Hinterfotzing abonnieren

Wenn du über neue Artikel in Hinterfotzing per E-Mail informiert werden willst, dann brauchst du dich lediglich als Abonnent eintragen.

Du brauchst nur deine E-Mail-Adresse eingeben und auf "abonnieren" klicken.

Nach klick auf "abonnieren" bekommst du eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Erst nach Klick auf diesen Link bist du Abonnent.

Jede Abo-Email enthält einen Link zum Abmelden des Abos.

Hinterfotzing

Die Dynastie der Augusts

Die Bürgermeister von Hinterfotzing werden nicht etwa gewählt, nein, wo denkst du hin, sie entstammen der Dynastie der Augusts. Freilich wird auch in Hinterfotzing alle sechs Jahre ein Bürgermeister gewählt, aber die Hinterfotzinger wählen nur Bürgermeister aus der Dynastie August, das hat Tradition. Man muss es nicht verstehen und es muss auch nichts mit Vernunft zu tun haben. Die Augusts sind schwarz wie die Nacht und zwar von Scheitel bis zur Sohle. Das stört die wenigsten und man gewöhnt sich an alles. 

In meinem an Jahren nicht mehr so begrenzten Erfahrungsschatz könnte ich zwar auf fünf Augusts zurückblicken, aber die Anfangsjahre ... da ist man halt zunächst mit dem Füllen von Windeln beschäftigt und dann muss man die Lehrer bespaßen. Für Politik bleibt nicht viel Zeit, also widmete ich mich dem Thema erst ab August dem Falschen, der war viele Jahre Bürgermeister von Hinterfotzing und passte perfekt zum Ort, wenn man vom Ortsnamen ausgeht. August der Falsche hatte keine falschen Zähne oder falsche Gliedmaßen, nein, es war mehr sein Charakter. Man wusste eigentlich nie, ob er die Wahrheit sagte, trotzdem gingen viele davon aus, weil die Dynastie der Augusts nichts als die reine Wahrheit lügt. Ein Fehler, wie er im Buche steht, in dem Fall im Parteibuch.

Auf August den Falschen folgte August der Sture. Auch er schwarz wie die Seele, wie du dir sicher denken kannst. Wie sonst wäre er zu diesem Namen gekommen. August der Sture war ein streitbarer Zeitgenosse, ein Hauzwickel, wie man in Niederbayern sagen würde. Wenn er sich über das Parteiorgan der schwarzen Dynastie seine eigene Meinung verordnen ließ, dann wurde die von ihm selbst in Beton gegossen, praktisch erstarrtes Umdenkvermögen. Du musst dir das in etwa wie bei einer Fleischfliege vorstellen, also so ein dicker schwarzer Brummer. Die Fleischfliege saust so oft mit dem Kopf ans Fenster, dass du meinst, der Schädel müsste längst aus dem Bauchnabel herausschauen, sicherheitshalber hat eine Fleischfliege deshalb keinen Bauchnabel.

Als bislang dritter im Bunde kam August der Letzte an die Reihe. Man kann ihm vieles nachsagen, die entscheidenden Fähigkeiten für ein erfolgreiches Bürgermeisterdasein jedoch nicht. Wobei ich bei erfolgreich die Prosperität Hinterfotzings im Auge habe. Intellektuell braucht man ihm nichts vormachen, er würde es nicht verstehen.

Das Hauptproblem der Dynastie August ist die absolute Gehörlosigkeit. Oder vielleicht sollte ich sagen: eine sehr eingeschränkte selektive Gehörlosigkeit. Denn wenn sich ein Untertan genötigt fühlt, die Obrigkeit zu loben, dann hören sie jedes Wort. Kritik indess kommt nicht durch den Gehörgang. Bei Kritik zieht sich der August'sche Gehörgang reflexartig zusammen. Auch bei anderer Meinung. Und siehst du, wenn du die Fundamente betoniert hast bevor du das Haus planst, dann wirst du nicht mehr viel Spielraum haben. Außer Presslufthammer! Presslufthammer kommt aber nicht in Frage, weil Presslufthammer immer ein Eingeständnis ist. Also lieber falsches Haus.

