage beschäftigte er sich ausschließlich mit der Gestaltung der Erde und sie wurde richtig schön. Ja, es ist mit absoluter Gewissheit davon auszugehen, dass die Erde der wunderschönste Planet des gesamten Universums ist, wenn Gott so viel Zeit für sie verwendete. Vielleicht hat Gott zu viel Zeit für die Erde aufgewendet, denn als er am sechsten Tag den Menschen erschuf war er müde und schlief am siebten Tag.
Wer müde ist, macht Fehler
Wer müde ist, macht Fehler, das ist eine menschliche Erfahrung, aber Gott kannte keine menschlichen Erfahrungen und da es nach unseren Informationen seine erste Schöpfung war, dürfte Müdigkeit eine neue göttliche Erfahrung gewesen sein. Was hat ihn so müde gemacht? Da er sich nicht nach dem fünften Tag schlafen legte, kommt als Ursache nur der Mensch in Frage. Vielleicht ist er zu egoistisch geraten, möglicherweise raffgierig oder feindselig und kriegerisch. Jedenfalls muss Gott da schon sehr viel unerwartete göttliche Arbeit in die Menschen gesteckt haben, dass er so müde wurde. Jedenfalls legte er sich nach dem Schöpfen der Menschen schlafen.
Während Gott also am siebten Tage schlief, machte sich die Menschheit über seine Schöpfung her. Sie vermehrte sich zunächst zaghaft, legte sich aber trotzdem bald selbst mit sich an. Als Moses sich in seiner Not an Gott wandte, blinzelte Gott kurz, und diktierte ihm zehn Gebote, damit die Menschen fortan in Frieden leben können, dann legte sich wieder hin. So ein göttlicher Tag, das muss man wissen, ist länger als vierundzwanzig Stunden, viel länger.
Am Morgen des achten Tages
Als Gott am Morgen des achten Tages erwachte, warf er einen Blick auf seinen Lieblingsplaneten und stutzte. Was war geschehen? Der ganze Planet war von den Menschen umgestaltet worden. Die Rohstoffe waren ausgebeutet, vielerorts sah er tiefe Löcher und rauchende Türme in die einst schöne und klare Atmosphäre qualmen. Sein Lieblingsplanet sah nicht gut aus gar nicht gut. Gott sah Hunger und gleichzeitig Überfluss. Menschen, die vor Menschen flüchteten und Menschen, die Zäune gegen Flüchtenden errichteten. Ja, Gott sah, dass die Menschen außer Rand und Band geraten waren und auf dem besten Wege, sich selbst zu vernichten. Zwar schienen einige Menschen bereits begriffen zu haben, dass die Menschheit untergeht, aber diese wenigen konnten zu wenig ausrichten. Die Menschen hatten sich zwar Klimaziele gesetzt, erreichten diese aber nicht, ganz im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Und wie zu Mose Zeiten hatten sie einen neuen Götzen erfunden, das Mammon.
In seiner Not sandte Gott Engel auf die Erde, dass sie Unruhe stiften und die Menschen auf den rechten Weg zurückbringen. Die Engel klebten sich an belebten Straßen fest, beschmierten teure Kunstwerke, um auf die viel größere Zerstörung von Gottes Lieblingsplaneten hinzuweisen. Aber die Menschen hörten nicht auf die Engel sondern erzürnten sich über ihre Taten. Die Engel wurde eingesperrt und vor Gerichte gezerrt. Ihre Ermahnungen hörte man nicht aber ihre Aktionen wurden bestraft.
Der traurige Gott
Das machte Gott traurig, er sah alles an, was der Mensch aus seiner Schöpfung gemacht hatte und erkannte, dass es keine gute Idee ist, eine Schöpfung in Müdigkeit zu krönen. Also musste eine neue Krönung her. Zunächst aber war die alte Krönung noch da. Doch die würde sich selbst beseitigen, man konnte da vielleicht ein bisschen nachhelfen. Also sandte Gott wieder Engel auf die Erde, die zu Luxus und Zügellosigkeit aufriefen. Sie redeten den Menschen ein, dass es sich um eine Klimalüge handele. Die Menschen sollten sich große Autos kaufen, mit Flugzeugen die ganze Welt bereisen und in Saus und Braus leben. Der Konsum wurde zum wichtigsten Ziel und damit er nicht in Gefahr gerät wurden Flüchtlingsströme in Konsumländer abgewehrt. Als Gott sah, dass er die alte Krönung relativ rasch los sein würde, legte er sich wieder hin damit er für den neunten Tag richtig ausgeschlafen ist und die neue Krönung ohne Fehler schöpfen kann.
Der Wald und seine Bäume
Kollektives Bewusstsein oder selektives?
Man mag mich für einen Spinner halten, aber ich verabschiede mich von meinen Bäumen. Also nicht in der Art, dass ich von ihnen wegziehe, sondern dass ich sie einer Verwendung zuführe, die überwiegend dem Erfrierungstod im Winter entgegen wirken soll. Wir heizen mit Stückholz und das seit vielen Jahren. Stückholz wächst nicht im Holzsschuppen, es muss geerntet und mit viel Schweiß auf Ofengröße zerkleinert werden. Holz wärmt öfter.
Wenn ich einem Harvester bei der Arbeit zuschaue, dann fällt mir zuallererst das Wort "respektlos" ein. Baum für Baum wird mit eisernem Griff gepackt und mit einer Hochgeschwindigkeits-Kettensäge gefällt, dann entastet, abgelängt und abgelegt. Kaum eine Minute dauert es vom gesunden Baum bis zum verkaufsfertigen Rundholz.
So ein Baum wächst Jahrzehnte heran, steht auf seinem Platz, bietet vielen Tieren Heimat, bis ein Mensch kommt, der lediglich durch einen Eintrag im Grundbuch das Recht hat, den Baum zu fällen. Freilich mache ich das auch, aber mit Respekt. Meistens gehe ich mindestens einen Tag vor dem Fällen in den Wald und teile dem Baum mit, was ich vorhabe. Dazu lege ich meine Hände an den Stamm und hoffe, dass der Baum meine Absicht fühlt. Das geht nicht auf den Förster Peter Wohlleben zurück, sondern auf das Wunder Natur. Mittlerweile wissen wir, dass Bäume kommunizieren. Wie das genau von statten geht, das wissen wir (noch) nicht.
Wir sind ja immer schnell bei der nüchternen Wissenschaft und alles "unwissenschaftliche" wird schnell als Firlefanz abgetan, aber wissen wir es wirklich, was in der Natur abläuft? Wissen wir, dass Bäume kein Innenleben, keine Persönlichkeit haben? Entdeckt haben wir bisher nichts, aber das beweist nichts. Höchstens, dass wir es nicht wissen. Nennen wir es also Respekt vor einem Lebewesen, das um vieles älter ist als ich. Mit diesem Respekt verabschiede ich mich von einem Baum, den ich bald fällen werde.
Ich glaube, es täte uns und der Natur sehr gut, wenn wir ihr gegenüber mehr Respekt zeigen würden. Wenn wir unser Handeln daran orientieren, wie wir die Natur dabei behandeln. Wenn wir begreifen, dass wir Teil der Natur sind und nicht ihr Ausbeuter. Wenn wir mit Sorgfalt und Achtung leben. Es würde der Natur und damit uns viel besser gehen.