Da ich zu denen gehöre, die sich ihre Meinung nicht verordnen lassen, musste ich den steinigen Weg beschreiten, mir umfassende Informationen zu beschaffen und diese auch noch gedanklich zu verarbeiten. So kam ich zum Beispiel sehr frühzeitig zur Einsicht, dass Atomkraft bescheuert ist und dass man fossile Bodenschätze nicht mehr verbrennen sollte, dass man regenerative Energien nutzen muss und die Lösung der Verkehrsprobleme nicht im Auto zu suchen ist. Aber man muss aufpassen, wann und zu wem man über seine eigenen Erkenntnisse spricht und man darf nicht den Fehler machen, das als absolut gültige Wahrheit zu verkaufen, denn erstens sind die Erkenntnisse von heute die Irrtümer von morgen und zweitens hat dein Gegenüber vielleicht und wahrscheinlich noch keinen so intensiven Denkprozess bei diesem oder jenem Thema hinter sich und schließlich muss man auch die Möglichkeit des eigenen Irrtums einkalkulieren, sonst ist man um keinen Deut besser als die Augusts.

Ja, es ist sogar ein guter Ansatz, dem täglichen Wahnsinn in Hinterfotzing und sonstwo zu begegnen, wenn man sich mehr auf die eigene Unzulänglichkeit konzentriert. Das macht die Unzulänglichkeit anderer erträglicher.

Corona-Nachrichten

Von führenden Hysterikern empfohlen

Die neuen Regeln zur Corona-Verbreitung sehen vor, dass weiterhin möglichst viele Menschen in die Ballungszentren zum Arbeiten fahren sollen. Bei Freizeitfahren gilt indessen eine strenge Überwachung der 15-Kilometer-Zone. Das Tragen von Masken wird verschärft. So dürfen Kirchen nur mehr mit FFFFFFP2-Maske betreten werden. Auf Straßen sind FFFFP2-Masken erforderlich und auch daheim müssen FFFP2-Masken umgeschnallt werden. Diese Regelung gilt bis zum 2. Stockwerk, darüber und im Keller genügt eine FFP2. Beim Rasieren ist eine FP2-Maske erlaubt. Wer sich außerhalb der 15-Kilometerzone aufhält und im Erdgeschoss wohnt, muss eine FFP2-Maske und zusätzlich eine FFFP3 darüber tragen. Bei Schneeschuhwanderungen an der Grenze zur 15-Kilometer-Zone muss die Zonengrenze deutlich sichtbar mit rotem Farbspray markiert werden. Bei Gruppen muss nur der Führende markieren.  

Autofahrer, die sich mit überhöhter Geschwindigkeit einer Radarkontrolle nähern, müssen Ihre FFPS-Maske abnehmen, es sei denn sie haben ein Restgesicht drauf gemalt, es muss aber mit Buntstiften gemacht sein und einigermaßen nach Gesicht ausschauen. Rechts unten (vom Blitzer aus gesehen) muss die Unterschrift drauf. 

Bilder für Personalausweise und Reisepässe sowie Führerscheine dürfen nur mehr mit Maske gemacht werden und zwar sowohl vom Fotografen also auch vom Fotografierten. Da die Regierung wegen der gestiegenen Umfragewerte plant, auf Dauer auf Coronamaßnahmen umzustellen, haben auch diese Dokumente die übliche Laufzeit.

Die Polizei weist vorsorglich darauf hin, dass ab sofort bei Banküberfällen keine Masken getragen werden dürfen, damit nicht aus Versehen zwangsmaskierte Bankkunden erschossen werden. Zuwiderhandeln wird mit Einziehen der gesamten Beute bestraft.

Friedhofsbesucher werden gebeten, vor Verlassen des Friedhofs  anhand der Körpertemperatur abzuschätzen, ob sich der Heimweg noch lohnt.

Wie erst heute bekannt wurde ist vor einigen Wochen der gesunde Menschenverstand an Corona verstorben, er wurde 20.000 Jahre alt und im Kreis weniger Trauernder verabschiedet. Sein Tod hinterlässt eine schmerzhafte Gedankenlücke.

Gestern erschien ein Buch von Kreisverkehrsminister Andreas Scheuer zur Maut-Affäre mit dem Titel "So weit die Lügen tragen". Scheuer verspricht darin hoffnungslose Aufklärung. Das Buch mit der ISBN-Nummer 987654321ZERO ist extrem lückenlos und hat zwei leere Seiten. Mit dem Verkauf will Scheuer sein politische Überleben sichern. Unterdessen haben ihm zahlreiche Motorradgangs militante Unterstützung zugesagt, wenn er sich gegen Maßnahmen zur Lärmreduzierung einsetzt. Unbestätigten Gerüchten zu Folge soll Scheuer ins Gesundheitsministerium wechseln, weil er als Fachmann für voreilige Vertragsabschlüsse den Impfstoffengpass lösen könnte.

Wie heute früh bekannt wurde, hat die CDU bei den Grünen angefragt, ob man sich einen Kanzlerkandidaten ausleihen könne, da die Grünen mit zwei kompetenten Kandidaten sowieso ein Problem hätten, ebenso wie die CSU mit drei Inkompetenten. Die Grünen ließen verlauten, dass sie sich mit einem CDU-Kanzler Habeck eine schwarz-grüne Koalition gut vorstellen können. Allerdings würden sie der Kandidatenausleihe nur unter der Bedingung zustimmen, dass Baerbock Vizekanzlerin und Außenministerin würde. Darüber hinaus soll die CSU nicht an der Regierung beteiligt werden. Dieser Vorschlag wurde auch in den Reihen der CDU sehr begrüßt.

Der Amerikanische Präsident Jo Biden hat eine bemannte Mission zur Nachbarbargalaxie "Andromeda" angekündigt. Chefastronaut soll Donald Trump werden, Copilot Mike Pence. Ursprünglich war der Mars als Ziel angepeilt, aber Biden überzeugte Trump, dass der Mars kein wirklich neues Ziel sei und der Andromeda-Nebel das größte Weltraumunternehmen aller Zeiten werden würde. Trump stimmte dem zu, bestand aber darauf, das als seine Idee zu vermarkten. Dagegen hatte Biden nichts einzuwenden. Trumps Frau Melania ist zwar froh, dass ihr Mann sich zu dieser Reise entschlossen hat, hätte aber eine fernere Galaxie bevorzugt.

Das Wetter bleibt weiterhin unbeständig. Zum Morgen hin könnte der Inzidenzwert örtlich steigen. Mit Niederschlägen ist nur in manchen Stimmungslagen zu rechnen. Der Intelligenzquotient wird in den nächsten Wochen abnehmen. Gleichzeitig ist vor allem in Ballungsräumen mit zunehmender Hysterie zu rechnen. 

Herr Elvau

Ein Paradebeispiel für Kleingeister

Herr Elvau wohnt in der Bröselgasse, das ist nichts Besonderes, wäre Herr Elvau nicht Bürgemeister von Hinterfotzing geworden. Denn in der Bröselgasse wohnen bekannterweise keine Geistesgrößen und Herr Elvau ist wahrlich keine Geistesgröße. Er weiß das natürlich nicht, das ist typisch für Menschen seines Schlages. Herr Elvau wähnt sich nämlich seit seiner Wahl im Kreis der Auserwählten, als Besitzer von Macht und Wissen. Da mag er sogar Recht haben aber eigentlich nicht. Denn nur Kleingeister freuen sich über Wissensvorsprung, herrschaftliches Wissen, obwohl sie nichts damit anfangen können.

Die Bröselgasse ist ein Paradebeispiel für Kleingeister. Praktisch eine Kleingeistgasse. Da werden kleine Fehden geführt, Grabenkämpfe. Es geht um "du hast mir" und um "jetzt zeig ich's dir". Du wirst von einem aus der Bröselgasse keine Größe erleben, nur Kleinkariertes und dem wird Herr Elvau seit er Bürgermeister ist mehr als gerecht.

Nun fragst du dich natürlich, wie eine Gemeinde mit einem Elvau aus der Bröselgasse und der Kleinkariertheit weiter kommen soll. Ja, das ist wahrlich eine gute Frage, die du eigentlich dem Wähler stellen müsstest, aber der und auch die, die Wählerin, sind damit überfordert, denn letztlich stammen sie alle aus der Bröselgasse und haben den engen, kleinkarierten Bröselgassenblick. Sie wissen ja gar nicht, was möglich wäre, weil sie nur ihre Bröselgasse kennen und daher nur im Rahmen des Vorstellbaren eines Bröselgassners wählen. 

Und nur deshalb konnte es so weit kommen, dass Herr Elvau aus der Bröselgasse Bürgermeister wurde, weil sehr viele Wähler in einer Bröselgasse wohnen und die Grenzen der Bröselgasse auch die Grenzen ihrer Vorstellung und Welterfahrung sind. Ja! Die Begrenztheit des Menschen hat viele limitierende Faktoren.

Du fährst ja ohne Helm!

Die Missbilligung sicher geglaubter Freiheiten

Seit fast einem Jahr sind wir nun ein E-Bike-Paar. Ich gehörte nie zu denen, die naserümpfend E-Bike-Fahrern begegneten, weil sie selbst frühestens mit siebzig Jahren den Gedanken an ein eigenes E-Bike überhaupt zulassen würden. Mittlerweile scheinen viele der E-Bike-Verschmäher entweder frühzeitig siebzig geworden zu sein oder einen wundersamen Sinneswandel durchlebt zu haben. Hat ja auch ein bisschen was von Vergangenheitsliebe. Siehst du, wenn du an so einem E-Bike-Verschmäher vorbeiradelst (also nicht überholen, nein, das vertragen sie ganz schlecht), dann sieht er dich als Drückeberger, als Weichei. Fährst du mit einem Motorrad vorbei, bist du ein sportlicher Typ, ein wilder Hund. Und als Motorradfahrer kann ich dir - natürlich unter vorgehaltener Hand - zuverlässig sagen, dass Motorradfahren mit Sport genausoviel zu tun hat, wie ein Wiener Schnitzl mit Diät. Motorradfahren wird erst sportlich, wenn du es staubtrocken zur Tanke schieben musst. Die E-Bike-Verschmäher grüßen nicht, also sie grüßen keine E-Biker, also höchst selten. Freilich ist es auch eine Frage des Geldbeutels, aber auch da gibt es interessante Unterschiede.

Wer unsere Heimat mag, der wird schnell erkennen, dass sie nicht flach wie eine Scheibe Leberkäse ist, sondern eher buckelig wie ein Strudel. Also geht es munter bergab, dabei ist die Radlart wurst, aber auch bergauf, mehr oder weniger steil und lang und da macht das "E" einen gewaltigen Unterschied. Das sieht man allein schon am Vermehrungsfaktor der E-Bikes, der auch auf viele relativ betagte Quereinsteiger zurückzuführen ist.

Bei mir gab es keine radllose Zeit, ich fuhr von Kindheit an, mal mehr, mal weniger, aber durchgängig. Als das Trekkingradl erfunden wurde, war ich absolut begeistert. Einundzwanzig Gänge, die Berge wurden flach und flächer. Beim E-Bike dauerte es ein bisserl, weil die Akkus anfangs weder schön noch ausdauernd waren. Aber mittlerweile, ui, ui, ui, da sehen die E-Bikes keineswegs scheiße aus und sie halten durch, dass das Hinterteil oft früher aufhören möchte. Auch das eine fatale Folge gut gemeinter Falschinformationen. "Hart und schmal müsse er sein", so der Rat vieler Spezialisten. Ich musste viele Schmerzen ertragen, bis ich den Ratschlägern misstraute und mir endlich einen bequemen und - oh Wunder - schmerzfreien Sattel besorgte. Ein Schmerzfreier Sattel auf einem E-Bike, das ist nun meine Ausstattung. 

Als wir neulich wieder mal als E-Bike-Paar unterwegs waren und durch ein schmuckes Grenzdorf fuhren, mokierte sich ein vorlautes Mädchen: "Du fährst ja ohne Helm!" In astreinem Hochdeutsch. Es lag mir schon so was wie "du Rotzbibbm" auf der Zunge, aber ich schluckte es hinunter und tat als bemerkte ich erst jetzt, dass ich unbehelmt war. Tja, das sind die Freiheiten, die uns Stück für Stück genommen werden. Als ich Radfahrer wurde, gab es keinen Radlhelm. Selbst Eddie Merckx, der gefühlt schnellste Radfahrer meiner Kindheit hatte keinen. Und auch bei Skirennen hielt die Strickmütze jeder Geschwindigkeit stand. Heute sehen sie dich naserümpfend an: "Wie verantwortungslos", weil selbst der E-Bike-Verschmäher mit Helm fährt. Den verschmäht er nicht.

Siehst du, das ist das Geheimnis: Jeder nimmt sich von den Errungenschaften der Zeit genau das, was ihm passt und verschmäht, was ihm nicht passt. Und Corona hat das jetzt sogar noch auf die Spitze getrieben. Auf einmal versuchen dich völlig unbekannte Mitbürger zu bevormunden, was du nun zum Schutz tun muss und was nicht. Neulich vergaß ich doch glatt das Gesichtslatzerl, als ich zum Geldautomaten musste. Dass mir der Automat trotz Kamera ohne Latzerl Geld ausgezahlt hat, rechne ich dem Programmierer hoch an. Interessant wird es aber, wenn die Maskerade wieder abgeschafft wird, ob dann die Kameras in den Banken bei Maskierten Alarm schlagen und ob mich die Mitskifahrer am Lift wegen des Fehlens eines Helms ermahnen und Radfahrer jedweder Art mich wegen helmloser Freiheit vom Rad zerren. Ja, so schnell ziehst du wegen ein bisschen Freiheit die Missgunst deiner Mitmenschen auf dich. Selbst George Orwell hatte das in seinem Roman 1984 nicht auf dem Schirm.

Goldregen

Wie man in leeren Löchern aus dem Vollen schöpft

Corona hat der Wirtschaft einen Schleifprügel umgehängt und in Deutschland wird der Pleitegeier in den Himmel prognostiziert. Dabei lief die Wirtschaft bis vor kurzem im Turbomodus. Personal war kaum zu kriegen und in manchen Bereichen konnte jeder Preis verlangt werden. Schon vor Corona wurde von Rezession gefaselt, dabei waren wir immer noch im höchsten Gang. Diese Woche schrieb ein Schlachthofdirektor, dass der Betrieb nur mit ausländischen Kräften aufrecht erhalten kann, weil die Deutschen nicht mehr metzgern wollen. Nun ja, habe ich mir gedacht, was wird er wohl verdienen, so ein ausgebildeter Metzgergeselle? Immerhin etwas unattraktive Arbeitszeiten, gefährliche und schwere Arbeit, da sollte er nicht unter dreitausend Euro brutto abgespeist werden. Aber da liege ich Welten daneben. Denn wenn es um Nahrung geht, ist die billigste Arbeitskraft zu teuer und Osteuropa sorgt für das günstige Schnitzel in der Fleischtheke. 

Wenn die verminderte Umsatzsteuer von 7% auf 5% runter geht, ändert das an der finanziellen Situation des Ostmetzgers vermutlich recht wenig. Genau so, wie kaum was von der Verminderung der Mehrwertsteuer beim Verbraucher ankommen wird. Aber die Politiker werden sich darauf berufen, dass es ihre hehre Absicht war. Ja wenn sie das gewesen wäre, dann hätten sie das Geld ja direkt an die Bürger auszahlen können und zwar nach dem Gießkannenprinzip, denn selbst wenn die Umsatzsteuerreduzierung komplett weitergegeben würde, profitierten die Betuchten am meisten davon.

Momentan werden die Milliarden aus bislang leer geglaubten Löchern geschöpft, dass man mit dem Staunen kaum nach kommt. Vor Kurzem noch war ein bedingungsloses Grundeinkommen unfinanzierbar. Aber im Vergleich zum aktuellen Goldregen wäre es ein Trinkgeld gewesen. Noch vor Kurzem pochte Deutschland auf die Einhaltung der schwarzen Null und auf Stabilitätskriterien und nun sind wir Schuldenweltmeister.

Wie viele Löcher kann man in einen Schiffsrumpf bohren, bis das Schiff sinkt? Wie viel Schulden kann man einem Staatswesen aufbürden, bis es zusammenbricht? Ist ja nicht so, dass es das noch nie gegeben hätte. Neu ist nur die Dimension und die weltweite Ausdehnung. Bei Monopoly gewinnt zum Schluss immer einer und alle anderen sind pleite. Alle anderen gehören dem einen Sieger. Wird also interessant, wie das Weltmonopoly endet und ob das nächste Spiel auf dem gleichen Brett und mit gleichen Bedingungen gestartet wird. 

Hubertomatik

Aiwangers Spezlrechnung

Weshalb jetzt der Hubsi bei seinem Beispiel ausgerechnet mit sechs Spezl in den Biergarten ausgerückt ist, das wird sich wohl in einer seiner spartanischen Gehirnwindungen so ergeben haben. Auf jeden Fall kam er damit im Ranking der Unverständlichkeiten Edmund Stoibers Transrapidansprache schon sehr nahe. Das wiederum legt den Verdacht nahe, dass Aiwangers Spezlmathematik ein Biergartenbesuch mit seinen sechs Spezln voraus ging. Zumindest wäre das ein nachvollziehbarer Erklärungsversuch. 

Warum nur fällt mir bei Aiwangers Reden in niederbayerischem Hochdeutsch immer die Volkshochschule in der nördlichen Oberpfalz ein? Nein, er nahm dort keinen Unterricht und das ist das absolut Seltsame. Vielleicht kann man diese guturale Ausdruckweise auch durch den Konsum von Oberpfälzer Sprach-CDs erlernen, während man mit der Saugülle über den Acker mäandert. Aber warum um alles in der Welt sollte man das tun? Andererseits hat der Aiwanger vor vielen Jahren und außerhalb jeder Wahlzeit für den Aiwanger plakatiert und die Freien Wähler haben erst mal nur dumm aus der Wäsche geschaut und gar nicht gemerkt, dass ihnen da einer die Freiheit wegnimmt. Also wäre die Aiwanger'sche Lautverschiebung durchaus im Bereich des Zutraubaren.

Wie der Aiwanger bei sechs Spezln mit Bezugsperson auf einen fünfzehn Meter langen Tisch kommt, ist eine weitere Untergründlichkeit in Aiwangers Spezialmathematik, die wohl einmal als Hubertomatik in die Geschichte eingehen wird.

 

Na endlich

Morgen ist Hinterfotzing in der Zeitung

Während die ganze Welt jede Menge mitzuteilen hat, scheint es in Hinterfotzing nichts Berichtenswertes zu geben. Tag für Tag keine Erwähnung im Lokalteil von Hirndübelpress. Manchmal wird ein uraltes Ding ausgegraben und dann groß und breit aufgemacht. Aber Neuigkeiten? Die suchst du lang. Doch morgen ist Samstag und da kommen die Jubilare und da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn in Hinterfotzing kein Jubilar ist.

Mittlerweile ist der Samstag in manchen Wochen der einzige Tag an dem Hinterfotzing in der Hirndübelpress erwähnt wird. Freilich, so prickelnd sind die Jubiläen auch nicht. Immerhin steht da auch nur "Sepp Glatzkopf 80, Hinterfotzing". Schon dürftig aber mehr gibt es halt nicht. Als regelmäßiger Zeitungsleser und Heimatpatriot bist du deshalb dafür schon froh. Immerhin rührt sich ja auf der Homepage von Hinterfotzing auch kaum was. Das Bannerbild kenne ich jetzt schon in- und auswendig und könnte dir aus dem Gedächtnis sagen, wie viele Strommasten da drauf sind. Vermutlich hat der Bildverantwortliche gemeint, dass es gut ist, wenn Strommasten drauf sind, weil dann der potentielle Gewerbeansiedler gleich sieht, dass es Strom gibt. Ansonsten zeigt die Ansicht sehr schön, wie sich Fuchs und Hase "gute Nacht" sagen.

Das muss man sich auch erst mal trauen. Die meisten kommunalen Webseiten treten ja auf, dass du meinst, dort ist der Nabel der Welt. Hinterfotzing hat das nicht nötig, denn es weiß genau, dass es von Nabel der Welt weit entfernt liegt. Also trägt man demonstrativ Bescheidenheit zur Schau. Das ist perfektes Understatement. Als Dilettantismus getarnte Zurückhaltung. Freilich eine Gratwanderung. Aber so lange man die Absicht dahinter erkennt, ist es ein absolut machbarer Weg und der lockt an, weil die offensichtlichen Lücken die Neugier wecken. Wir dürfen also weiterhin gespannt sein, wie sich die gezielte Informationslosigkeit auf die Zukunft Hinterfotzings auswirken wird.

Donnerwetter

Herrn Elvaus erste Schlappe

Zur Zeit wird bayernweit konstituiert was das Zeug hält. Natürlich geht es da vor allem um die Bürgermeisterstellvertreter, ja ist doch klar. Und jeder Bürgermeister sucht da seine Kandidaten in Stellung zu bringen. Damit das klappt muss die eigene Fraktion natürlich eingeschworen werden und genau da scheint dem Herrn Elvau ein ziemlicher Fehler unterlaufen zu sein, denn beide Stellvertreter standen mit Sicherheit nicht auf seiner Wunschliste, der Zweite schon überhaupt nicht und dass der Zweite dann auch noch mit fast 3/4-Mehrheit gewählt wurde, dürfte Herrn Elvau einigermaßen Kopfzerbrechen bereiten.

Dass muss einem ja schon bei rudimentären Kenntnissen des Zahlenraums von 0 bis 21 klar sein, dass ein Kandidat aus dem anderen Lager nicht 3/4 der Stimmen bekommen kann, wenn das eigene Lager über eine satte Mehrheit von knapp 3/4 verfügt. Jetzt wird er wohl grübeln, wo er sich verrechnet hat. Vermutlich bei den eigenen Gemeinderäten, also nicht denen seiner Listen, sondern denen seiner Listen, auf die er zählen kann. Und er wird sich wohl mit Vertretern abfinden müssen, von denen er nicht vertreten werden will. Vielleicht haben aber auch die Gemeinderäte, also die Unberechenbaren gedacht, dass man Herrn Elvau durchaus mal eine Grenzlinie ziehen kann, damit er weiß, wo seine Macht endet.

Gerüchten zufolge sitzt Herr Elvau seither in seinem Grübelzimmer mit aufgeklapptem Laptop und hunderten geöffneten Exceltabellen, wo er untermalt von monotonen Langzeitmonologen herauszufinden sucht, wie das passieren konnte. Dabei habe ich gleich gesagt: Ein Gemeinderat ist kein Feuerwehrangriffstrupp, sondern ein unberechenbares Gremium. Keine Ahnung welch flammende Empfehlungsreden er für seine Wunschkandidaten hielt, gezündet haben sie jedenfalls nicht. 

Und das sage ich dir: Wenn einer Bürgermeister werden will, dann ist es schon gut, wenn er ein guter Redner ist und außerdem sollte er ein guter Diplomat sein. Wobei ein guter Diplomat unbedingt ein guter Redner sein muss, während ein guter Redner kein guter Diplomat sein muss, wenn er nicht Bürgermeister werden will, sondern Festredner oder Prediger oder so was. Drum wundert's mich immer wieder, dass sich Leute um das Bürgermeisteramt bewerben, bei denen weder das eine noch das andere messbar vorhanden ist. Aber siehst du: Nicht die bewerben sich, die Bürgermeister können, sondern die, die Bürgermeister wollen und das ist leider ein gravierender Unterschied. Wenn das die Wähler erkennen, dann kann es noch mal gut ausgehen, aber mal ehrlich: die Wähler - völlig unberechenbar, teilweise sogar unbrauchbar.

Das große Erwachen

Was wir aus dem Shutdown lernen können

Der Mensch zieht aus allen Erfahrungen seine Schlüsse. Ein syrischer Philosoph sagte mir einmal: "Jede Begegnung verändert dich!" Ja, er hatte recht. Denn jede Begegnung, jedes Erlebnis verändert. Das fängt schon mit dem ersten Griff auf die heiße Herdplatte an. Dem Vertrauen und Misstrauen zu Menschen auf Basis der Erfahrung, die wir mit ihnen machen. Und unsere Entscheidungen basieren auf immer mehr Erfahrungen, also werden sie besser, zumindest theoretisch. Praktisch funkt uns der innere Schweinehund manchmal dazwischen.

Mit dem Coronashutdown konnten wir nun unheimlich viele neue Erfahrungen machen. Zum Beispiel wie wichtig eine eiserne Klopapierration ist und dass man heute keine Maske aufsetzen muss, morgen aber schon. Dass auf einmal kostenlose Busse möglich sind und vieles im Internet erledigt werden kann, was vorher unmöglich schien. Und wer hätte gedacht, dass wir ohne Billigflüge auskommen? Auf einmal sind Heimarbeitsplätze kein Problem und man kann sich auch bei wichtigen Dingen per Videokonferenz unterhalten, sogar auf internationaler Ebene. Die Menschen kochen wieder, wow! Und es scheint ihnen sogar zu gefallen. Man freut sich über die Erlaubnis zum grundlosen Hausverlassen. Die kleinen Dinge finden wieder Wertschätzung. Also nicht die ganz kleinen, diese Coronas. 

Könnte vielleicht sogar manches davon bleiben? Kostenloser ÖPNV? Weniger Flugbetrieb? Weniger Staus? Mehr Freude am Kleinen? Klopapier als Sicherheitsfaktor in Notzeiten? Das wäre freilich schön, doch lassen die angehäuften Erfahrungen eher vermuten, dass alles möglichst bald wieder in den Verrücktmodus hochschaltet und Ischgl sich bald wieder zum Mega-Party-Snowdome emporschwingt, wo die Gletscherehe wieder als eisfunkelndes Eventparadies angestrebt wird. 

Aber dann kommen auch die wichtigen Probleme wieder in den Fokus und die haben mit ausreichend Masken und Klopapier wenig zu tun. Das Klima, die Natur, das Artensterben, die Ausbeutung. Ja, das kommt dann auch alles wieder. Denn wenn wir wieder ins Turboleben hochschalten, dann geht's auch den Ressourcen wieder ordentlich und rücksichtslos ans Leder. Aber das ist halt der Mensch, er kann nicht anders. So wie der Frosch an der Zigarette zieht, bis es im den Luftsack zerreißt. Unser Luftsack heißt Atmosphäre, da werden wir wohl bald eine zweite brauchen.

« zurück     1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12     weiter »